Nervus accessorius
von lateinisch: accedere - hinzutreten
Synonyme: 11. Hirnnerv, Nervus XI
Englisch: accessory nerve
Definition
Der Nervus accessorius ist der 11. Hirnnerv. An ihm sind ein Ramus internus mit Ursprung im Hirnstamm und ein Ramus externus mit Ursprung im Rückenmark zu unterscheiden. Es handelt sich um einen motorischen Nerven, der somatomotorische und speziell-viszeromotorische Fasern führt.
Kerngebiete
Die Fasern des kleineren Ramus internus entspringen aus dem Nucleus ambiguus am Boden der Rautengrube und verlassen die Medulla oblongata als Radix cranialis.
Die Fasern des Ramus externus stammen aus den Rückenmarkssegmenten C1-C5. Das entsprechende Kerngebiet wird Nucleus nervi accessorii genannt. Die Axone der hier angesiedelten Motoneuronen verlassen das Rückenmark seitlich als Radix spinalis.
Wurzeln
Radix cranialis
Die Fasern der Radix cranialis verlassen die Medulla oblongata unterhalb der Wurzeln des Nervus vagus (Nervus X) im Sulcus posterolateralis. Sie führen wie der Nervus glossopharyngeus , der Nervus facialis, der Nervus mandibularis und der Nervus vagus speziell-viszeromotorische Fasern. Diese Faserportion bildet im weiteren Verlauf den Ramus internus des Nervus accessorius. Sie wird aufgrund ihres Kerngebietes auch als dessen Pars vagalis bezeichnet. In der Schädelhöhle lagert sie sich mit den Fasern der Radix spinalis zum Truncus nervi accessorius zusammen.
Radix spinalis
Die Fasern der Radix spinalis treten zwischen der Radix anterior und der Radix posterior der Spinalnerven aus dem Rückenmark. Sie ziehen entlang des Rückenmarks im Subarachnoidalraum nach kranial auf und treten durch das Foramen magnum in die Schädelhöhle ein. In der hinteren Schädelgrube stoßen sie als Pars spinalis zum Truncus nervi accessorius.
Verlauf
Der Truncus nervi accessorius zieht mit den Fasern beider Nervenwurzeln durch das Foramen jugulare aus der Schädelhöhle. Vor dem Austritt aus der Schädelhöhle entsendet er einige Fasern der Pars vagalis zum Ganglion jugulare. Extrakraniell teilt sich der Nerv wieder in seine zwei Teile auf, die jetzt Ramus internus und Ramus externus genannt werden.
Ramus internus
Der Ramus internus führt die speziell-viszeromotorischen Fasern der Radix cranialis. Er schließt sich zwischen dem Ganglion superius und Ganglion inferius dem Stamm des Nervus vagus an. Die Fasern bilden gemeinsam mit Vagusfasern den Nervus laryngeus recurrens, dessen Endast (Nervus laryngeus inferior) die innere Larynxmuskulatur versorgt. Ferner nehmen sie über den Nervus laryngeus superior an der Versorgung der Pharynxmuskulatur teil.
Ramus externus
Der Ramus externus verläuft meist ventral, seltener dorsal der Vena jugularis interna kaudalwärts. Hinter dem Musculus digastricus schwenkt er dann zum Musculus sternocleidomastoideus, innerviert diesen motorisch und verläuft weiter zum Musculus trapezius. Im Verlauf zum Musculus trapezius nimmt der Ramus externus Fasern aus dem Plexus cervicalis auf und formt mit diesen ein Nervengeflecht, von dem die Innervation des Musculus trapezius ausgeht.
Die Verbindungen zwischen dem Ramus externus und den Rami anteriores der zervikalen Spinalnerven werden von einigen Anatomen auch als Plexus accessoriocervicalis bezeichnet.[1]
Diskussion
In letzter Zeit (Stand 2022) unterstützen Untersuchungsergebnisse immer mehr die Beschreibung der Radix cranialis des Nervus accessorius als Teil des Nervus vagus. Die verbleibende Radix spinalis wird dann als der eigentliche Nervus accessorius gewertet. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde u.a. die Bezeichnung "Nervus accessorius proprius" vorgeschlagen. Sie hat sich bislang aber nicht durchgesetzt.
Klinik
Der Nervus accessorius kann durch operative Eingriffe im Halsbereich oder durch stumpfe oder spitze Traumata geschädigt werden. Bei einer radikalen Neck Dissection wird mitunter eine Läsion des Nervus accessorius in Kauf genommen, um alle Lymphknoten zu entfernen.
Die resultierenden neurologischen Ausfälle der Accessoriusparese sind abhängig von der genauen Schädigungsstelle. Durch die fehlende Innervation kommt es zu einer Muskelatrophie des Musculus sternocleidomastoideus und des Musculus trapezius. Unter anderem können durch die Parese ein Absinken des Schultergürtels, ein Vorspringen der Scapula und eine abgeschwächte Abduktion des Arms auftreten.
Podcast
Quellen
- ↑ Enrico Marani, Egbert A.J.F. Lakke, in The Human Nervous System (Third Edition), 2012
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: ©Attentie Attentie / Unsplash
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