Fremdkörperaspiration
von lateinisch: aspirare - einhauchen, einatmen
Englisch: foreign body aspiration
Definition
Die Fremdkörperaspiration kommt durch das Eintreten von Fremdkörpern in die Atemwege (Aspiration) zustande. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der zur Erstickung führen kann.
- ICD10-Code: T17.-
Epidemiologie
Die Fremdkörperaspiration kommt vor allem bei Kindern und geriatrischen Patienten vor. In einer kanadischen Studie (3.677 Patienten) waren Säuglinge (26,9%) oder Personen über 65 Jahren (36,7%) die am häufigsten betroffenen Altersgruppen.[1]
Ätiologie
Die häufigste Ursache der Aspiration ist die Aufnahme fester Nahrung (80,8%).[1] Zu den aspirierten Fremdkörpern gehören unter anderem Möhren, Nüsse, Murmeln und kleine Teile von Spielzeugen ("Bausatz aus dem Überraschungsei").
Im Erwachsenenalter kommen Fremdkörperaspirationen vor allem bei Bewusstlosigkeit und neurologischen Defiziten mit einer Störung des Schluckaktes vor (z.B. bei amyotropher Lateralsklerose).
Die Aspiration von Fremdkörpern kann ebenfalls im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung (z.B. Wurzelkanalbehandlung) oder nach einem Zahntrauma auftreten.[2]
Pathophysiologie
Die Auswirkungen einer Fremdkörperaspiration richten sich nach Art und Beschaffenheit des aspirierten Fremdkörpers, dessen Lage und der Zeit zwischen Aspiration und Diagnose. Aspirate können z.B. zu Atelektasen, Entzündungen (Aspirationspneumonitis oder -bronchiolitis) oder Infektionen (Aspirationspneumonie) führen.
Lokalisation
Fremdkörper bleiben am häufigsten erst in den Bronchien stecken. Dabei findet sich der Fremdkörper etwa doppelt so häufig in Abschnitten des rechten Bronchialbaums. Dieser Umstand ist durch den steileren Abgang des rechten Hauptbronchus zu erklären.
Beschaffenheit des Fremdkörpers
Ausschlaggebend sind die Größe, Form und Festigkeit des Fremdkörpers. Daneben besitzen kontaminierte Fremdkörper meist eine hohe Infektiösität (Aspirationspneumonie).
Je nach Form und Größe kann ein Fremdkörper ganze Abschnitte des Bronchialbaums verlegen und zur Ausbildung von Atelektasen führen. Möglich ist auch eine Konstellation, bei der der Fremdkörper einen Ventilmechanismus aufrechterhält, welcher den Einstrom von Luft erlaubt, den Ausstrom jedoch verhindert (Überblähung).
Zeit zwischen Aspiration und Diagnose
Eine lange Zeit zwischen Aspiration und Diagnose begünstigt die Entstehung von Komplikationen. Insbesondere kann es zu Superinfektionen und entzündliche Reaktionen der Umgebung kommen. Bei längerem Verbleiben des Fremdkörpers treten schwerwiegende Atelektasen auf.
Symptome
Das Leitsymptom einer Fremdkörperaspiration ist ein plötzlich auftretender, anfallsartiger Reizhusten. Abhängig von der Lage des Fremdkörpers kann ein pfeifendes Atemgeräusch, bei Lage im Larynx eventuell ein Stridor hörbar sein. Bei ausgeprägten Obstruktionen kommt durch Ausbildung von Atelektasen bzw. einer stark verminderten Belüftung zu Dyspnoe und Zyanose. Darüber hinaus treten ggf. Brustschmerzen auf. Mit zunehmender Verweildauer des Fremdkörpers kommt es zu einer vermehrten Schleimproduktion und zu Hämoptysen.
Weniger ausgeprägt ist die Symptomatik, wenn der Fremdkörper selbst luftdurchlässig ist (z.B. Plastikröhrchen).
Diagnostik
Die Diagnose einer Fremdkörperaspiration kann durch Anamnese und körperliche Untersuchung vermutet werden. Bildgebende Verfahren bestätigen den Verdacht.
Bei der Auskultation können ein pfeifendes Atemgeräusch, eine exspiratorisch betonte Obstruktion und die aufgehobenen Atemgeräusche nach einer vollständigen Obstruktion erhoben werden.
Ein Röntgen-Thorax in 2 Ebenen erlaubt fast immer die Sicherung der Diagnose. Ergänzend kann eine Spirometrie aufschlussreich sein.
Therapie
Als Erstmaßnahme durch Laien liefern Schläge auf den Rücken bessere Ergebnisse als andere Basismaßnahmen (z.B. Abdominalstöße oder Thoraxkompression) und führen nicht zu interventionsbedingten Verletzungen.[1]
Die kausale Therapie besteht in der Fremdkörperentfernung. Dies kann durch eine Bronchoskopie (mit starrem Rohr) erfolgen. Ist die bronchoskopische Entfernung nicht möglich, können chirurgische Eingriffe notwendig werden.
Eine Aspirationspneumonie sollte gegebenenfalls mit der Gabe von Antibiotika behandelt werden.
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Dunne C et al. Evaluation of basic life support interventions for foreign body airway obstructions: A population-based cohort study. Resuscitation 2024
- ↑ Mathers et al. Notfallsituation Fremdkörperaspiration. ZWR. Das Deutsche Zahnärzteblatt. 124(3):121. 2015