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Hämorrhagische Gastroenteritis (Hund)

Synonyme: HGE, akute hämorrhagische Enteritis (AHE), akutes hämorrhagisches Durchfall-Syndrom (AHDS)
Englisch: acute haemorrhagic diarrhea syndrome

1. Definition

Unter einer hämorrhagischen Gastroenteritis des Hundes , kurz HGE, versteht man eine akut bis perakut verlaufende Entzündung des Darms, die mit massivem, blutigem Durchfall einhergeht.

In der neueren Literatur wird die Erkrankung häufig als acute haemorrhagic diarrhea syndrome (AHDS) bezeichnet.

2. Vorkommen

Die hämorrhagische Gastroenteritis betrifft vorwiegend ältere und v.a. kleinere Rassehunde, wobei auch großrassige Hunde erkranken können.

3. Ätiologie

Die akute hämorrhagische Gastroenteritis ist eine idiopathische Erkrankung, die oftmals zu einer Überwucherung des Darmlumens mit dem Erreger Clostridium perfringens führt.

4. Pathogenese

Bei akuten hämorrhagischen Gastroenteritiden handelt es sich pathophysiologisch um sekretorische entzündliche Durchfälle. Durch die Bakterientoxine wird die Ionensekretion stark gesteigert und gleichzeitig die Flüssigkeitsabsorption reduziert, was den Durchfall hervorruft. Die Darmschleimhautpermeabilität ist stark erhöht, sodass es zu großen Flüssigkeits- und Blutverlusten in das Darmlumen kommt.

5. Klinik

Die Kotabsatzfrequenz ist deutlich (> 6 mal pro Tag) gesteigert. Der Durchfall ist dünnflüssig und blutig. Erkrankte Tiere leiden an Anorexie, Dehydratation, Muskelschwäche und weisen eine kalte Körperoberfläche auf. Bei infektiös bedingter Diarrhö kommt oftmals noch Fieber, manchmal aber auch Untertemperatur, hinzu. In einigen Fällen kann es ebenfalls zu Störungen des Allgemeinbefindens kommen – noch bevor der Durchfall klinisch relevant wird. Vermehrtes Erbrechen tritt ebenfalls auf.

Bei der Palpation des Abdomens kann man dilatierte und flüssigkeitsgefüllte Darmschlingen und manchmal auch vergrößerte sowie dolente Darmlymphknoten ertasten. Schwere Krankheitsverläufe gehen mit Leukopenie und im Extremfall mit Sepsis, schockartigen Zuständen und Gerinnungsstörungen einher, die zum plötzlichen Tod führen können.

6. Differenzialdiagnosen

7. Diagnose

Die Diagnosesicherung ist häufig schwierig bis unmöglich, deshalb ist die hämorrhagische Gastroenteritis in der Regel nur eine Ausschlussdiagnose.

Neben einem Blutbild sind initial unbedingt eine Koproskopie sowie ein Giardien- und Parvovirose-Schnelltest durchzuführen. Aufgrund des oft ubiquitären bzw. kommensalischen Vorkommens verschiedener Bakterien (u.a. Salmonellen und Campylobacter), dürfen mikrobiologische Untersuchungsergebnisse nicht überbewertet werden.

8. Labormedizin

Aufgrund der zunehmenden Dehydratation ist der Hämatokrit nahezu immer erhöht. Bei viraler oder bakterieller Genese kann sich zusätzlich eine Leukopenie entwickeln. Bei günstigem Krankheitsverlauf folgt auf die Leukopenie eine Leuko- und Monozytose. Die serologische Untersuchung zeigt häufig Elektrolytverschiebungen (Hypokaliämie, Hyponatriämie und Hypochlorämie) sowie eine Azidose. Bei fortgeschrittener Dehydratation können die Serumproteine trotz Eiweißverlusten in den Darm erhöht sein, sodass die erniedrigten Serumproteinwerte erst nach Rehydratation erkennbar werden.

Aufgrund einer prärenalen oder renalen Azotämie sind neben Harnstoff- auch die Kreatininwerte erhöht. Parallel dazu werden oftmals Abweichungen der Leberenzymwerte und bei Pankreasbeteiligung hohe pankreatische Lipase- (cPLI) und Amylasewerte beobachtet.

9. Komplikationen

10. Therapie

Für die Rehydratisierung von schweren Gastroenteritiden wird initial Ringer-Laktat-Lösung infundiert. Bei einer daraus resultierenden Hypokaliämie muss entsprechend Kalium substituiert werden. Bei Hypoproteinämie ist Plasma zu verabreichen. Parallel dazu sind Antiemetika (z.B. Maropitant 1 mg/kgKG 1x täglich s.c.) indiziert.

Der Einsatz von Antibiotika sollte wegen der potenziellen Beeinträchtigung der Darmflora nur im äußersten Notfall durchgeführt werden. Abhängig von den beteiligten Bakterien sind bei gramnegativen Erregern bevorzugt Fluorchinolone (z.B. Enrofloxacin 5 mg/kgKG 1x täglich s.c. oder p.o. oder Marbofloxacin 2 mg/kgKG p.o.) indiziert. Bei Anaerobierinfektionen kommen Ampicillin, Amoxicillin, Metronidazol, Clindamycin oder Cephalosporine zum Einsatz. Bei einer ausgeprägten Neutropenie ist kurzzeitig eine Doppelantibiose (z.B. Amoxicillin-Clavulansäure und Marbofloxacin) notwendig. Zusätzlich sind Nahrungskarenz bzw. Diätanweisungen (Schonkost) anzuordnen.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

11. Prognose

Die Prognose hängt vom Auslöser, dem Schweregrad, vom Allgemeinzustand des Hundes und von der rechtzeitigen und aggressiven Therapie ab.

12. Literatur

  • Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3

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