Kiemenbogen
Synonyme: Schlundbogen, Viszeralbogen, Branchialbogen, Pharyngealbogen, Arcus branchialis
Englisch: branchial arch, visceral arch
Definition
Die Kiemenbögen sind kiemenartige Faltenbildungen des Kopfdarms während der frühen Embryonalperiode des Menschen.
Einteilung
- 1. Kiemenbogen (Mandibularbogen)
- 2. Kiemenbogen (Hyoidbogen)
- 3. Kiemenbogen (Pharyngobranchialbogen)
- 4. Kiemenbogen
- 5. Kiemenbogen
- 6. Kiemenbogen
Entstehung
Die Kiemenbögen entstehen durch Wucherungen des Mesenchyms zwischen der 3. und 5. Woche der Embryonalentwicklung. Von außen betrachtet, werden sie durch 4 Kiemenfurchen (Sulci branchiales) voneinander getrennt, von innen durch 4-5 Kiemenspalten oder Schlundtaschen (Sacci pharyngeales). In sie wandern Zellen der ebenfalls segmental gegliederten Rhombomere der Neuralleiste ein.
Beim Menschen unterscheidet man 6 Kiemenbögen, wobei der 5. Kiemenbogen nur rudimentär angelegt wird. Zunächst bilden sich der 1. und 2. Kiemenbogen, danach der 3. und 4. Kiemenbogen aus. Der 2. Kiemenbogen überwächst im Laufe der 6. Woche den 3. und 4. Kiemenbogen, die passager den Boden des Sinus cervicalis bilden.
Derivate
Jeder Kiemenbogen entwickelt anschliessend ein Knorpelelement, eine Muskelanlage, einen zugeordneten Kiemenbogennerv sowie eine zugeordnete Kiemenbogenarterie und -vene. Diese branchiogenen Derivate bleiben z.T. erhalten und können einem Kiemenbogen zugeordnet werden. Dabei existieren in der Literatur jedoch widersprüchliche Angaben. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Derivate der verschiedenen Kiemenbögen (KB).
Aus dem Entoderm der 5 Schlundtaschen entstehen folgende Derivate:
- Tuba auditiva
- primäre Paukenhöhle
- Trommelfell (teilweise)
- Tonsilla palatina
- Glandula parathyreoidea
- Thymus
- C-Zellen der Schilddrüse
Das Ektoderm der ersten Schlundfurche entwickelt sich zu äußerem Gehörgang und Teilen des Trommelfells. Die zweiten bis vierten Schlundfurchen werden in den Sinus cervicalis verlagert und obliterieren.
Aus dem Ektoderm und Entoderm des ersten Kiemenbogens entwickeln sich außerdem die Schleimhaut und Drüsen der vorderen zwei Drittel der Zunge. Das hintere Drittel entsteht aus der Fusionsstelle des zweiten und dritten Kiemenbogens (Copula) und Anteilen des vierten Kiemenbogens. Es besteht nur aus endodermalen Anteilen.