Primidon
Synonym: Desoxyphenobarbital
Englisch: primidone
Definition
Primidon ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antikonvulsiva. Als Prodrug wird Primidon im Körper u.a. in das stärker antikonvulsiv wirkende Phenobarbital metabolisiert.
Pharmakokinetik
Primidon wird per os appliziert und besitzt eine Bioverfügbarkeit von fast 100%. Die Plasmahalbwertszeit wird in der Literatur zwischen 6 und 14 Stunden angegeben. Beim hepatischen Abbau entstehen die wirksamen Metabolite Phenobarbital und Phenylethylmalonamid. Über 40% des Primidons wird unverändert über den Urin aussgeschieden.
Wirkmechanismus
Der Großteil der Wirkung von Primidon basiert auf dem Abbauprodukt Phenobarbital. Es moduliert die Rezeptoren des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im ZNS. Durch die Öffnung von Poren in GABA-A-Rezeptoren potenziert sich die GABAerge Neurotransmission und es wird eine antikonvulsive und sedierende Wirkung erzielt.
Ob Primidon selbst pharmakologische Effekte auslöst, ist nicht geklärt. Es wird spekuliert, dass die Substanz eine Hyperpolarisation der Zellmembran bewirkt, wodurch die Schwelle für die Erregungsauslösung angehoben wird. Das andere Abbauprodukt des Primidons – das Phenylethylmalonamid – ist ebenfalls pharmakologisch aktiv, ihm wird jedoch eine therapeutisch untergeordnete Rolle zugeschrieben.
Indikation
Aufgrund des ungünstigen Nebenwirkungsprofils wird Primidon selten eingesetzt. Die wichtigste Indikation von Primidon ist die Langzeitbehandlung von speziellen Epilepsieformen, wie generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, die auf eine initiale antikonvulsive Therapie nicht ansprechen.
Daneben kann Primidon sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zur Behandlung von fokalen Anfällen eingesetzt werden. Zusätzlich ist es bei Absencen und anderen Petit-mal-Epilepsien sowie bei entsprechenden EEG-Anzeichen als Grand mal-Prophylaxe indiziert.
Weitere, eher untergeordnete Einsatzgebiete sind die Narkosevorbereitung sowie der Einsatz bei therapierefraktärem essentiellen Tremor.
Nebenwirkungen
Die möglichen Nebenwirkungen von Primidon entsprechen weitgehend denen von Phenobarbital:
- Blutbildveränderungen:
- systemischer Lupus erythematodes
- endokrine Störungen:
- Veränderung der Schilddrüsenhormone
- Stoffwechselstörungen
- Erkrankung des Gastrointestinaltraktes
- allergischer Hautausschlag
- Sehstörungen
- Erkrankungen des Nervensystems:
- psychische Veränderungen:
- Veränderungen der Skelettmuskulatur, des Bindegewebes und der Knochen
- Enzyminduktion und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Labormedizin
Die Bestimmung von Primidon wird zum therapeutischen Drug Monitoring sowie bei Verdacht auf eine Intoxikation durchgeführt. Häufig wird jedoch empfohlen, anstelle der Primidon-, die Phenobarbitalkonzentration zu überwachen.
Material
Für den Nachweis wird 1 ml Blutserum benötigt. Beim therapeutischen Drug Monitoring erfolgt die Abnahme jeweils kurz vor der geplanten Gabe der nächsten Dosis.
Referenzwerte
- Der therapeutische Bereich für die Primidonkonzentration liegt zwischen 6 und 15 µg/ml. Der toxische Bereich ist bei Konzentrationen über 20 µg/ml erreicht.
- Der therapeutische Bereich für die Phenobarbitalkonzentration liegt bei 15 bis 30 µg/ml. Der toxische Bereich ist bei Konzentrationen über 50 µg/ml erreicht.
Interpretation
Bei der therapeutischen Gabe von Primidon und gemessenen Serumkonzentrationen außerhalb des therapeutischen Bereichs ist ggf. eine Dosisanpassung erforderlich.
Quellen
- Laborlexikon.de, angerufen am 26.04.2021
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