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Infektiöse Bronchiolitis

1. Definition

Die infektiöse Bronchiolitis ist eine Entzündung der Bronchiolen (Bronchiolitis), die insbesondere durch Viren ausgelöst wird und primär Säuglinge und Kleinkinder befällt.

  • ICD10-Code: J21.- akute Bronchiolitis

2. Formen

Je nach Verlauf unterscheidet man zwischen:

  • akuter Bronchiolitis: klassische Verlaufsform
  • persistierender bzw. chronischer Bronchiolitis: deutlich seltener

3. Epidemiologie

Die infektiöse Bronchiolitis befällt überwiegend Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Jahren, insbesondere im Herbst und Winter. Der Erkrankungsgipfel liegt im Alter von 3-6 Monaten. Sie ist die häufigste Ursache für Hospitalisationen aufgrund von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen.

Bei Erwachsenen tritt eine infektiöse Bronchiolitis fast nur begleitend bei einer Allgemeininfektion auf. Häufig liegen zusätzliche Zeichen einer akuten Bronchitis oder Pneumonie vor.

4. Ätiopathogenese

In ca. 70 % d.F. wird eine akute Bronchiolitis durch eine Infektion mit Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren) ausgelöst. Als weitere Erreger kommen Rhino-, Influenza-, Parainfluenza-, Corona- und Adenoviren sowie Mycoplasma pneumoniae und Haemophilus influenzae in Frage. Bei Immunsupprimierten muss auch an Aspergillus fumigatus gedacht werden. Eine chronische Bronchiolitis entsteht häufiger durch Mykobakterien oder Pseudomonas aeruginosa.

Die Übertragung erfolgt v.a. per Tröpfcheninfektion. Als Eintrittspforte nutzen die Erreger die Nasenschleimhaut und die Konjunktiven. Eine weitere mögliche Ansteckungsquelle sind kontaminierte Gegenstände (z.B. Besteck, Spielzeug) sowie andere Oberflächen. Die Übertragung erfolgt dann durch Autoinokulation über die Hände. Die Inkubationszeit beträgt etwa 2 bis 8 Tage. Nach der Infektion kommt es zu einer raschen Vermehrung des Virus auf der Bronchialschleimhaut.

Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sind:

5. Pathophysiologie

Da die Bronchiolen ein deutlich kleineres Lumen aufweisen als die größeren Bronchien, führt die entzündungsbedingte Schleimhautschwellung zu einer deutlicheren Einschränkung der Lungenbelüftung.

6. Klinik

Eine infektiöse Bronchiolitis geht mit ähnlichen Symptomen wie bei einer Pneumonie einher:

Weitere Symptome können Erbrechen und Dehydratation sein. In schweren Fällen kann aufgrund des verschlechterten pulmonalen Gasaustausches eine Zyanose hinzutreten.

Bei chronischem Verlauf werden Husten, Reizbarkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Fieber beschrieben.

7. Diagnose

Eine infektiöse Bronchiolitis wird primär klinisch diagnostiziert. Bei der Perkussion fällt ein hypersonorer Klopfschall auf. Auskultatorisch zeigen sich ein leises Atemgeräusch ("stille Obstruktion") aufgrund der Lungenüberblähung sowie endinspiratorisch generalisierte, feinblasige Rasselgeräusche.

7.1. Radiologie

Ein Röntgen-Thorax kann in unklaren Fällen zum Ausschluss einer bakteriellen Pneumonie notwendig sein. Die Bronchiolitis zeigt sich in Form von vergrößertem Lungenvolumen, nodulären oder retikulonodulären Verschattungen und Bronchialwandverdickungen.

In der Computertomographie (CT) fallen folgende unspezifische Zeichen auf:

7.2. Histopathologie

Histopathologisch handelt es sich um eine zelluläre Bronchiolitis. Sie ist gekennzeichnet durch eine meist akute bronchioläre Schädigung mit epithelialer Nekrose, Entzündung und Ödem der bronchiolären Wand und intraluminalen Exsudaten.

8. Differenzialdiagnosen

9. Therapie

In den meisten Fällen verläuft eine Bronchiolitis mild und heilt nach einer Dauer von 5-7 Tagen von selbst aus. In schweren Fällen, vor allem bei starken Atembeschwerden und hohem Fieber, kann die Hospitalisation notwendig sein. Eine kausale Behandlung gibt es nicht. Unterstützend können folgende Maßnahmen angewendet werden:

Die Gabe von hypertoner Kochsalzlösung mittels Flüssigkeitsvernebler oder von Sekretolytika ist umstritten. Bronchodilatatoren und Glukokortikoide werden nicht empfohlen. Eine Antibiotikagabe ist nur bei Bestehen einer bakteriellen Superinfektion sinnvoll. Für antivirale Substanzen (z.B. Ribavirin) ließ sich bislang (2023) kein klinischer Effekt nachweisen.

10. Prävention

Bei gestillten Säuglingen treten Atemwegsinfektionen signifikant seltener auf. Außerdem zeigen RSV-positive, hospitalisierte Säuglinge einen kürzeren Krankenhausaufenthalt.

Palivizumab, ein monoklonaler Antikörper gegen RSV, dient der Infektionsprophylaxe bei Kindern, die ein erhöhtes Risiko für eine RSV-Infektion besitzen. Seit 2023 sind außerdem Impfstoffe gegen RS-Viren verfügbar. Sie sind für ältere Patienten (> 60 Jahre) und Schwangere zugelassen. Die Verabreichung von RSV-Impfstoffen in der Schwangerschaft verstärkt den Nestschutz in den ersten Lebensmonaten.[1]

11. Literatur

12. Quellen

  1. Paul-Ehrlich-Institut. Weitere Zulassung für Impfstoff gegen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) erteilt. Veröffentlicht 2023. Abgerufen am 17.05.2024.
Fachgebiete: Pneumologie

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