Ivermectin
Handelsnamen: Soolantra®, Driponin®, Stromectol®, Mectizan®
Englisch: ivermectin
Definition
Ivermectin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiparasitika, der chemisch zu den Avermectinen zählt.
Hintergrund
Avermectine sind von Pilzen produzierte Neurotoxine. Die Wissenschaftler William Campbell und Satoshi Omura wurden 2015 für die Isolierung von Avermectinen mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.
Bei Ivermectin handelt es sich um ein makrozyklisches Lacton-Derivat. Es wird durch Fermentation aus Streptomyces avermitilis (Strahlenpilz) gewonnen.
Ivermectin steht auf der WHO-Liste der unverzichtbaren Arzneimittel.
Wirkmechanismus
Ivermectin zeigt Wirksamkeit bei der Therapie von humanpathogenen Helminthen durch Aktivierung glutamatabhängiger Chloridkanäle der Parasiten, was eine neuromuskuläre Blockade auslöst und zu Motilitätsstörungen der sensiblen Mikro- and Makrofilarien führt.
Wirkspektrum
Ivermectin wirkt gegen alle klinisch relevanten Fadenwürmer (Nematoden). Desweiteren ist es wirksam gegen Läuse, Milben, Dasselfliegen und weitere Insektenarten.
Pharmakokinetik
Bei peroraler Gabe wird Ivermectin fast vollständig absorbiert, es kommt zu einer längerfristiger Bindung im Fettgewebe. Der maximale Plasmaspiegel ist nach 4 Stunden erreicht. Die Ausscheidung erfolgt über die Faeces mit einer Eliminationshalbwertszeit zwischen 12 und 35 Stunden.
Indikationen
In Deutschland ist Ivermectin beim Menschen zur Behandlung der Rosazea (topisch) und der Skabies (oral) zugelassen. In anderen Indikationen wird es off label eingesetzt.
In anderen Ländern wird es u.a. zur Behandlung von parasitären Onchozerkose-Infestationen, lymphatischen Filariosen und Loiasis (Wirksamkeit nur gegen Mikrofilarien) sowie bei Strongyloidiasis und kutaner Larva migrans verwendet.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen bei topischer Gabe sind Lokalreaktionen wie
Bei systemischer Anwendung kann es zu folgenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen kommen:
Bei Loiasis sowie Onchozerkose mit erhöhter Parasitenlast durch Mikrofilariendichte im Auge können vermehrter Tränenfluss, Photophobie, Keratitis, Konjunktivitis, Iridozyklitis, Retinitis und Optikusneuritis auftreten. Enzephalopathien mit Todesfolge sind beschrieben und verlangen eine einschleichende Dosierung mit gleichzeitiger Steroidgabe und Überwachung.
Kontraindikationen
Patienten mit gleichzeitiger Loisasis und Onchozerkose können unter Ivermectin schwere Allergien entwickeln. Bei extrem hoher Mikrofilariämie und Mikrofilarien im Liquor sind Enzephalopathien mit Todesfolge beschrieben worden. Bei hohen Dosen manifestierten sich im Tierversuch teratogene und embryotoxische Wirkung. Strenge Indikationsstellung bei Schwangerschaft.
Nachuntersuchung
Durch die Abtötung der Parasiten und die resultierende Antigenlast ergibt sich bei systemischer Anwendung die Gefahr einer Immunreaktion. Ein permanentes Monitoring ist indiziert.
Veterinärmedizin
Anwendungsgebiet
Ivermectin wird vor allem bei Großtieren als Antiparasitikum verwendet.
Kontraindikation
Ivermectin darf nicht bei laktierenden Kühen, deren Milch für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, angewendet werden. Aufgrund unzureichender Erkenntnisse sollte Ivermectin bei Schweinen nicht bis zum 40. Tag sowie bei Pferden nicht bis zum 45. Tag der Trächtigkeit verwendet werden.
Besondere Vorsicht gilt bei Hunden - insbesondere bei Collies, Collie-Mix, Shelties, Bobtails, Australischen Schäferhunden, Shetland Sheepdogs sowie verwandten Rassen - da aufgrund des MDR1-Defekts Ivermectin zu schweren Nebenwirkungen führen kann. Bei Kleintieren werden Selamectin-haltige Präparate empfohlen.
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