Sublingualer Abszess
Definition
Ein sublingualer Abszess ist ein Abszess, der sich in den sublingualen Spalträumen (Spatium sublinguale) ausbreitet. Es kommt zu einer Eiteransammlung medial des Unterkiefers (Corpus mandibulae) oberhalb des Musculus mylohyoideus.
Ätiologie
Meist handelt es sich um eine odontogene Infektion, die von der apikalen Parodontitis eines devitalen Unterkieferzahns ausgeht.
Ein sublingualer Abszess auch durch Ausbreitung eines submandibulären oder submentalen Abszesses entstehen.
Topografie
Die sublinguale Loge wird kaudal vom Musculus mylohyoideus, kranial durch die Mundbodenschleimhaut und die Zunge, ventral und lateral durch den Unterkiefer und medial durch den Musculus geniohyoideus und den Musculus genioglossus begrenzt.
Symptome
Typische Symptome eines sublingualen Abszesses sind:
- glasig-rötliche, druckdolente Schwellung im Bereich des Mundbodens
- Bewegungseinschränkung der Zunge
- Schluckstörungen
- kloßige Sprache
- regionale Lymphknotenschwellung
- reduzierter Allgemeinzustand
Zusätzlich kann die Mundöffnung eingeschränkt sein (Trismus).
Komplikationen
Durch die enge Lagebeziehung und Verbindung zum Spatium submandibulare am dorsalen Ende des Diaphragma oris besteht die Gefahr einer Ausbreitung in diese Loge. Die Ausbreitung eines sublingualen Abszesses nach dorsal in die submandibuläre Loge oder den Parapharyngealraum kann zu einer Obstruktion der Atemwege führen und bedarf einer sofortigen chirurgischen Drainage des Abszesses oder einer Notfalltracheotomie/Koniotomie.
Weitere mögliche Komplikationen sind die Ausbreitung auf die Gegenseite oder in die submentale Loge.
Diagnostik
- Klinische Untersuchung mit intraoraler und extraoraler Inspektion und Palpation, Zahnstatus, Perkussionstest und Sensibilitätstestung
- Röntgendiagnostik: Zahnfilme der Wurzelregion, ggf. digitale Volumentomographie)
- Sonografie der Region
Therapie
Chirurgische Therapie
Die Eröffnung des Abszesses erfolgt mittels Inzision marginal der Unterkieferzähne der betroffenen Region. Die Loge wird durch Abpräparation des lingualen Periosts mittels Raspatorium unter ständigen Knochenkontakt aufgesucht. Die Drainage erfolgt mittels angenähten Gummilaschen oder Röhrchen. Zu schonen sind dabei der Nervus lingualis und der Ausführungsgang der Glandula submandibularis. Nicht erhaltungswürdige Zähne werden ggf. extrahiert.
Medikamentöse Therapie
Die Antibiotikagabe richtet sich nach der Ausprägung des Abszesses und ist indiziert z.B. bei starken Schwellungen, Lymphadenopathie, Fieber und Risikofaktoren (Immunsuppression, Diabetes mellitus).
um diese Funktion zu nutzen.