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Hypokalzämie

(Weitergeleitet von Hypocalcämie)

Synonyme: Hypocalcämie, Hypokalziämie
Englisch: hypocalcemia

1. Definition

Bei einer Hypokalzämie ist der Calciumspiegel im Blut, d.h. das Serumcalcium, vermindert. Der Referenzwert liegt zwischen 2,2 und 2,65 mmol/l.

Das Gegenteil ist eine Hyperkalzämie.

2. Hintergrund

Im Routinelabor wird überwiegend das Gesamtcalcium gemessen, funktionell wirksam ist aber nur das ionisierte Calcium. Ein großer Teil des Calciums befindet sich in Plasmaeiweißbindung. Ein vermindertes Gesamtcalcium liefert daher in erster Linie einen Hinweis auf eine Hypoproteinämie. Man spricht in diesem Fall auch von einer Pseudohypokalzämie. Echte Hypokalzämien sind selten, da der Calciumspiegel vom Körper sehr gut reguliert wird.

3. Ätiologie

Eine Hypokalzämie hat vielfältige Ursachen. Grundsätzlich ist eine akute Hypokalzämie von der chronischen Hypokalzämie zu unterscheiden.

Es lassen sich drei grundsätzliche ätiologische Gruppen zusammenfassen:

  • Verluste oder ungenügende Aufnahme mit gestörter Calciumbilanz
  • Endokrine Ursachen (Hormonmangel, -überschuss)
  • Verteilungsstörungen durch Verschiebung und Bindung des Calciums

3.1. Gestörte Calciumbilanz

3.2. Endokrine Ursachen

3.3. Verteilungsstörungen

4. Klinik

Eine Hypokalzämie kann asymptomatisch verlaufen und ist häufig ein Zufallsbefund, der bei Blutuntersuchungen oder als EKG-Veränderung auffällt.

Bei symptomatischer Hypokalzämie ist die Tetanie das klinische Leitsymptom. Die Tetanie ist Ausdruck einer übersteigerten muskulären Erregbarkeit und äußert sich im Extremfall als Krampf mit Spasmen der Hände und Füße (Pfötchenstellung, Spitzfußstellung).

Leichtere Anzeichen sind perioral und an Händen und Füßen betonte Parästhesien und eine Hyperreflexie.

Am Herzen äußert sich eine Hypokalzämie als Bradykardie mit verminderter Kontraktionskraft (Inotropie). Im Extremfall kann es zur Herzinsuffizienz kommen, meist im Sinne einer Verschlechterung einer vorbestehenden Herzschwäche.[1] Eine proarrhythmogene Wirkung der Hypokalzämie konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.[2]

Bei länger bestehender Hypokalzämie ohne organische Symptome können auch psychische Symptome wie Verstimmtheit, Depression und Angstzustände auftreten.

5. Diagnostik

Die Diagnostik einer Hypokalzämie umfasst die spezifische Anamnese sowie labormedizinische Untersuchungen und deren Interpretation.

5.1. Anamnese

In der Anamnese sollten prädisponierende Faktoren wie Schilddrüsenoperationen, Niereninsuffizienz und Diuretikatherapie erfragt werden.

5.2. Körperliche Untersuchung

Der Verdacht auf eine Hypokalzämie kann durch die Prüfung der folgenden klinischen Zeichen erhärtet werden, die eine neuromuskuläre Übererregbarkeit anzeigen:

Eine offensichtliche Hyperventilation ist ebenfalls als diagnostisches Zeichen zu verwerten.

5.3. Labormedizinische Untersuchungen

Folgende Parameter werden in der labormedizinischen Blutuntersuchung bestimmt:

Einen besonderen diagnostischen Stellenwert hat die Bestimmung von Phosphat. Aus der gemeinsamen Betrachtung der Veränderungen von Phosphat- und Calciumspiegel lassen sich Trends ableiten:

  • Besteht eine Hypokalzämie bei Hyperphosphatämie, ist am ehesten an eine Störung des Parathormon-Stoffwechsels zu denken.
  • Besteht eine Hypokalzämie bei Hypophosphatämie, liegt am ehesten an eine Störung des Vitamin-D-Stoffwechsels vor.

5.4. EKG

Im EKG findet sich typischerweise eine Verlängerung der QT-Zeit. Es wurden auch verschiedene T-Wellen-Anomalien beobachtet, wie z.B. die Abflachung oder Inversion der T-Welle.[3][4]

6. Therapie

Die Therapie der Hypokalzämie richtet sich nach der Ätiologie. Sehr einfach lässt sich eine Hypokalzämie und Tetanie bei Hyperventilation behandeln. Die respiratorische Alkalose kann durch Rückatmung in einen Beutel effektiv behoben werden. Dadurch erhöht sich der Kohlendioxidpartialdruck in der eingeatmeten Luft. Mit der Normalisierung des pH-Wertes steigt das Calcium wieder an.

Bei anderen Formen der Tetanie ist kurzfristig die intravenöse Gabe von Calciumgluconat hilfreich. Eine Kontraindikation stellt dabei jedoch jede Therapie mit Digitalisglykosiden dar (Digitalistoxizität bei Hypokalzämie).

Asymptomatische oder wenig symptomatische Hypokalzämien sollten durch orale Gabe von etwa 2 Gramm Calciumcarbonat pro Tag (z.B. als Brausetablette) langsam ausgeglichen werden. Bei Vitamin-D-bedingten Störungen kann die Gabe von Calcitriol sinnvoll sein.

Bei einem Magnesiummangel als Ursache ist die Substitution von Magnesium effektiv, der Calciumspiegel normalisiert sich darunter in der Regel.

Bei der Behandlung der Hypokalzämie sollte stets auch ein eventuell bestehender Phosphatüberschuss mit berücksichtigt werden. Wird zu viel Calcium bei zu viel Phosphat verabreicht, kann es zur Kalzifikation von Organen kommen.

7. Literatur

  • Laborlexikon.de; abgerufen am 15.02.2021

8. Quellen

  1. Classen et al., Innere Medizin. 5. Auflage 2003, S. 1742
  2. Haverkamp et al. Moderne Herzrhythmustherapie Thieme, 2003
  3. El-Sherif et al., Electrolyte disorders and arrhythmogenesis Cardiology Journal, 2011
  4. MSD Manual – Hypokalzämie abgerufen am 10.05.2023

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