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Abszess

(Weitergeleitet von Abszedierend)

Synonym: Abscessus
Englisch: abscess; abscessus; apostem

1. Definition

Ein Abszess ist eine abgekapselte Ansammlung von Eiter in einem nicht präformierten, durch Einschmelzung von Zellen neu gebildeten Gewebshohlraum. Den Vorgang der Abszessbildung bezeichnet man mit dem Begriff Abszedierung.

2. Abgrenzung

Der Erguss von Eiter in eine bestehende Körperhöhle ist ein Empyem. Die diffuse Ausbreitung von Eiter im Gewebe ist eine Phlegmone.

3. Pathologie

Ein Abszess entsteht durch eine entzündliche Gewebseinschmelzung, die in den meisten Fällen durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wird. Es kommen jedoch auch abakterielle, sogenannte sterile Abszesse vor.

Durch die Abstossung nekrotischen Gewebes kommt es zur Demarkation und damit zur Bildung einer Abszesshöhle. Die Abszesshöhle ist mit Eiter (Pus) gefüllt, der sich im Wesentlichen aus abgestorbenen Zellen, Bakterien und neutrophilen Granulozyten zusammensetzt. Sie kann durchgängig oder gekammert (septiert) sein. Der Randbereich des Abszesses besteht aus Granulationsgewebe, in dem zahlreiche Makrophagen und Fibroblasten anzutreffen sind.

In der Umgebung des Abszesses kommt es unter dem Einfluss von Entzündungsmediatoren zu einer Vasodilatation und Hyperthermie. Fehlt diese Reaktion, spricht man von einem "kalten" Abszess, der auf atypische Erreger (Tuberkulose) hinweisen kann.

Abszesse können sich entlang anatomischer Spalträume, den sogenannten Logen, weiter ausbreiten und so eine erhebliche Dimension erreichen. Diese Spalträume sind nur mit lockerem Bindegewebe gefüllt und bieten der Ausbreitung des Eiters - im Gegensatz zu den faserdichten Faszien – wenig Widerstand.

Bei längerem Verlauf bildet sich durch die Faserprodukton der Fibroblasten eine Abszessmembran, die den Abszess bindegewebig gegenüber dem gesunden Gewebe abkapselt. Kommt die Entzündung zum Stillstand, kann der eitrige Inhalt der Abszesshöhle teilweise resorbiert werden oder verkalken. Eine weitere Möglichkeit stellt die Bildung einer Fistel dar, welche die Abszesshöhle mit einer inneren oder äußeren Körperoberfläche verbindet, sodass sich der in der Abszesshöhle befindliche Eiter entleeren kann.

Typische Erreger von Abszessen sind koagulase-positive Staphylokokken.

4. Einteilung

4.1. ...nach betroffenem Organ

Abszesse können in fast allen Organen vorkommen, zum Beispiel in:

4.2. ...nach betroffener Loge

Abszesse werden auch nach anatomischen Regionen oder Spalträumen benannt, in denen sich der Abszess ausbreitet. Dazu zählen u.a.:

4.3. ...nach Erstbeschreiber

4.4. ...nach anderen Charakteristika

Beim perityphlitischen Abszess, Douglas-Abszess und subphrenischen Abszess handelt es sich streng genommen nicht um Abszesse, sondern um Empyeme im Bereich der Bauchhöhle.

5. Symptome

Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation des Abszesses. Abszesse mit Bezug zur Körperoberfläche machen sich durch klassische Entzündungszeichen wie Schwellung, Schmerzen, Rötung und Überwärmung bemerkbar. Hinzu treten ggf. Funktionseinschränkungen - z.B. Kieferklemme beim pterygomandibulären Abszess oder neurologische Ausfälle beim Hirnabszess. Bei größeren Abszessen kommt es zu einem reduzierten Allgemeinzustand mit Fieber und Schüttelfrost.

6. Komplikationen

Die Komplikationen sind wie die Symptome von der Abszesslokalisation abhängig. Allgemeine Komplikationen sind:

7. Diagnostik

8. Therapie

Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Eröffnung des Abszesses (Abszessspaltung) durch eine ausreichend dimensionierte Inzision, die für den Abfluss des Eiters sorgt. Bei ausgedehnten Befunden ist darüber hinaus eine Abszessausräumung notwendig. Danach wird die Abszesshöhle gespült (Lavage) und eine Drainage oder Tamponade im tiefsten Punkt der Abszesshöhle eingelegt, um einen vorzeitigen Verschluss der Inzision zu verhindern und so den weiteren Sekretabfluss zu ermöglichen. Die Verhinderung des vorzeitigen Verschlusses dient dazu, Rezidiven vorzubeugen. Das genaue technische Vorgehen ist von der Lokalisation des Abszesses abhängig.

Bei ausgedehnten Abszessen ist in der Regel zusätzlich zur operativen Sanierung eine Antibiotikatherapie notwendig - möglichst auf der Basis der Resistenzbestimmung. Die Anwendung von Antibiotika sollte jedoch nur im Infiltrationstadium, bei immunkomprimierten Patienten, bei Patienten mit allgemeinmedizinischen Risiken und bei Infektionen mit Ausbreitungstendenz zum Einsatz kommen. Dadurch lassen sich unnötige Resistenzbildungen vermeiden. Als Antibiotika der ersten Wahl zählen Ampicillin/Sulbactam oder Amoxicillin/Clavulansäure. Bei Vorliegen einer Penicillinallergie kann auf Clindamycin oder Makrolide zurückgegriffen werden.

9. Quellen

  1. ,,Die Drainage Dentogener Abszesse von Shira Kadir; Quintessenz-Artikel 2020 - www.quintessence-publishing.com/deu/de/article-download/867411/qdent/2020/04/die-drainage-dentogener-abszesse 10.11.2024; 21:37 Uhr
  2. Zahn-Mund-Kiefer-Heilkunde - Zahnärztliche Chirurgie von Norbert Schweizer & Michael Ehrenfeld; 5. Auflage, 2013
Stichworte: Eiter, Entzündung
Fachgebiete: Allgemeine Chirurgie

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