Giftpflanze
Englisch: poisonous plant
Definition
Eine Giftpflanze ist eine Pflanze, die Substanzen enthält, die eine schädliche Wirkung auf den menschlichen oder tierischen Organismus entfalten, wenn sie in ausreichender Dosis aufgenommen werden.
Hintergrund
Giftstoffe sind nicht primär notwendig für das Überleben der Pflanze, verschaffen ihr jedoch sekundär einen Überlebensvorteil, da sie beispielsweise als Fraßgift gegenüber Fressfeinden fungieren können. In der richtigen Dosierung haben viele Giftpflanzen oder deren Wirkstoffe einen therapeutischen Nutzen als Heilpflanze bzw. Arzneistoff.
Die Aufnahme von Giftpflanzen durch Menschen ist meist akzidentell. Vor allem Kinder sind gefährdet, sich durch den Verzehr von toxischen Früchten zu vergiften.[1][2]
Wirksame Inhaltsstoffe
Im Wesentlichen lassen sich Giftpflanzen nach der Chemie und Pharmakologie ihrer Inhaltsstoffe einteilen. Im Folgenden werden die wichtigsten Wirkstoffgruppen jeweils mit einigen Beispielen aufgelistet:[3]
Alkaloide
Alkaloide sind stickstoffhaltige, organische Verbindungen. Häufig, jedoch nicht zwangsläufig haben sie eine spezifische Wirkung auf das Nervensystem.
- Aconitin - Blauer Eisenhut
- Atropin/ L-Hyoscyamin - Engelstrompete, Schwarze Tollkirsche
- Coffein - Kaffee, Cola-Nuss, Tee
- Colchicin - Herbstzeitlose
- Coniin - Gefleckter Schierling
- Cytisin - Goldregen
- Morphin - Schlafmohn
- Nicotin - Tabak
- Pyrrolizidinalkaloide - Jakob's Kreuzkraut
- L-Scopolamin - Engelstrompete, Stechapfel
- Solanin - Schwarzer Nachtschatten
- Strychnin - Brechnuss
- Taxine - Europäische Eibe
- Theophyllin - Tee
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind flüchtige, lipophile Stoffgemische von zumeist aromatischem, charakteristischem Geruch. In der Regel handelt es sich um Terpene, seltener um Aromaten. In therapeutischen Dosierungen sind meist keine akut toxischen Effekte zu befürchten. Lediglich bei Kleinkindern ist Vorsicht geboten, da es auch in therapeutischer Dosis zu einem Stimmritzenkrampf kommen kann. Einige Bestandteile können akute, spezifische toxische Effekte hervorrufen (z.B. Neurotoxizität bei Thujon). Weiterhin muss stets mit einer (Schleim-) Haut-Reizung gerechnet werden. Folgende Substanzen sind Bestandteil ätherischer Öle:
- Campher - Kampferbaum
- Chamazulen - Kamille
- Linalool - Lavendel
- Menthol - Pfefferminze
- Thujon - Salbei, Wermut
- Thymol - Thymian
Glykoside
Bei Glykosiden handelt es sich um Verbindungen aus Aglykon (wirksames Prinzip) und einem oder mehreren Zuckermolekülen.
- Cyanogene Glykoside, spalten Cyanwasserstoff (Blausäure) ab - Bittermandel
- Herzglykoside
Peptide und Proteine
Pflanzensäuren
Saponine
Maßnahmen bei Vergiftungen
Für die wenigsten Giftpflanzen liegen spezifische Antidote (Gegengifte) vor. Nach Konsultation mit einen Giftinformationszentrum kann zur primären Giftentfernung die Gabe von Aktivkohle erwogen werden. Klinisch können eine Magenspülung und weitere Maßnahmen erfolgen.
Quellen
- ↑ Wendt S et al. Poisoning by plants. Dtsch Arztebl Int 2022, abgerufen am 24.11.2023
- ↑ Wendt S et al. Expositionen mit Fruchtpflanzen in Deutschland im Zeitraum 2010–2019 . Bundesgesundheitsbl 2023
- ↑ Risiko Pflanze - Einschätzung und Hinweise. BfR 2017, abgerufen am 24.11.2023
Literatur
- Roth et al., Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Verlag, Karlsruhe, München, 2008.
Weblinks
- BfR-App. Vergiftungsunfälle bei Kindern, abgerufen am 24.11.2023
- Giftpflanzen. Botanikus, abgerufen am 24.11.2023
- PlantaMedia - Internetdatenbank und Online-Enzyklopädie der Nutz-, Gewürz- und Arzneipflanzen
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