Omenn-Syndrom
erstmals beschrieben durch G.S. Omenn in dem Artikel "Familial Reticuloendotheliosis with Eosinophilia" (1965)
Synonym: Schwerer kombinierter Immundefekt mit Hypereosinophilie
Englisch: Omenn's syndrome, Omenn disease
Definition
Beim Omenn-Syndrom handelt es sich um eine auf hypomorphe Mutationen zurückführende allelische Sonderform eines schweren kombinierten Immundefekts (SCID). Bei einer partiellen Restaktivität entsprechender Gene kommt es zur Ausbildung aktivierter T-Zellen, die durch die Infiltration unterschiedlicher Gewebe charakteristische Symptome hervorrufen.
Genetik
Der Erbgang verläuft autosomal-rezessiv. Ursächlich sind hypomorphe Mutationen in SCID-assoziierten Genen. Dabei sind vor allem die Rekombinase-aktivierenden Gene 1 und 2 (RAG 1/2) an Genlokus 11p13 durch Missense-Mutationen betroffen. Die Enzyme RAG1 und RAG2 sind an der V(D)J-Rekombination und somit an der Ausreifung von Lymphozyten mit funktionsfähigen Rezeptoren beteiligt. Seltener sind die Gene DCLRE1C und IL7RA mutiert.
Pathogenese
Das Omenn-Syndrom ist eine atypische Form des SCID, da aufgrund einer Restaktivität der erwähnten Gene eine residuelle Entwicklung von T-Zellen möglich ist. Aufgrund einer Thymushypoplasie und konsekutiv eingeschränkter Thymopoese kommt es jedoch unter oligoklonaler Expansion zur Ausbildung autoreaktiver T-Zellen. Dabei handelt es sich um TH2-Zellen, die unter Ausschüttung von IL-4 und IL-5 eine Rolle in der Initialphase inflammatorischer Reaktionen spielen. Zusätzlich kommt es durch die Interleukine zur der für das Omenn-Syndrom typischen Hypereosinophilie und IgE-Erhöhung im Serum. Davon abgesehen ist die humorale Immunantwort durch ein Fehlen von B-Lymphozyten eingeschränkt.
Klinik
Im Rahmen der autoimmunen Komponente sind u.a. folgende Symptome in den ersten Lebenswochen typisch:
- Erythrodermie mit diffusen exfoliativen Eruptionen und Alopezie
- Lymphadenopathie
- Thymushypoplasie
- Chronische Diarrhoe
- Hepatosplenomegalie
- Periphere Ödeme
- Gedeihstörung
Basierend auf dem Immundefekt kommt es zusätzlich zu lebensbedrohlichen opportunistischen Infektionen durch bakterielle und virale Erreger oder durch Pilze.
Diagnostik
Anhand des klinischen Bildes lässt sich die Diagnose oftmals bereits stellen. Im Rahmen weiterer diagnostischer Verfahren zeigen sich beim Omenn-Syndrom u.a. die folgenden Befunde:
- Labor: Eosinophilie, Hypogammaglobulinämie bei IgE-Erhöhung, Erhöhung von IL-4 und IL-5, leichte Anämie
- Durchflusszytometrie: Lymphozytose mit oligoklonalen und dysfunktionellen T-Zellen bei nicht vorhandenen B-Zellen
- Histologie anhand einer Hautbiopsie: Akanthose, Parakeratose, Infiltration der Dermis durch Histiozyten, eosinophile Granulozyten und T-Zellen, Nekrose der Epidermis
- Molekulargenetik: RAG1-/ RAG2-Mutation
Therapie
Die einzige kurative Behandlungsmethode ist die allogene Stammzelltransplantation. Initial ist zudem eine immunsuppressive Therapie beispielsweise mit Cyclosporin und Prednisolon indiziert.
Differentialdiagnosen
- Graft-versus-Host-Disease
- Hyper-IgE-Syndrom
- Atopisches Ekzem
- Erythrodermia desquamativa
- Psoriasis vulgaris
- Andere Formen des SCID
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