Oxycodon
Handelsname: Oxygesic®
Englisch: oxycodone
Definition
Oxycodon ist ein starkes Analgetikum aus der Klasse der Opioidanalgetika. Es ist ein halbsynthetisches Derivat des Thebains und besitzt neben der analgetischen auch starke antitussive Eigenschaften.
Chemie
Oxycodon hat die Summenformel C18H21NO4 und eine molare Masse von 315,36 g/mol.
Geschichte
Oxycodon wurde 1916 von Freund und Speyer aus Thebain synthetisiert. Unter dem Handelsnamen Eukodal® erlangte Oxycodon rasch große Popularität und wurde sowohl als Monopräparat, als auch in Kombination mit anderen Medikamenten wie Scopolamin und Ephedrin (Scophedal®) angepriesen und angewendet.
Wirkmechanismus
Oxycodon entfaltet seine analgetische Wirkung an den Opioidrezeptoren im ZNS. Es agiert als Agonist an den µ-, κ- und δ-Opioidrezeptoren.
Die analgetische Potenz eines peroral eingenommenen Oxycodons ist doppelt so hoch wie die von Morphin. 5 mg orales Oxycodon wirkt ca. äquipotent wie 10 mg orales Morphin. Parenteral wird 1:1 umgerechnet.
Bei der Kombination mit Naloxon wirkt es der typischen gastrointestinalen Dysfunktion entgegen. Das Naloxon wird in Kombination mit Oxycodon fast vollständig durch den hohen hepatischen First-Pass-Effekt eliminiert.
Pharmakokinetik
Nach Resorption verteilt sich Oxycodon im ganzen Körper. Die orale Bioverfügbarkeit variiert zwischen 60% und 87%. Die Halbwertszeit ist mit 4 Stunden halb so lang wie die von Morphin. Die Plasmaeiweißbindung beträgt etwa 45%. Oxycodon wird über Leberenzyme abgebaut, dabei entstehen Oxymorphon und Noroxycodon als Metabolite, wobei die Konzentration der Metabolite klinisch von geringer Relevanz ist. Diese werden über Urin und Stuhl ausgeschieden.
Indikation
Starke bis sehr starke Schmerzen wie Tumorschmerz, postoperative und traumatische Schmerzen, orthopädische Erkrankungen, Neuropathien etc.
Oxycodon kann auch als potentes Antitussivum eingesetzt werden. Für diese Indikation sind in Deutschland jedoch Codein und Dihydrocodein populärer.
Darreichungsformen
Oxycodon gibt es in Form von sowohl Retardtabletten für chronische Schmerzen, als auch schnellwirksamen Kapseln, Sublingualtabletten und Ampullen zur Kupierung von Durchbruchschmerzen.
Die Wirkstoffkonzentrationen variieren zwischen 5 mg (parenteral; schnellwirksame und retardierte Tabletten oder Kapseln) und 80 mg in Retardtabletten.
Nebenwirkungen
Oxycodon verursacht opioidtypische Nebenwirkungen, obgleich weniger stark ausgeprägt als bei Morphin. Dazu zählen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schwindel
- Müdigkeit
- Atemdepression
- Obstipation
- Harnretention
- Hypotension
- Bradykardie
- Miosis
- Euphorie
- Hyperhidrose
- Halluzinationen
- Abhängigkeit
Die meisten unerwünschten Wirkungen sind dosisabhängig, reversibel und vorwiegend am Anfang der Therapie ausgeprägt. Die opioidbedingte Obstipation ist ein Problem, welches oft für die Dauer der Opioidtherapie persistiert und erfordert immer eine abführende Therapie mit Laxantien wie Macrogol.
Wechselwirkungen
Pharmakodynamische Interaktionen
Sedierende Substanzen wie Benzodiazepine, Barbiturate, Phenothiazine, Triziklische Antidepressiva, Antihistaminika, Muskelrelaxantien, Anästhetika und Ethanol können die Wirkung von Oxycodon verstärken und gleichzeitig die Nebenwirkungen in unvorhersehbarer Weise beeinflussen.
Pharmakokinetische Interaktionen
Pharmakokinetische Interaktion besteht mit Medikamenten, die auch über CYP3A4-Isoenzyme metabolisiert werden. Folgende Wirkstoffe sind CYP3A4-Inhibitoren und können die Wirkung von Oxycodon deutlich verstärken:
- Fluconazol
- Itraconazol
- Ketoconazol
- Voriconazol
- Clarithromycin
- Erythromycin
- Telithromycin
- Ritonavir
- Indinavir
- Nelfinavir
- Cyclosporin
- Diltiazem
- Verapamil
- Imatinib
- Grapefruitsaft
Medikamente, die die Enzymaktivität durch dessen Induktion erhöhen, können die Wirkung von Oxycodon abschwächen. Solche CYP3A4-Induktoren sind:
Kontraindikation
- Allergie gegenüber dem Wirkstoff
- Atemdepression
- Schwere bronchiale Obstruktion (Asthma, COPD)
- Paralytischer Ileus
Rechtliches
Oxycodon unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und muss auf dem BtM-Rezept verschrieben werden.