Wurzelkanalbehandlung
Englisch: root canal treatment, RCT
Definition
Die Wurzelkanalbehandlung ist eine endodontische Maßnahme, bei der das Pulpagewebe eines Zahnes entfernt wird, und anschließend die Wurzelkanäle gesäubert und dicht verschlossen werden. Sie verfolgt das Ziel, die Formgebung und Reinigung der Wurzelkanäle für die folgende Wurzelfüllung – meist mit Guttapercha und Sealer zu gewährleisten.
Indikationen
Die Wurzelkanalbehandlung dient der Erhaltung devitaler oder irreversibel entzündeter Zähne. Somit ist dieser Eingriff indiziert bei:
- Pulpanekrose
- Pulpitis chronica (irreversible Entzündung der Zahnpulpa)
Vorgehen
Bei der Wurzelkanalbehandlung werden nach der Eröffnung der Pulpahöhle (Trepanation) die Wurzelkanäle manuell mit endodontischen Feilen und/oder maschinell mit rotierenden Instrumenten aufgearbeitet. Als Spüllösungen kommen u.a. Natriumhypochlorid (NaOCl), Chlorhexidin (CHX) und Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) zum Einsatz. Werden NaOCl und CHX sequentiell eingesetzt, muss eine Zwischenspülung mit isotonischer Kochsalzlösung erfolgen, damit kein toxisches 4-Chloranilin entsteht.
Die Spülung der Wurzelkanäle erfolgt unter Kofferdam, um ein Verschlucken oder eine Aspiration der Spülflüssigkeit auszuschließen. NaOCl verursacht Übelkeit und Erbrechen und kann die Ösophagusmukosa verätzen. Bei akzidentellem Kontakt wird dem Patienten möglichst schnell eine verdünnte Zitronensäurelösung verabreicht oder angeraten, reichlich Wasser zu trinken.
Wasserstoffperoxid (H2O2) wird heute (2025) als obsolet angesehen. Es kann bei unsachgemäßer Anwendung ein Emphysem auslösen.[1]
Unter Umständen können medikamentöse Einlagen (z.B. kortikoidhaltige Medikamente und/oder solche mit einer antibiotischen Komponente) unterstützend zur mechanischen Aufbereitung appliziert werden – dabei wird der Zahn danach koronal provisorisch verschlossen. Die Wurzelfüllung und der definitive Zahnverschluss werden auf eine nächste/weitere Sitzung (meist ca. eine Woche später) verschoben.
Komplikationen
Bei der Behandlung kann es vorkommen, dass
- Instrumente im Kanal abbrechen,
- es zu einer Überinstrumentierung in den Kieferknochen kommt,
- Spüllösungen oder Füllungsmaterialien in das Parodont überpresst werden (Sealer Puff) oder
- die Wurzel seitlich perforiert wird (Via falsa).
Diese Vorfälle können zu temporären Schmerzen und/oder weiteren Entzündungen (z.B. apikale Parodontitis) führen, die den Behandlungserfolg beeinträchtigen, sodass Folgeeingriffe wie eine Wurzelspitzenresektion notwendig sind. Unter Umständen ist der betroffene Zahn nicht mehr erhaltungswürdig.
In seltenen Fällen kann es bei einer Wurzelkanalbehandlung im Oberkiefer durch massive Überpressung von zinkhaltigen Materialien (z.B. Guttaperchastift) zu einer Aspergillose der Kieferhöhle kommen.
Quelle
- ↑ Der besondere Fall: Weichteilemphysem nach endodontischer Behandlung, zm-online, 2012, abgerufen am 17.2.2025