Bartonella henselae
Synonyme: Rochalimaea henselae
Englisch: bartonella henselae
Definition
Bartonella henselae ist ein stäbchenförmiges Bakterium aus der Gattung Bartonella (Klasse Alphaproteobakterien). Es ist der Erreger der Katzenkratzkrankheit (KKK).
Systematik
- Abteilung: Proteobacteria
- Klasse: Alphaproteobacteria
- Ordnung: Rhizobiales
- Familie: Bartonellaceae
- Gattung: Bartonella
- Art: Bartonella henselae
- Gattung: Bartonella
- Familie: Bartonellaceae
- Ordnung: Rhizobiales
- Klasse: Alphaproteobacteria
Charakteristika
Bartonella henselae ist ein mikroaerophiles, pleomorphes, oxidase- und katalase-negatives Bakterium. Es lebt fakultativ intrazellulär. Die durchschnittliche Länge beträgt 2 Mikrometer und die Breite 0,5-0,6 Mikrometer. Es ist von einem dichten Saum des Bartonella-Adhäsins A (BadA) bedeckt.
Bartonella henselae besitzt war den Zellwandaufbau gramnegativer Bakterien, lässt sich jedoch kaum anfärben.
Zur Fortbewegung besitzt Bartonella henselae weder Flagellen noch Geißeln. In vitro wachsen angelegte Kulturen nur sehr langsam und müssen stets optimale Wachstumsbedingungen haben.
Phylogenetisch besteht eine Verwandtschaft zu Brucella spp., Agrobakterium spp. und Rhizobium spp. Es existieren 2 verschiedene Serotypen:
- Serotyp 1 (Houston-1) und
- Serotyp 2 (Marseille)
Diese Einteilung basiert auf Unterschieden in den DNA-Sequenzen.
Molekularbiologie
Das Genom von Bartonella henselae besteht aus rund 1,93 Mio. Basenpaaren mit etwa 2.000 Genen. Die von ihnen kodierten Proteine verleihen dem Erreger u.a. die Fähigkeit zur Glykolyse und ATP-Synthese. Neben dem Protein BadA ist das VirB/VirD4-Tp-4-Proteinsekretionssystem (T4SS) entscheidend für die Pathogenität.
Extrazelluläre Proteine
Das T4SS injiziert Bartonella-translozierte Effektorproteine (Bep) in die Wirtszelle:
- BepA verursacht eine Hemmung der Endothelzell-Apoptose, eine proinflammatorische Aktivierung und Umlagerung von Zytoskelettbestandteilen.
- BepG interferiert mit der Aufnahme bakterieller Aggregate.
Resistenz
Bartonella henselae kann nur unter mikroaerophilen Bedingungen überleben. Es ist empfindlich gegenüber hohen und niedrigen Temperaturen sowie Desinfektionsmitteln.
Vorkommen
Der Erreger hat eine weltweite Verbreitung. Der wichtigste Wirt sind junge Katzen, die meist eine asymptomatische Bakteriämie aufweisen. Des Weiteren wurden auch Erreger in anderen Säugetieren (z.B. Hunden) sowie in Katzenflöhen und Zecken gefunden.
Klinik
Bartonella henselae ruft weltweit häufige Krankheitsbilder beim Menschen hervor. Betroffen sind in 80 % d.F. Kinder zwischen 2 und 14 Jahren. Etwa 14 % aller unklaren Schwellungen im Kopf-Hals-Bereich sollen durch Bartonella henselae verursacht sein.
Übertragung
Der Mensch infiziert sich durch Kratzer oder Bisse bakteriämischer Katzen (evtl. über den Kot des Katzenflohs). Der Katzenfloh dient der Übertragung zwischen Katzen. Möglicherweise kommen auch Zecken als Vektoren in Betracht.
Krankheiten
Bei immunkompetenten Patienten manifestiert sich eine Infektion i.d.R. als lokalisierte, selbstlimitierende Erkrankung (z.B. isolierte Lymphadenopathie oder Katzenkratzkrankheit).
Bei Immunsupprimierten sind lang anhaltende und systemische Infektionen (z.B. bazilläre Angiomatose und Peliose, Hepatitis und Pneumonitis) möglich. Selten entwickeln sich neurologische Manifestationen (Enzephalitis, Neuroretinitis) oder eine "kulturnegative" (weil durch schwer anzuzüchtendende Erreger verursachte) Endokarditis.
Diagnose
Infektionen mit Bartonella henselae können durch den serologischen Nachweis spezifischer Antikörper mithilfe der Immunfluoreszenz nachgewiesen werden. Ein direkter Erregernachweis kann bei unklarer Serologie oder bei Immunsuppression angestrebt werden. Dabei stellt die PCR die Methode der Wahl dar. Eine Biopsie mit anschließender histopathologischer Untersuchung ist ebenfalls möglich und häufig indiziert.
Der kulturelle Nachweis ist aufgrund des langsamen Wachstums wenig erfolgsverprechend.
Therapie
Bei der Katzenkratzkrankheit ist häufig keine spezifische Therapie notwendig. In einigen Fällen kann z.B. Azithromycin (z.T. mit Rifampicin) verabreicht werden.
Bei der bazillären Angiomatose und Peliose sind Erythromycin oder Doxycyclin indiziert. Bei einer Bartonella-Endokarditis wird Gentamicin in Kombination mit Doxycyclin empfohlen.