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Allergische bronchopulmonale Aspergillose

Englisch: allergic bronchopulmonary aspergillosis

1. Definition

Die allergische bronchopulmonale Aspergillose, kurz ABPA, ist eine in der Regel durch den Pilz Aspergillus fumigatus ausgelöste Hypersensitivitätsreaktion der Lunge. Sie tritt meist bei Patienten mit Asthma bronchiale oder Mukoviszidose auf. Sind andere Pilze ursächlich, spricht man von einer allergischen bronchopulmonalen Mykose.

2. Ätiopathogenese

Die Antigene inhalierter Sporen von Aspergillus fumigatus können eine IgE-vermittelte Hypersensitivitätsreaktion (Typ-I-Allergie) hervorrufen. Dabei sind die Gesamt-IgE-Spiegel sowie die Anti-Aspergillus-IgE- und -IgG-Antikörper erhöht. Des Weiteren können eine IgG-vermittelte Typ-III- und eine Zell-vermittelte Typ-IV-Allergie vorkommen.

3. Epidemiologie

Bis zu 6 % der Asthma-Patienten und 2 bis 15 % der Patienten mit Mukoviszidose haben eine ABPA. Prädisponierend sind HLA-DR2 und HLA-DR5.

Die ABPA ist assoziiert mit einer allergischen mykotischen Sinusitis, also einer immunologischen Reaktion gegen Aspergillus-Antigene in den Nasennebenhöhlen.

4. Klinik

Die ABPA manifestiert sich in der Regel durch Dyspnoe und Hustenanfälle mit zähem, gold-braunem Sputum. Zusätzlich sind Hämoptysen, Fieber, Thoraxschmerzen und Gewichtsverlust sowie in schweren Fällen Zyanose, Trommelschlägelfinger und ein Cor pulmonale möglich.

Typisch ist ein rezidivierender Verlauf, wobei 35 % der Exazerbationen asymptomatisch verlaufen. Die Folgen sind Bronchiektasen und fibrotische Lungengerüstveränderungen.

5. Krankheitsstadien

Klinisch lässt sich die ABPA in fünf Krankheitsstadien einteilen:

Stadium Bedeutung
I akute Erstmanifestation
II Remission mit vorübergehender Rückbildung der Symptomatik
III Exazerbation
IV  kortikoidpflichtiges Asthma
V irreversible Lungenfibrose

6. Diagnostik

Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung werden laborchemische und radiologische Untersuchungen eingesetzt. Eine Lungenbiopsie ist in der Regel nicht notwendig.

6.1. Labordiagnostik

Häufig besteht eine Eosinophilie im Blut. Erhöhte Konzentrationen von Aspergillus-spezifischem IgE (rASP f4 und f6) und ein erhöhtes Gesamt-IgE im Serum (meist > 1.000 IE/ml) sind diagnostisch wegweisend.

6.2. Radiologie

6.2.1. Röntgen-Thorax

Bei Patienten mit ABPA kann der Röntgen-Thorax unauffällig sein. Typische Befunde sind:

6.2.2. CT-Thorax

Das häufigste Zeichen einer ABPA sind Bronchiektasen, wobei der Oberlappen und die zentralen Lungenareale typischerweise betroffen sind. Jedoch können auch weiter peripher gelegene Atemwege involviert sein. Die Bronchiektasen sind meist multilobar, bilateral und asymmetrisch verteilt. Sie können sowohl mit Luft als auch mit Weichgewebe gefüllt sein. Teilweise finden sich Myzetome.

In 70 % der Fälle findet sich eine Mukusimpaktion, die sich als homogene tubuläre bzw. aufzweigende Verdichtung im Bronchus darstellt. Der Schleim weist meist eine Weichteildichte auf. Ein spezifischer, in 30 % der Fälle vorkommender Befund ist ein hyperdenser oder verkalkter Mukus. Ursächlich für die Dichteanhebung des Mukus scheint eine vermehrte Calciumakkumulation zu sein. Neben Bronchialwandverdickungen können auch zentrilobuläre Noduli, ein Tree-in-Bud-Muster, ein Mosaikmuster und ein Air-Trapping auffallen.

Assoziierte Befunde sind:

6.2.3. Radiologische Schweregrade

Radiologisch unterscheidet man zwischen vier Schweregrade:

Stadium Bedeutung
I ABPA-S: positive Serologie und andere Kriterien, aber keine Bronchiektasen
II ABPA mit Bronchiektasen
III ABPA mit dichtem bzw. hyperdensem Mukus
IV ABPA mit chronischer pleuropulmonaler Fibrose

6.3. Histopathologie

Histopathologisch liegen in den betroffenen Arealen eingedickte Schleimpfropfen vor, die Aspergillus und eosinophile Granulozyten enthalten. In der PAS-Färbung oder Gomori-Methenamin-Silber-Färbung finden sich septierte Myzelen mit dichotom verzweigten Hyphen im 45°-Winkel. Eine Invasion des Bronchialepithels kommt nicht vor. Weitere mögliche Reaktionsmuster sind

6.4. Diagnosekriterien

Es existieren verschiedene Diagnosekriterien.

6.5. ...nach Rosenberg-Patterson

Die Rosenberg-Patterson-Kriterien unterscheidet zwischen Hauptkriterien unnd Nebenkriterien. Das Vorliegen von 6 bis 8 Hauptkriterien macht die Diagnose einer ABPA sehr wahrscheinlich. Die Hauptkriterien sind:

  • Asthma bronchiale
  • migrierende pulmonale Verschattungen
  • kutane Sofortreaktion auf Aspergillus fumigatus
  • erhöhte Gesamt-IgE-Spiegel im Serum
  • präzipitierende Antikörper gegen Aspergillus fumigatus
  • periphere Eosinophilie
  • erhöhte spezifische IgE- und IgG-Antikörper gegen Aspergillus fumigatus im Serum
  • zentrale Bronchiektasen

Supportive Nebenkriterien sind:

  • zähes gold-braunes Sputum
  • positive Sputum-Kultur für Aspergillus fumigatus
  • verzögerte Hautreaktion auf Aspergillus fumigatus

6.6. ...nach ISHAM

Die International Society for Human and Animal Mycology (ISHAM) hat ebenfalls Diagnosekriterien definiert. Neben den obligatorischen Kriterien müssen mindestens 2 Nebenkriterien vorliegen.

Gruppe Kriterien
Obligatorische Kriterien
  • kutane Sofortreaktion auf Aspergillus fumigatus und erhöhte IgE-Level gegen Aspergillus fumigatus
  • erhöhte Gesamt-IgE-Spiegel > 1.000 IE/ml
Nebenkriterien
  • präzipitierende oder IgG-Antikörper gegen Aspergillus fumigatus
  • mit ABPA zu vereinbarende pulmonale Verschattungen
  • Gesamt-Eosinophile > 500 Zellen pro µl

7. Differentialdiagnosen

8. Therapie

Grundlage der Therapie der ABPA ist die teils langfristige Gabe von oralen Glukokortikoiden. Antimykotika wie Itraconazol tragen zur Reduktion der Pilzlast und der Antigen-vermittelten Immunstimulation bei. Möglicherweise sind Anti-IgE-Antikörper hilfreich.

Bei allergischer mykotischer Sinusitis kann bei Versagen der konservativen Therapie ggf. ein chirurgisches Débridement erfolgen. Postoperativ werden ebenfalls orale Glukokortikoide eingesetzt.

siehe auch: schweres Asthma mit Sensibilisierung auf Pilze (SAFS), Pilzasthma

9. Literatur

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