Septische Granulomatose
Synonyme: CGD, chronische Granulomatose
Englisch: chronic granulomatous disease, Bridges-Good syndrome, Quie syndrome
Definition
Die septische Granulomatose ist ein seltener erblicher Immundefekt mit dysfunktionalen neutrophilen Granulozyten. Dem Krankheitsbild liegt eine fehlerhafte NADPH-Oxidase zu Grunde.
ICD-10-Code: D71
Epidemiologie
Die derzeitige Prävalenz in Deutschland liegt bei ca. 150 erkrankten Patienten. Jährlich sterben ca. 5 % der Erkrankten. Etwa eines von 200.000 Neugeborenen kommt mit diesem Defekt zur Welt.
Genetik
Die septische Granulomatose wird durch Mutationen in Genen verursacht, die für verschiedene Untereinheiten der NADPH-Oxidase- kodieren. Am häufigsten tritt die X-chromosomal vererbte Form der Erkrankung auf.
Gen | Vererbungsweg |
---|---|
CYBB | X-chromosomal-rezessiver Erbgang |
NCF-1 | autosomal-rezessiver Erbgang |
NCF-2 | autosomal-rezessiver Erbgang |
CYBA | autosomal-rezessiver Erbgang |
Pathophysiologie
Durch die Mutationen kommt es zu einer gestörten Funktion der NADPH-Oxidase und zu einer verminderten Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies, die zur Immunabwehr von Bakterien und Pilzen benötigt werden.
Klinik
Die septische Granulomatose manifestiert sich in der Regel im Kindesalter, meist vor dem fünften Lebensjahr.
Die Erkrankung geht mit schweren bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen einher. Bei den mykobakteriellen Infektionen handelt es sich in der Regel um eine Tuberkulose oder eine Infektion mit Bacillus Calmette-Guérin.
Darüber hinaus treten granulomatöse Läsionen auf, insbesondere in den Lymphknoten, der Lunge, der Leber und dem Magen-Darm-Trakt. Häufig kommt es zu Leberabszessen, Adenitiden, Pneumonien und Osteomyelitiden. Bei etwa 50 % der Patienten treten zusätzlich Bauchschmerzen, Gedeihstörungen und Diarrhoen auf. Die Bildung von Granulomen und die dysregulierte Entzündung können unter anderem eine funktionelle Magenausgangsobstruktion oder eine Wunddehiszenz zur Folge haben.[1]
Die septische Granulomatose kann mit Autoimmunerkrankungen, wie dem Lupus erythematodes assoziert sein.
Komplikationen
Langzeitkomplikationen einer septischen Granulomatose sind beispielweise:[2]
- Untergewicht
- Kleinwuchs
- Chronische Lymphadenopathie
- Chronische Entzündungen (z.B. ulzerative Stomatitis)
- Lungenfibrose
- Chronische Diarrhö
Diagnostik
Die Verdachtsdiagnose wird klinisch gestellt. Labordiagnostisch führt man einen Granulozytenfunktionstest durch. Dazu eignen sich der Nitroblau-Tetrazolium-Test (NBT-Test) oder der Dihydrorhodamin-Test (DHR-Test). Bei der septischen Granulomatose ist die Produktion von Hyperoxid durch den NADPH-Oxidase-Komplex reduziert oder fehlt komplett.
Der genaue Gendefekt wird durch eine molekulargenetische Untersuchung nachgewiesen.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen einer septischen Granulomatose sind beispielsweise:[1]
Therapie
Therapeutisches Prinzip ist die präventive Gabe von Antibiotika und Antimykotika. Die Gabe von Interferon-gamma kann die Anzahl der Infektionen verringern. Bei schweren Infektionen können Granulozytentransfusionen eingesetzt werden. Kurative Behandlungsmöglichkeiten sind die Stammzelltransplantation und die Gentherapie.
Bei der Gentherapie werden hämatopoetische Stammzellen des Patienten gewonnen und extrakorporal durch einen viralen Vektor mit einer funktionsfähigen Kopie des defekten Gens "infiziert". Anschließend erfolt eine Reinfusion der Zellen. Unter diesem Vorgehen konnten bei einzelnen Patienten die Symptome über einen längeren Zeitraum kontrolliert werden. Insgesamt befindet sich das Verfahren jedoch noch im Stadium der klinischen Forschung.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Orphanet - Chronische Granulomatose, abgerufen am 15.03.2022
- ↑ Anesthesiology - Chronic Granulomatous Disease, abgerufen am 15.03.2022
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