Nokardien
nach Edmond Nocard (1850-1903), französischer Tierarzt und Bakteriologe
Synonyme: Nocardien, Nocardia
Definition
Nokardien sind eine Gattung stäbchenförmiger, grampositiver Bakterien, die eine Nokardiose auslösen können. Sie leben aerob und sind partiell säurefest. Nokardien kommen ubiquitär im Boden vor und führen zu exogenen Infektionen. Ihr Stoffwechsel ist oxidativ.
Historie
Nocardien wurden 1888 erstmals vom französischen Tierarzt Edmond Nocard aus der Lymphadenitis eines Rindes isoliert.[1]
Systematik
- Reich: Bacteria
- Phylum: Actinobacteria
- Klasse: Actinomycetia
- Ordnung: Actinomycetales
- Unterordnung: Corynebacterineae
- Familie: Nocardiaceae
- Gattung: Nocardia
- Familie: Nocardiaceae
- Unterordnung: Corynebacterineae
- Ordnung: Actinomycetales
- Klasse: Actinomycetia
- Phylum: Actinobacteria
Arten
In der Gattung Nocardia sind über 60 verschiedene Spezies beschrieben, von denen 13 humanpathogen sind. Die häufigsten Erreger in gemäßigten Klimazonen sind:[2]
In tropischen und subtropischen Regionen finden sich primär:[2]
Medizinisch weniger bedeutsame Spezies sind:
Vorkommen
Nokardien finden sich ubiquitär in der Umwelt (z.B. Erdböden, Stäube, Gewässer), gelegentlich aber auch im Respirationstrakt gesunder Menschen oder bei Tieren (z.B. als Erreger der Rindermastitis).
Übertragung
Eine Übertragung erfolgt exogen durch Inhalation der Erreger aus der Umwelt oder durch Inokulation in Wunden. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen spielen keine Rolle.
Epidemiologie
Es handelt sich um eine zwar weltweit vorkommende Gattung, jedoch treten die meisten Infektionen eher in subtropischen und tropischen Regionen auf. Genaue Inzidenzdaten sind nicht verfügbar. Die Altersspanne bei Infektionen ist sehr breit, jedoch steigt die Häufigkeit mit dem Alter an. Männer werden häufiger (3:1) infiziert.[2]
Pathogenese
Nach Übertragung kommt es zunächst zu einer lokalen Infektion der Haut bzw. der Lungen. Insbesondere bei schlechter Abwehrlage ist anschließend eine hämatogene Streuung möglich, wobei die Erreger häufig das ZNS befallen.
Ähnlich den verwandten Mykobakterien lagern auch Nocardien Mykolsäuren in ihrer Zellwand ein, was eine Resistenz gegenüber Enzymen von Makrophagen und Neutrophilen erlaubt. Nocardieninfektionen können daher zur Granulom- oder Abszessbildung führen.
Wie auch bei Mykobakterien ist die Immunität vornehmlich TH1-basiert. Bei jeder zweiten Nocardiose findet sich eine T-Zell-Schwäche bzw. -suppression. Risikofaktoren sind dementsprechend:
Klinik
Nocardien sind die Erreger der Nocardiose.
Diagnostik
Zum Erregernachweis können je nach Verlaufsform der Nocardiose Abszess- oder Wundabstriche, Granulombiopsien oder Sputum genutzt werden. Nachweisverfahren sind:
- PCR
- Gramfärbung und Mikroskopie: grampositive, verzweigt-myzelartig wachsende Stäbchen
- Kultivierung: je nach Spezies sind tage- bis wochenlange Bebrütungszeiten notwendi
Therapie
Nocardien sind unter anderem sensibel für Cephalosporine, Carbapeneme, Aminoglykoside und Cotrimoxazol.
Einzelnachweise
- ↑ Suerbaum, Burchard, Kaufmann, Schulz (Hrsg.), Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Verlag, 9. Auflage, 2020. S. 468
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Schöffel, Klingelhöfer, Volante, Braun, Groneberg: "Nokardiose – Die humane Infektion mit Nokardien. Eine Literaturübersicht ". Springer Medizin Verlag, 2017.
um diese Funktion zu nutzen.