Lymphknotenschwellung
Synonyme: Lymphknotenvergrößerung, Lymphadenose
Englisch: lymphadenopathy
Definition
Als Lymphknotenschwellung bezeichnet man die sicht- oder tastbare Vergrößerung eines oder mehrerer Lymphknoten. Nicht jede Lymphknotenschwelllung hat einen Krankheitswert. Erkrankungen der Lymphknoten werden unter dem Begriff Lymphadenopathie zusammengefasst.
Epidemiologie
Einteilung
...nach Lokalisation
- zervikale und supraklavikuläre Lymphknotenschwellung
- axilläre Lymphknotenschwellung
- inguinale Lymphknotenschwellung
- popliteale Lymphknotenschwellung
Weiterhin können auch tief gelegene, i.d.R. nicht palpable Lymphknotenstationen geschwollen sind:
- thorakale Lymphknotenschwellung: z.B. hilär oder mediastinal
- abdominelle Lymphknotenschwellung: z.B. paraaortal
...nach Verteilung
- lokale bzw. regionäre Lymphknotenschwellung
- generalisierte Lymphknotenschwellung: mehr als 2 nicht benachbarte Lymphknotenstationen
...nach Schmerzhaftigkeit
- dolente Lymphknotenschwellung: schmerzhaft bei Palpation
- indolente Lymphknotenschwellung: nicht schmerzhaft
...nach Verlauf
- akute Lymphknotenschwellung: 1-2 Wochen
- subakute Lymphknotenschwellung: 2-6 Wochen
- chronische Lymphknotenschwellung: über 6 Wochen
Ätiologie
Lymphknotenschwellungen können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Sie können sowohl bei Infektionen als auch bei malignen oder immunologischen Erkrankungen vorkommen. Weitere Ursachen sind z.B. Stoffwechselerkrankungen oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Die typischen Ursachen liegen häufig entweder im Lymphknoten selbst (z.B. bei Lymphomen) oder im tributären Gebiet des Lymphknotens (z.B. bei infizierten Wunden).
Im folgenden werden die wichtigsten Ursachen für Lymphknotenschwellungen im Kindes- und Jugendalter aufgelistet:
Infektionen
Bakterien
- A-Streptokokken, Staphylokokken: meist unilateral
- NTM (Nicht-tuberkulöse Mykobakterien): meist unilateral
- Mycobacterium tuberculosis (Tuberkulose)
- Bartonella henselae (Katzenkratzkrankheit): meist unilateral
- Treponema pallidum (Syphilis)
- Borrelien (Borreliose)
- Brucellen (Brucellose)
- Yersinien (Lymphadenitis mesenterialis)
- Francisella tularensis (Hasenpest)
- Aktinomyzeten, Nocardien
- Chlamydien
- Mykoplasmen
Viren
- Epstein-Barr-Virus (infektiöse Mononukleose)
- Cytomegalievirus
- Herpes-simplex-Virus
- Varizella-Zoster-Virus
- Humanes Herpesvirus 6
- Parvovirus B19
- HIV
- Masern, Mumps-, Rötelnvirus (auch nach Impfung)
- Coxsackieviren
- Rhinoviren
- Influenzaviren
- Parainfluenzaviren
- RSV
- Adenoviren
Pilze
Parasiten
Malignome
- Leukämien
- Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome
- Posttransplantationslymphome (PTLD)
- Metastasen (z.B. Nasopharynxkarzinome, Rhabdomyosarkome, Schilddrüsenkarzinome, Keimzelltumore)
Lymphoproliferative Erkrankungen
- Morbus Castleman
- X-chromosomale lymphoproliferative Erkrankungen (XLP)
- autoimmunes lymphoproliferatives Syndrom (ALPS)
Immunologische Erkrankungen
- Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH)
- Langerhans-Zell-Histiozytosen (LCH)
- Morbus Rosai-Dorfman (Sinushistiozytose mit massiver Lymphadenopathie)
- Kawasaki-Syndrom
- systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA, Morbus Still)
- PFAPA-Syndrom (periodisches Fieber mit Aphthen, Pharyngitis und Adenitis)
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)
- Sarkoidose
- variables Immundefektsyndrom (CVID)
- IgG4-assoziierte Erkrankungen (IgG4-RD)
- septische Granulomatose (CGD)
- Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS)
Stoffwechselerkrankugnen
Medikamente
Pathogenese
Entzündung
Bei einer Entzündung sind Lymphknotenschwellungen eine physiologische Reaktion auf Entzündungsreize (z.B. eine Infektion mit Mikroorganismen). Man spricht von einer reaktiven Lymphknotenschwellung bzw. einer Lymphadenitis, bei der es zu einer Vermehrung von Lymphozyten im Lymphknoten kommt.
Tumoren
Im Rahmen von Tumorerkrankungen entstehen Lymphknotenschwellungen durch das Wachstum maligner Zellen innerhalb des Lymphknotens, was zu einer Substanzvermehrung und damit zu einer Vergrößerung der betroffenen Lymphknoten führt.
Sklerosierung
Durch vorausgegangene Infektionskrankheiten, wie z.B. infektiöse Mononukleose, kann es vorkommen, dass Lymphknoten über mehrere Monate, teilweise auch Jahre hinweg ohne nennenswerte Größenzunahme und Druckdolenz geschwollen bleiben. Die Ursache hierfür ist eine bleibende Gewebeverdichtung im Lymphknoten (Sklerosierung).
Diagnostik
Aufgrund der Vielzahl an Ursachen sollte die Lymphknotenschwellung in Zusammenhang mit anderen Befunden (Anamnese, körperliche Untersuchung, Labor, Bildgebung) interpretiert werden. Unklare Lymphknotenschwellungen, d.h. Lymphknotenschwellungen ohne erkennbare klinische Ursache (z.B. Infekt), müssen engmaschig beobachtet werden. Bildet sich eine unklare Lymphknotenschwellung nicht nach zwei bis drei Wochen zurück, sollte eine Lymphknotenbiopsie mit anschließender histologischer Untersuchung des Biopsats vorgenommen werden. Lymphknoten, die jedoch schon meist über Jahre hinaus bestehen bleiben und nicht an Größe zunehmen, sind meist unbedenklich und nicht interventionsbedürftig.
Inspektion
Bei der Inspektion einer Lymphknotenschwellung achtet man vor allem auf sichtbare Entzündungszeichen (Rötung) und durchmustert systematisch das tributäre Gebiet des betroffenen Lymphknotens nach Verletzungen, Infektionen oder anderen pathologischen Veränderungen. Bei Schwellungen im Bereich des Unterkiefers gehört dazu auch die Inspektion der Mundhöhle (Aphthen, Zahnstatus).
Palpation
Bei der Palpation einer Lymphknotenschwellung achtet man auf
- Größe: Sind die Lymphknoten nur leicht oder deutlich vergrößert?
- Konsistenz: Fühlt sich die Schwellung weich oder hart (induriert) an?
- Verschieblichkeit: Ist der Lymphknoten gegen seine Umgebung verschieblich?
- Druckdolenz: Ist der Lymphknoten schmerzhaft oder nicht?
Interpretation
- Weiche, druckdolente und gut verschiebliche Lymphknoten findet man vor allem bei akuten Entzündungen und Infektionskrankheiten. Die Druckdolenz ist Ausdruck einer Kapselspannung des Lymphknotens durch seine rasche reaktive Größenzunahme.
- Indolente und verschiebliche Lymphknoten können auf Autoimmunerkrankungen oder Speicherkrankheiten hinweisen.
- Indolente, miteinander oder dem umgebenden Gewebe "verbackene" Lymphknoten kommen bei malignen Veränderungen oder chronischen Infektionen vor.
- Kleine, harte, schmerzlose, verschiebliche Lymphknoten palpiert man häufig als Zeichen einer alten ausgeheilten Lymphadenitis (Sklerosierung)
Differenzialdiagnosen
Eine Lymphknotenschwellung muss von anderen Ursachen einer sicht- bzw. tastbaren Schwellung abgegrenzt werden, z.B.:
Literatur
- S1-Leitlinie Lymphknotenvergrößerung, abgerufen am 14.09.2021
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