Katzenkratzkrankheit
Synonyme: KKK, Katzenkratzfieber, Katzenkratzlymphadenitis, Debre-Erkrankung, benigne Inokulationslymphoretikulose
Englisch: cat scratch disease(CSD), Cat scratch fever, inoculation lymphoreticulosis, subacute regional lymphadenitis, cat scratch adenitis
Definition
Die Katzenkratzkrankheit ist eine meist selbstlimitierend verlaufende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Bartonella henselae ausgelöst wird.
Epidemiologie
Die Katzenkratzkrankheit tritt weltweit auf, insbesondere in warmen und feuchten Regionen. In gemäßigten Zonen ist die Inzidenz in Herbst und Winter am höchsten. Sie beträgt ca. 10/100.000. Kinder sind etwas häufiger betroffen als Erwachsene.
Als natürliches Erregerreservoir gilt die Hauskatze. Katzenflöhe (Ctenocephalides felis) sorgen für eine Übertragung zwischen einzelnen Katzen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht beschrieben.
Ätiologie
Die Katzenkratzkrankheit wird häufig durch Biss oder Kratzen durch eine infizierte Katze ausgelöst. Meistens ist Bartonella henselae der Auslöser, ein gramnegatives Stäbchenbakterium. Selten wurden auch andere Bartonella-Arten (z.B. Bartonella claridgeiae) oder Afipia felis beschrieben.
Pathogenese
Nach Biss- oder Kratzverletzung durch eine infizierte Katze (evtl. durch kontaminierten Flohkot) kommt es zur Inokulation von Bartonella henselae. Junge Kätzchen haben die Bakterien häufiger im Blut, was es wahrscheinlicher macht, von einer jungen Katze als von einer ausgewachsenen angesteckt zu werden. Denkbar ist weiterhin eine Exposition der Schleimhäute oder der Konjunktiven durch Tröpfchen oder Belecken.
Anschließend befällt das Bakterium die regionalen Lymphknoten. Die Folge ist eine Th1-Immunreaktion mit nekrotisierender granulomatöser Lymphadenitis.
Klinik
Typische Katzenkratzkrankheit
Bei der Katzenkratzkrankheit entsteht bei den meisten Patienten an der Inokulationsstelle innerhalb weniger Tage bis 2 Wochen eine kleine (0,3-1 cm), schmerzlose, gerötete Papel oder Pustel. Frühestens 1-3 Wochen nach Katzenkontakt kommt es zur häufig schmerzhaften Lymphadenopathie. Darüberliegend kann sich ein Erythem bilden, in 10-15 % d.F. finden sich Eiterabsonderungen.
Betroffen sind meist die axillären Lymphknoten, seltener andere Lymphknoten an Kopf und Hals oder die inguinalen bzw. femoralen Lymphknoten. Bei 50 % der Patienten treten neben allgemeinem Krankheitsgefühl auch leichtes Fieber und Appetitlosigkeit auf, seltener sind Gewichtsverlust und Nachtschweiß.
Atypische Katzenkratzkrankheit
Bei 10-15 % der Patienten verläuft die Katzenkratzkrankheit atypisch. Mögliche Symptome bzw. Syndrome sind u.a.:
- okuloglanduläres Parinaud-Syndrom: granulomatöse Konjunktivitis, ipsilaterale präaurikuläre Lymphadenitis
- granulomatöse Hepatitis und/oder Splenitis
- Neuroretinitis: v.a. unilaterale Visusminderung
- andere ophthalmologische Symptome
- neurologische Störungen: Enzephalopathie, Krampfanfälle, Myelitis, Radikulitis, Zerebellitis, Fazialisparese, andere Hirnnervenparesen
- Fieber unbekannter Ursache (FUO)
- Myalgie, Arthritis, Arthralgie
- Tendinitis
- Osteomyelitis
- Endokarditis
- Myokarditis
- Pneumonitis
- Pleuraerguss
- Glomerulonephritis
- Hyperkalzämie
- idiopathische thrombozytopenische Purpura
- Purpura Schoenlein-Henoch
- dermatologische Symptome (z.B. Erythema nodosum, Erythema multiforme)
Bei älteren Patienten (> 60 Jahre) fehlt meist die Lymphadenopathie. Bei HIV-Infizierten oder immunsupprimierten Patienten kann es zusätzlich zum Auftreten einer bazillären Angiomatose kommen.
Diagnose
Bei anamnestischem Katzenkontakt, einer Primärläsion an der Inokulationsstelle und einer regionalen Lymphadenopathie besteht ein starker Verdacht auf eine Katzenkratzkrankheit. Das Routinelabor erbringt meist nur normale oder unspezifische Befunde (z.B. Leukozytose).
Die Diagnosestellung gelingt durch einen serologischen Antikörpernachweis im Blut. Zur Serokonversion kommt es jedoch erst nach mehreren Wochen. Bei seronegativen Patienten oder bei schweren Komplikationen (z.B. Enzephalitis) ist eine Feinnadelaspiration oder Biopsie und anschließende PCR-Untersuchung indiziert. Histopathologisch zeigt sich initial eine lymphatische Hyperplasie, im Spätstadium sind sternförmige Granulome mit Nekrosen, Mikroabszesse und mehrkernige Riesenzellen sichtbar.
Differenzialdiagnosen
Therapie
Die Katzenkratzkrankheit heilt meist spontan innerhalb von 1-2 Monaten aus. Bei ausgedehnter Lymphadenopathie kann Azithromycin (500 mg p.o. an Tag 1, dann 250 mg/d p.o. für 4 Tage) erwogen werden. Bei Retinitis oder anderer atypischer Manifestation ist eine Kombinationstherapie aus Doxycyclin (2 x 100 mg/d p.o.) und Rifampicin (2 x 300 mg/d p.o.) für 4-6 Wochen indiziert. Des Weiteren sollten eitrige Lymphknoten durch Punktion entlastet werden.
Immungeschwächte Patienten müssen grundsätzlich eine systemische Antibiotikatherapie erhalten. Bei ihnen ist die Abheilung langwierig und komplikationsreich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Symptome klingen i.d.R. über Wochen (Fieber und Schmerzen) bis Monate (Lymphknotenschwellung) ab, eine Persistenz der vergrößerten Lymphknoten ist jedoch möglich. Nach durchgemachter Infektion besteht eine lebenslange Immunität.
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