(Weitergeleitet von Hypocalcämie)
Synonyme: Hypocalcämie, Hypokalziämie
Englisch: hypocalcemia
Bei einer Hypokalzämie ist der Calciumspiegel im Blut, d.h. das Serumcalcium, vermindert. Der Referenzwert liegt zwischen 2,2 und 2,65 mmol/l.
Im Routinelabor wird überwiegend das Gesamt-Calcium gemessen, funktionell wirksam ist aber nur das ionisierte Calcium. Ein großer Teil des Calciums befindet sich in Plasmaeiweißbindung. Ein vermindertes Gesamt-Calcium ist daher in erster Linie Hinweis auf eine Hypoproteinämie. Echte Hypokalzämien sind selten, da der Calciumspiegel vom Körper sehr gut reguliert wird.
Eine Hypokalzämie hat ätiologisch vielfältige Ursachen. Grundsätzlich ist eine akute Hypokalzämie von der chronischen Hypokalzämie zu unterscheiden.
Es lassen sich drei grundsätzliche ätiologische Gruppen zusammenfassen:
Eine Hypokalzämie kann asymptomatisch verlaufen und ist häufig ein Zufallsbefund bei Bestimmung der Elektrolyte im Rahmen von Routineuntersuchungen oder stationären Krankenhausaufenthalten. Eine weitere Möglichkeit des Zufallsbefundes ist eine Verlängerung der QT-Zeit im EKG.
Bei symptomatischer Hypokalzämie ist die Tetanie das klinische Leitsymptom. Die Tetanie ist Ausdruck einer übersteigerten muskulären Erregbarkeit und äußert sich im Extremfall als Krampf mit Spasmen der Hände und Füße (Pfötchenstellung, Spitzfußstellung).
Leichtere Anzeichen sind perioral und an Händen und Füßen betonte Parästhesien und eine Hyperreflexie. Als klinische Zeichen bei der Untersuchung können das Chvostek-Zeichen und der Trousseau-Test positiv sein.
Am Herzen äußert sich eine Hypokalzämie als Bradykardie mit verminderter Kontraktionskraft (Inotropie). Im Extremfall kann es zur Herzinsuffizienz und Asystolie kommen. Wie weiter oben bereits erwähnt, ist die QT-Zeit im EKG verlängert.
Bei länger bestehender Hypokalzämie ohne organische Symptome können auch psychische Symptome wie Verstimmtheit, Depression und Angstzustände auftreten.
Die Diagnostik einer Hypokalzämie umfasst die spezifische Anamnese und labormedizinische Untersuchungen und deren Interpretation.
In der Anamnese sollten prädisponierende Faktoren wie Schilddrüsenoperationen, Niereninsuffizienz, Diuretikatherapie erfragt werden. Besteht eine offensichtliche Hyperventilation, ist diese als diagnostisches Zeichen zu verwerten.
Bestimmung von:
Einen besonderen diagnostischen Stellenwert hat die Bestimmung von Phosphat. Aus der gemeinsamen Betrachtung der Veränderungen von Phosphat- und Calciumspiegel lassen sich Trends ableiten:
Die Therapie der Hypokalzämie richtet sich nach der Ätiologie. Sehr einfach lässt sich eine Hypokalzämie und Tetanie bei Hyperventilation behandeln. Die respiratorische Alkalose kann durch Rückatmung in einen Beutel effektiv behoben werden. Dadurch erhöht sich der Kohlendioxidpartialdruck in der eingeatmeten Luft. Mit der Normalisierung des pH-Wertes steigt das Kalzium wieder an.
Bei anderen Formen der Tetanie ist kurzfristig die intravenöse Gabe von Calciumglukonat hilfreich. Eine Kontraindikation stellt dabei jedoch jede Therapie mit Digitalisglykosiden dar (Digitalistoxizität bei Hypokalzämie).
Asymptomatische oder wenig symptomatische Hypokalzämien sollten durch orale Gabe von etwa 2 Gramm Calciumkarbonat pro Tag (z.B. als Brausetablette) langsam ausgeglichen werden. Bei Vitamin.D-bedingten Störungen kann die Gabe von Calcitriol sinnvoll sein.
Bei einem Magnesiummangel als Ursache ist die Substitution von Magnesium effektiv, der Calciumspiegel normalisiert sich darunter in der Regel.
Bei der Behandlung der Hypokalzämie sollte stets auch ein eventuell bestehender Phosphatüberschuss mit berücksichtigt werden. Wird zuviel Calcium bei zu viel Phosphat verabreicht, kann es zur Kalzifikation von Organen kommen.
siehe auch: Hyperkalzämie
Tags: Blut, Elektrolytstörung, Hypokalzämie, Hypoproteinämie, Kalzium
Fachgebiete: Endokrinologie u. Diabetologie, Labormedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 16. Februar 2021 um 11:32 Uhr bearbeitet.
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