Bronchiolitis
Englisch: Bronchiolitis
Definition
Als Bronchiolitis bezeichnet man die Entzündung und/oder Fibrose der kleinen Äste des Bronchialbaums mit einem Durchmesser < 2 mm, der sogenannten Bronchiolen.
Hintergrund
Der Begriff wird häufig als Synonym für die infektiöse Bronchiolitis der Säuglinge verwendet, ist aber ohne Zusatz eher eine Befundbeschreibung als eine Diagnose.
Klassifikation
Man unterscheidet folgende Formen der Bronchiolitis:
Pathohistologisch | Klinisch | Ursachen |
Zelluläre Bronchiolitis | Infektiöse Bronchiolitis (akut oder chronisch) | Viren, Bakterien, Mykobakterien, Pilze |
Aspirationsbronchiolitis | chronische Aspiration | |
Respiratorische Bronchiolitis | Tabakrauch | |
Exogen allergische Alveolitis | Allergie | |
Follikuläre Bronchiolitis | Autoimmunerkrankungen, Immunsuppression | |
Diffuse Panbronchiolitis | Unklar | |
Konstriktive Bronchiolitis | Bronchiolitis obliterans | idiopathisch, nach Knochenmark- oder Lungentransplantation, Autoimmunerkrankungen, Infektionen |
Die früher als proliferative Bronchiolitis obliterans bzw. Bronchiolitis obliterans mit organisierender Pneumonie (BOOP) bezeichnete Krankheit, wird heute kryptogene organisierende Pneumonie genannt.
Als Sonderform der konstriktiven bzw. postinfektiösen Bronchiolitis obliterans gilt das Swyer-James-Syndrom.
Chronisch entzündliche Veränderungen, die häufig bei Rauchern zu einer Atemwegsobstruktion ohne Zeichen eines Lungenemphysems oder einer chronischen Bronchitis führen, werden auch als Small Airways Disease zusammengefasst.
Klinik
Die Symptomatik variiert je nach Form der Bronchiolitis. Hinweisend ist eine Dyspnoe, für die sich kein adäquates Korrelat im Röntgen-Thorax findet.
Diagnostik
Die Diagnose einer Bronchiolitis im Rahmen eines viralen Infekts kann i.d.R. klinisch gestellt werden. Bei bakteriellen Infektionen sind Bronchiolitiden ein häufiger Begleitbefund ohne therapeutische Konsequenz. Sie erklären jedoch eine ausgeprägte Dyspnoe bei gering ausgeprägtem radiologischem Befund.
Röntgen
Im Röntgen-Thorax zeigt eine Bronchiolitis i.d.R. allenfalls diskrete und unspezifische Zeichen:
- retikulonoduläres Muster (Verdickung der Bronchialwand)
- hypertransparente Bereiche (Air Trapping) ggf. mit Zwerchfelltiefstand und verminderter Gefäßzeichnung
- Bronchiektasen (bei Mitbeteiligung der größeren Luftwege)
- Plattenatelektasen (lineare Verdichtungen im Verlauf des bronchovaskulären Bündels sowie senkrecht oder parallel zur Pleura)
Computertomographie
In der Computertomographie (CT) bzw. im HR-CT sind die sekundären Lobuli mit der zentrilobulären Arterie i.d.R. erkennbar. Die parallel der Arterie verlaufende Bronchiole mit ihren Aufzweigungen in die Bronchioli terminales ist hingegen nicht darstellbar.
Bei einer Entzündung im Bereich des zentrilobulären Bronchiolus führt die Bronchialwandandverdickung zu folgenden Zeichen:
- Überblähung des sekundären Lobulus: Er erscheint hypodens. Seine Ränder (Interlobulärsepten) wölben sich nach außen
- Mosaikmuster: Nebeneinander von befallenen und nicht befallenen sekundären Lobuli; z.T. nur in Exspirationsaufnahmen erkennbar
- Dystelektasen: irreguläre lineare Verdichtungen senkrecht oder parallel zur Pleura
- Atelektasen: keilförmig, der Pleura aufsitzend
Liegt die Entzündung weiter distal im Bereich der Bronchioli terminales finden sich folgende Befunde:
- Mosaikmuster: innerhalb des sekundären Lobulus
- multiple, zentrilobuläre Knoten mit sternförmigen Ausziehungen
- Tree-in-Bud-Muster: wenn die Bronchiolen noch zusätzlich mit Schleim gefüllt sind.
- Dystelektasen, selten Atelektasen
Weiterhin kommen Bronchiolektasen sowie bei gleichzeitiger Beteiligung der größeren Atemwege (z.B. bei Mukoviszidose) auch Bronchiektasen vor.
Differenzialdiagnostik
- Sarkoidose, Lymphangiosis carcinomatosa: noduläres Muster mit perilymphatischer Verteilung
- Miliartuberkulose, Metastasen: noduläres miliares Muster
- Talk-Granulomatose, Tumorembolie: zentrilobuläre Verteilung wie bei Bronchiolitis, meist aber diffuser und gleichmäßiger.
- Lungenemphysem: kann ein Air trapping vortäuschen. Bullae lassen sich im CT jedoch durch das Fehlen zentrilobulärer Strukturen identifizieren. Zusätzlich Lungengerüstdestruktion.
- Lungenembolie, chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie: ggf. Thrombusnachweis. Kann ebenfalls zu einem Mosaikmuster führen. Meist akute Dyspnoe und Schmerzen.
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