Gesamt-IgE
Synonym: Total-IgE
Englisch: total serum IgE
Definition
Das Gesamt-IgE ist ein Laborwert, der im Rahmen der Diagnostik von Allergien, Parasitosen, Immundefekten und anderen Erkrankungen bestimmt wird. Er gibt Auskunft über die Gesamtmenge der Immunglobulin-E-Antikörper im Blut.
Hintergrund
Immunglobulin E wird im Rahmen der Immunabwehr von Plasmazellen sezerniert. Seine Hauptaufgabe ist die Abwehr von Parasiten wie Helminthen und Protozoen. Nach der Sekretion wird IgE zum größten Teil von IgE-Rezeptoren gebunden, die auf der Zelloberfläche von Mastzellen, eosinophilen und basophilen Granulozyten vorkommen, zum kleineren liegt es frei im Blutplasma vor.
Material
- 1 ml Blutserum
Nachweismethode
Referenzbereich
Der Referenzbereich für das Gesamt-IgE im Serum beträgt für:
Klientel | Norm [ IU/ml ] | |
---|---|---|
Kinder | Neugeborenes | bis 1,5 |
1. bis 6. Monat | bis 7,2 | |
7. bis 12. Monat | bis 12,2 | |
1. bis 5. Lebensjahr | bis 60 | |
6. bis 9. Lebensjahr | bis 90 | |
10. bis 15. Lebensjahr | bis 200 | |
Erwachsene | bis 100 |
Es gilt der vom durchführenden Labor angegebene Referenzbereich.
Interpretation
Erhöhtes Gesamt-IgE
Der Serumspiegel von IgE ist u.a. erhöht bei:
- Atopien, z.B.:
- Infektionen
- Autoimmunerkrankungen
- Rheumatoide Arthritis (RA)
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- Multiple Sklerose (MS)
- Bullöses Pemphigoid
- Pemphigus vulgaris u.v.a.
- Immundefekten
- Granulomatösen Entzündungen
- Dermatosen
- Verbrennungen
- Multiples Myelom vom Typ IgE (IgE-Myelom)
- Hypereosinophiles Syndrom (HES)
Passagere Erhöhungen des Gesamt-IgE kommen auch bei Gesunden vor, z.B. nach Alkoholkonsum.
Erniedrigtes Gesamt-IgE
Der Serumspiegel von IgE ist erniedrigt bei:
- Immundefizienz
- Louis-Bar-Syndrom (Ataxia teleangiectatica)
Aussagekraft
Allergiediagnostik
In der Allergiediagnostik hat das Gesamt-IgE als isolierter Messwert nur eine geringe Aussagekraft und bietet sich daher auch nicht als Screeninguntersuchung an. Ein erhöhtes Gesamt-IgE ist kein Beleg für eine Allergie, umgekehrt schließt ein niedriges Gesamt-IgE eine Allergie nicht aus, da das zellgebundene IgE entscheidend ist. Meist wird es in Kombination mit der Bestimmung der spezifischen IgE-Antikörper (sIgE) untersucht, da sich deren Messwerte dann besser interpretieren lassen. Wenn der Anteil eines spezifischen IgE-Antikörpers mehr als 1% des Gesamt-IgE ausmacht, ist eine Allergie wahrscheinlich.
Parasitosen
Wenn keine klinischen Zeichen einer Allergie vorliegen, ist eine Parasitose, z.B. verursacht durch Helminthen, die nächst wahrscheinlichste Ursache für ein erhöhtes Gesamt-IgE. Der Gesamt-IgE-Spiegel korreliert mit der Schwere des Befalls und geht bei erfolgreicher Therapie der Parasitose zurück. Aufgrund seiner mangelnden Spezifität hat das Gesamt-IgE aber eher die Funktion eines groben Suchtests. Zur Bestätigung sind weitere Laboruntersuchungen, z.B. der mikroskopische Nachweis der Erreger in Stuhlproben oder die Identifikation von Parasiten-DNA mithilfe einer PCR notwendig.
Hinweis
Bei Patienten, die mit dem IgE-Antikörper Omalizumab behandelt werden, sind IgE-Messwerte nicht interpretierbar, da auch der inaktive Komplex von IgE und IgE-Antikörper mitbestimmt wird.