Magenspülung
Synonyme: Magenausheberung, Magenabheberung, Magenausspülung, Magen auspumpen
Definition
Unter dem Begriff Magenspülung versteht man ein medizinisches Verfahren zur Entleerung des Magens, häufig nach oraler Aufnahme von giftigen oder verdorbenen Stoffen.
Durchführung
Zunächst wird ein Schlauch mit relativ großem Durchmesser durch die Mundhöhle und die Speiseröhre bis in den Magen vorgeschoben. Durch diesen Schlauch wird eine Kochsalz-haltige Spüllösung in den Magen geführt. Dabei werden insgesamt zwischen 10 und 25 Liter Flüssigkeit, aufgeteilt in Portionen von etwa 200 – 300 ml in den Magen gepumpt. Durch denselben Schlauch wird das Gemisch aus der Spüllösung und der die Magenspülung indizierenden Substanz wieder herausgepumpt und somit dem Körper entzogen. Vorrangiges Ziel bei diesem Procedere ist das Entfernen der giftigen Noxen aus dem Magen um ein weiteres Vordringen in den Körper, sowie eine Resorption und Verteilung in der Blutbahn zu verhindern.
Durch die Tatsache, dass sowohl das Einführen, als auch das Abpumpen durch ein und den selben Schlauch geschieht, wird das Risiko minimiert, dass Flüssigkeit oder Substrat in die Luftröhre kommt und inspiriert wird. Dadurch, dass der Schlauch bis in das Lumen des Magens hervorgeschoben wird, hat die Spülflüssigkeit auch keinen Kontakt zum Epithel der Speiseröhre (wie dies beim Erbrechen beispielsweise der Fall wäre). Gegebenfalls kann es während der Magenspülung zu Erbrechen kommen, da der Schlauch einen Würgereflex auslöst. Um das Risiko einer Aspiration weiter zu minimieren, wird die Magenspülung i.d.R. in Trendelenburg- und Linksseitenlage durchgeführt, auch bei bereits erfolgter endotrachealer Intubation.
Durch die häufig bereits in den Blutkreislauf gelangten Toxine sind die Patienten, die sich einer Magenspülung unterziehen müssen, häufig in einem Zustand des Deliriums, weswegen sie von dem unangenehmen Procedere wenig mitbekommen. Um dennoch sicherzustellen, dass der Betroffene den Schlauch nicht durchbeißt, wird im Bereich der Zähne ein Beißring platziert. Die Magenspülung kann als beendet angesehen werden, wenn die aus dem Magen heraus gepumpte Flüssigkeit klar ist. In diesem Fall wird der Schlauch entfernt und dem Patienten wird meistens noch medizinische Aktivkohle verabreicht. Dies soll helfen, bereits im Darmsystem befindliche Giftstoffe schneller auszuscheiden.
Komplikationen
- Aspiration (3-10 % d.F.)
- Verletzung der Speiseröhre oder des Magens mit Blutung bis hin zur Perforation
Indikationen
Die Magenspülung ist indiziert bei lebensbedrohlicher Ingestion von Substanzen, die nicht auf andere Weise eliminiert werden können und für die kein Antidot existiert (z.B. Colchicin, trizyklische Antidepressiva, Theophyllin, Lithium, Giftpilze). Dabei darf die Intoxikation nicht länger als 60 Minuten zurückliegen.
Auch aus diagnostischen Gründen kann eine Magenspülung sinnvoll sein. Dabei wird im Magen befindliches Substrat abgesaugt, um eventuell vorliegende Läsionen, Raumforderungen, Geschwüre oder Blutungen besser identifizieren zu können.
Kontaindikationen
Nach Verschlucken ätzender Stoffe ist die Magenspülung aufgrund des hohen Perforationsrisikos kontraindiziert. Bei Verschlucken von Mineralölderivaten (z.B. Benzin) darf ebenfalls keine Magenspülung durchgeführt werden, da die Aspiration zur Kohlenwasserstoff-Pneumonitis führen kann. Weitere Kontraindikationen sind:
- ungeschützte, geschädigte Atemwege
- Gefahr von Perforationen oder Blutungen aufgrund von pathologischen Veränderungen oder kürzlich zurückliegenden Operationen im Bereich von Ösophagus und Magen
um diese Funktion zu nutzen.