Apikale Parodontitis
von altgriechisch: παρά ("para") - neben, ὀδούς ("odous") - Zahn
Synonyme: apikale Ostitis, Parodontitis apicalis, Wurzelspitzenentzündung
Englisch: periapical periodontitis
Definition
Eine apikale Parodontitis, kurz AP, ist eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodont) im Bereich der Wurzelspitze eines Zahns.
Epidemiologie
Die apikale Parodontitis ist eine häufige Erkrankung. Die Prävalenz trendet mit dem Lebensalter und ist wesentlich von der Zahnhygiene abhängig. Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beträgt sie etwa 30%, im Alter über 60 Jahren bereits über 60%.
Ätiologie
Eine apikale Parodontitis geht in den meisten Fällen von einer unbehandelten tiefen Karies oder von einer Sekundärkaries unter einer defekten Restauration aus. Die Infektion der Zahnsubstanz breitet sich per continuitatem in den Wurzelkanal aus und führt dort zu einer Pulpitis und Pulpanekrose. Über den Wurzelkanal gelangen dann Bakterien in Richtung der Wurzelspitze und lösen im benachbarten Knochen eine akute oder chronische Entzündung aus. Dabei baut der Körper Knochensubstanz ab und ersetzt sie durch Granulationsgewebe.
Weitere Ursachen einer apikalen Parodontitis sind:
- Überbelastung des Parodonts (Bisserhöhung durch Restaurationen)
- insuffiziente oder überstopfte Wurzelfüllung (WF)
- Ausbreitung einer tiefen marginalen Parodontitis (MP)
Einteilung
Nach dem Verlauf unterscheidet man:
- Akute apikale Parodontitis
- Chronische apikale Parodontitis
Symptome
- Schmerzen
- dumpfer, kontinuierlicher Schmerz
- Schmerzintervalle
- Aufbissschmerzen
- intraorale oder extraorale Schwellung und ggf. Rötung
- Fistel (bukkal, lingual oder palatinal)
- Berührungsempfindlichkeit
Diagnostik
Die Diagnose wird meist klinisch gestellt. Sie ergibt sich aus der Anamnese sowie aus dem Zustand der Zahnsubstanz. Weitere Hinweise liefern
- negative Vitalitätsprüfung,
- Perkussionstest,
- Klopfschmerzhaftigkeit des betroffenen Zahns und
- vestibulärer Druckschmerz.
Die Bildgebung mithilfe eines Zahnfilms ist erst im fortgeschrittenen Stadium aussagekräftig, wenn im Bereich der Wurzelspitze eine Osteolyse oder Osteosklerose erkennbar ist. Frühe Läsionen sind radiologisch in der Regel nicht erkennbar, bestenfalls in Form eines erweiterten Periodontalspalts. Allerdings kann der Zahnfilm bei Restaurationen Hinweise auf eine eventuell vorliegende Sekundärkaries liefern.
Indizes
Um die Bewertung der Periapikalregion im Zahnfilm zu vereinfachen und nach Möglichkeit zu standardisieren, wurden verschiedene Indizes entwickelt, unter anderem der Periapical Probability Index (PRI) und der Periapikalindex (PAI).
Periapical Probability Index (PRI) | |
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PRI 1 | sicher kein pathologischer Befund |
PRI 2 | wahrscheinlich kein pathologischer Befund |
PRI 3 | pathologischer Befund unsicher |
PRI 4 | wahrscheinlich pathologischer Befund |
PRI 5 | sicher pathologischer Befund |
Periapikalindex (PAI) | |
---|---|
PAI 1 | normale periapikale Strukturen |
PAI 2 | geringe Veränderungen der Knochenstruktur |
PAI 3 | Veränderung der Knochenstruktur mit diffuser Demineralisierung |
PAI 4 | Apikale Pardontitis mit gut definierter Strahlentransparenz |
PAI 5 | Schwere apikale Parodontitis mit Exazerbation |
Komplikationen
Von einem periapikalen Abzsess ausgehend, können sich umfangreichere Abszedierungen entwickeln, zum Beispiel im Unterkiefer ein paramandibulärer Abszess.
Therapie
Die Therapie der Wahl ist eine Wurzelkanalbehandlung. Tritt die apikale Parodontitis an einem bereits wurzelgefüllten Zahn auf, kann zunächst eine Revision der WF versucht werden. Alternativ ist eine Wurzelspitzenresektion durchzuführen.
Bei tief kariös zerstörten Zähnen mit Wurzelkaries bzw. mit fehlender Pfeilerwertigkeit ist in der Regel eine Zahnextraktion indiziert.