Trichuris
von griechisch: thrix - Haar und ura - Schwanz
Synonym: Peitschenwürmer
Definition
Als Trichuris bzw. Peitschenwürmer bezeichnet man eine Gattung der Nematoden (Fadenwürmer). Sie sind Verursacher zahlreicher Parasitosen beim Haussäugetier sowie beim Menschen.
Taxonomie
- Stamm: Nematoden (Fadenwürmer)
- Klasse: Enoplia
- Unterklasse: Dorylaimia
- Ordnung: Trichocephalida
- Familie: Trichuridae
- Gattung: Trichuris (Peitschenwürmer)
- Familie: Trichuridae
- Ordnung: Trichocephalida
- Unterklasse: Dorylaimia
- Klasse: Enoplia
Erreger
Peitschenwürmer parasitieren im Dickdarm von Säugetieren und Menschen. Mittlerweile sind zahlreiche Arten bekannt, z.B.:
- Trichuris ovis
- Trichuris skrjabini (Haus- und Wildwiederkäuer)
- Trichuris suis (Haus- und Wildschwein)
- Trichuris vulpis (Hund, Fuchs, andere Canidae)
- Trichuris leporis (Hase, Kaninchen)
- Trichuris trichiura (Mensch und andere Primaten)
- Trichuris serrata
- Trichuris felis (sehr selten bei Katzen)
Trichuris-Arten sind 3 bis 8 cm lange Nematoden mit einer typischen, peitschenähnlichen Gestalt. Ihr Vorderkörper ist lang und dünn (ca. 2/3 der Gesamtlänge), ihr Hinderende dick aufgetrieben. Die Männchen besitzen ein Spiculum mit bedornter Spiculumscheide. Das Hinterende ist oft eingerollt. Die Eier sind charakteristisch zitronenförmig, braun gefärbt und anhand ihrer zwei Polpfröpfe leicht erkennbar. Die Größe variiert je nach Art: Trichuris vulpis ist 47 bis 71 x 27 bis 34 µm groß.
Entwicklung
Trichuris-Arten folgen einem monoxenen Entwicklungszyklus. Die Entwicklung wird exemplarisch am Beispiel von Trichuris vulpis beschrieben.
Trichuris vulpis lebt vorwiegend im Caecum und seltener auch im Colon des Hundes und anderer Canidae. Bei starkem Befall parasitiert der Wurm im gesamten Dickdarm. Trichuris-Weibchen produzieren etliche Eier, die unsegmentiert mit dem Kot an die Außenwelt abgegeben werden. Im Ei entwickelt sich bei günstigen Bedingungen (genügend Feuchtigkeit und Temperaturen von 20 °C) in etwa 6 Wochen die infektionsfähige Erstlarve (L1). Bei tieferen Temperaturen sind die Eier oft erst nach Monaten ansteckungsfähig.
Nachdem ein Wirt die Infektionsstadien peroral aufgenommen hat, verlassen die L1 im Duodenum und Jejunum die Eihülle. Im weiteren Verlauf der Entwicklung, die über vier Häutungsvorgänge geht, verbringen die Juvenilstadien eine mehrwöchige histotrope Phase in der Schleimhaut des Verdauungstraktes - zunächst im Dünndarm und anschließend im Caecum oder Colon. Etwa 6 Wochen später besiedeln die Adultstadien das Darmlumen, verankern sich anschließend mit dem dünnen Vorderende in der Schleimhaut und schließen so den Regelkreis.
Die Präpatenz beträgt zwischen 9 bis 13 Wochen und die Lebensdauer der Parasiten im Wirt wird mit ca. 16 Monaten angegeben.
Vorkommen
Peitschenwürmer sind weltweit verbreitet, jedoch endemisch in den Tropen und Subtropen (z.B. Türkei) und nach dem Madenwurm der zweithäufigste Dickdarmparasit in tropischen und subtropischen Ländern.
Da Trichuris-Eier für ihre Entwicklung einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Umgebung benötigen, kommen sie v.a. in feuchten und schattigen Ausläufen mit Naturboden vor, wie z.B. Tränkeplätzen und andere Feuchtstellen auf Weiden.
Epidemiologie
Ein patenter Befall mit Trichuris vulpis kommt bei über 9 Wochen alten Hunden vor, wobei die Prävalenz je nach Haltungsart und Region variabel ist: von gering bis erheblich (in der Südschweiz waren 29 % von 371 Hunden Ausscheider von Trichuris-Eiern).
In der heute üblichen Intensivhaltung von Schweinen in Stallungen ist ein Trichuris-Befall relativ selten.
Erkrankung
Da Peitschenwürmer mit ihrem dünnen Vorderende in der Darmschleimhaut verankert sind, bilden sie tunnelartige Gänge in der Epithelschicht sowie dicht darunter. Unter dem Einfluss von Sekreten der Peitschenwürmer wird das Epithel in ein Synzytium umgewandelt. Ein stärkerer Befall führt zu einer subakuten, katarrhalischen Entzündung, wohingegen eine massive Infektion zu hämorrhagischen Entzündungen des Caecums und zum Teil auch des Colons führt.
Ein starker Befall bei Hunden führt zu Anorexie, Entwicklungsstörungen, Abmagerung, Anämie sowie Durchfall infolge katarrhalischer oder hämorrhagischer Dickdarmentzündungen.
Zoonose
Trichuris trichiura des Menschen und Trichuris suis des Schweines sind sehr ähnliche, jedoch deutlich voneinander unterscheidbare Arten. Experimentell werden diese Arten zwar wechselseitig übertragen, doch liegen Nachweise für natürliche Infektionen von Trichuris suis beim Menschen nicht vor. Im Gegensatz dazu konnten sporadisch Infektionen des Menschen mit Trichuris vulpis beschrieben werden.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
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