Koniotomie
Synonyme: Krikothyreotomie, Cricothyreoidotomie, Notfall-Luftröhrenschnitt
Englisch: cricothyrotomy
1. Definition
Unter einer Koniotomie versteht man in der Medizin die Schaffung eines künstlichen Zugangs zu den Atemwegen in Höhe des Kehlkopfes (Larynx) per Durchtrennung des Ligamentum cricothyroideum medianum bzw. des anterioren Teils des Conus elasticus zwischen Schild- und Ringknorpel. Die Koniotomie ist eine ärztliche Notfallmaßnahme ("Ultima Ratio"), die nur bei akuter Erstickungsgefahr vorgenommen wird.
2. Durchführung
Für die Kontiotomie kommen verschiedene Techniken in Frage, die sich in Details unterscheiden. Ein mögliches Vorgehen ist:
- Ertasten des Schildknorpels (Cartilago thyroidea) und des kaudal liegenden Ringknorpels (Cartilago cricoidea) bei leicht überstrecktem Kopf.
- Mit Hilfe eines Skalpells erfolgt ein ca. 2 bis 3 cm langer, medianer Hautschnitt zwischen Schild- und Ringknorpel. Der Schnitt wird in der Tiefe bis maximal zur oberflächllichen Halsfaszie geführt.
- Die geschaffene Wunde wird mittels einer Schere gespreizt. Es folgt die horizontale Inzision des Ligamentum cricothyreoideum (Ligamentum conicum), quer zur Faserrichtung mit einer Schnittlänge von etwa 1 cm.
- Die entstandene Öffnung wird mit einem Spekulum oder Wundspreizer offen gehalten und ein Tubus mit einem geringen Innendurchmesser endotracheal eingeführt.
Neben der Koniotomie mittels einer Inzision existiert als weitere Möglichkeit die Punktionskoniotomie. Sie kann im Rahmen eines Notfalls auch von entsprechend qualifizierten Notfallsanitätern durchgeführt werden.[1][2]
3. Indikationen
Indikation für eine Koniotomie ist die lebensbedrohende Atemnot, die durch weniger invasive Maßnahmen (Maskenbeatmung, Intubation, alternative Atemwegshilfen) nicht oder nicht rechtzeitig beherrschbar ist, z.B. bei
- schweren Gesichts- oder Nasenverletzung mit Gefahr von Aspiration oder Asphyxie
- massivem Mittelgesichtstrauma (Le-Fort-Frakturen Typ I bis III)
- Kehlkopfödem, z.B. bei Anaphylaxie
- Fremdkörperaspiration
Die Koniotomie ist die Methode der Wahl beim schwierigen Atemweg, auch bekannt als "cannot intubate - cannot ventilate"- Situation. Sie wird im mobilen Einsatz anstelle der Tracheotomie verwendet, um das Risiko der Schilddrüsenverletzung gering zu halten. Im notärztlichen Einsatz ist die Überprüfung der Schilddrüsenposition meist zeitlich nicht möglich. Die Koniotomie ist jedoch keine finale Lösung des Atemwegsmanagements und muss sobald wie möglich durch Alternativen (z.B. Tracheotomie in Klinik) ersetzt werden. Unter kontrollierten Bedingungen im Krankenhaus wird sofort die Tracheotomie als mittelfristiger Zugangsweg gewählt.
4. Kontraindikationen
- Schwierigkeiten bei Landmarkenidentifikation
- Anatomische Abnormalität (Tumor)
Die Kontraindikationen sind als relativ anzusehen, wenn anders keine suffiziente Oxygenierung hergestellt werden kann.
5. Risiken
- Starke Blutungen
- Irreparable Kehlkopfverletzung
Ein weiteres Risiko einer Koniotomie ist die Ringknorpelperichondritis mit daraus resultierender Larynxstenose.