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Wiskott-Aldrich-Syndrom

nach den Kinderärzten Alfred Wiskott (1898-1978) und Robert A. Aldrich (1917-1998)
Englisch: Wiskott-Aldrich syndrome

1. Definition

Das Wiskott-Aldrich-Syndrom, kurz WAS, ist eine X-chromosomal-rezessiv vererbte Erkrankung mit nachfolgender Insuffizienz der Gerinnung und des Immunsystems, die sich charakteristischerweise in der Symptomentrias Ekzem, Thrombozytopenie und rezidivierende, opportunistische Infektionen äussert.

2. Epidemiologie

Die Häufigkeit beträgt etwa 1:250 000 männliche Lebendgeborene.

3. Pathogenese

Mutationen im sogenannten Wiskott-Aldrich-Syndrom-(WAS)-Gen (Genlokus Xp11.23 - p11.22) führen zur Beeinträchtigung der zellulären Signalübertragung. Die Aktinpolymerisierung ist eingeschränkt, wodurch die Thrombozytenbildung aus den Megakaryozyten vermindert ist.

4. Symptomatik

Bereits kurz nach der Geburt, treten als Folge der Thrombozytopenie beim Neugeborenen erste petechiale Blutungen auf, gastrointestinale und intrakranielle Blutungen kommen in späteren Jahren hinzu. Das typische, einer atopischen Dermatitis ähnliche Ekzem, entwickelt sich ebenfalls in den ersten Lebenstagen.

Während die T-Zell-Immunität zu Beginn noch normal ist, ist die humorale Immunität bereits im ersten Lebensjahr deutlich vermindert. Die T-Zell-Immunität nimmt in den weiteren Jahren kontinuierlich ab, wodurch die Infektneigung exorbitant ansteigt. Im zweiten Lebensjahr treten erstmals rezidivierende, opportunistische Infektionen wie Pneumonien, Otitiden, Meningitiden und ggf. eine Sepsis auf. Häufige Krankheitserreger sind Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Meningokokken und Pneumocystis jirovecii.

Oftmals leiden die jungen Patienten gleichzeitig an Autoimmunerkrankungen wie Vaskulitiden, Arthritiden und hämolytischer Anämie. Malignome des lymphoretikularen Systems finden sich bei Wiskott-Aldrich-Patienten gehäuft.

5. Diagnostik

Folgende charakteristische Veränderungen lenken den Verdacht auf ein Wiskott-Aldrich-Syndrom:

Die Diagnose wird durch eine molekulargenetische Untersuchung mittels Mutationsanalyse gesichert. Eine pränatale Diagnosestellung ist ebenfalls möglich.

6. Therapie

6.1. Kausale Therapie

Durch eine Knochenmarkstransplantation kann die Rekonstruktion eines funktionsfähigen Immunsystems erreicht werden. Gentherapeutische Maßnahmen befinden sich bisher noch im Entwicklungsstadium.

6.2. Symptomatische Therapie

Die betroffenen Patienten müssen beim ersten Anzeichen einer Infektion frühzeitig aggressiv antibiotisch therapiert werden. Cotrimoxazol wird zur Pneumocystis jirovecii-Prophylaxe, Penicillin V zur Pneumokokkenprophylaxe eingesetzt. Die fehlenden Immunglobuline können substituiert werden. Bei schweren Blutungen werden Thrombozytenkonzentrate transfundiert.

7. Prognose

Die Lebenserwartung beträgt im Allgemeinen nicht mehr als 10 Jahre.

Stichworte: Eponym, Syndrom
Fachgebiete: Kinderheilkunde

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