Halsfaszie
Synonyme: Fascia cervicalis, Fascia colli (obsolet)
Englisch: cervical fascia
1. Definition
Die Halsfaszien sind ein komplexes, dreidimensionales Netzwerk aus faserreichem Bindegewebe im Bereich des Halses. Innerhalb dieses Netzwerks lassen sich einzelne Faszien abgrenzen wird, die in Schichten angeordnet sind.
2. Nomenklatur
Die Bezeichnungen der einzelnen Halsfaszien sind international nicht einheitlich. Zwar herrscht weitgehende Einigkeit über die Faserstrukturen selbst, aber ihre Systematik und damit auch ihre Benennung unterscheidet sich in der Literatur.
3. Schichten
In der traditionellen ("internationalen") Terminologie werden die Halsfaszien als zusammenhängendes System verstanden, das aus mehreren Schichten besteht. Sie werden auch als "Blätter" oder "Laminae" bezeichnet. Dazu zählen:
- Lamina superficialis fasciae cervicalis (oberflächliches Blatt der Halsfaszie)
- Lamina pr(a)etrachealis fasciae cervicalis (mittleres Blatt der Halsfaszie)
- Lamina pr(a)evertebralis fasciae cervicalis (tiefes Blatt der Halsfaszie)
In manchen Einteilungen (z.B. nach Stecco[1]) werden diese Schichten gemeinsam als tiefe Halsfaszie von der oberflächlichen fibromuskulären Faserschicht (Tela subcutanea) abgegrenzt, die das Platysma enthält.[2] Ob diese Schicht eine Faszie darstellt, ist umstritten. Die Bezeichnung "tiefe Halsfaszie" ist insofern verwirrend, als das der Begriff in den meisten Einteilungen nur für die prätrachealen Faszienschichten verwendet wird (s.u.).
Neben diesen Schichten wird als Einzelstruktur die Vagina carotica abgegrenzt.
4. Einzelfaszien
Eine andere Systematik bietet die Betrachtung der Faszien als Einzelstrukturen. Sie bildet die Basis der "europäischen" Terminologie. Hier unterscheidet man:[2]
4.1. Fascia cervicalis superficialis
Die Fascia cervicalis superficialis, auch oberflächliche Halsfaszie genannt, grenzt das Fettgewebe der Unterhaut gegen den Bewegungsapparat ab. Sie verläuft zirkulär um den Hals. Kranial setzt sie sich in der Fascia parotidea fort, während sie kaudal in die Fascia pectoralis ausläuft. Ihre Ansätze sind:
- superior: Protuberantia occipitalis externa, Mandibula, Linea nuchae superior
- inferior: Scapula, Ventralseite der Clavicula, Manubrium sterni
- anterior: Os hyoideum
Im Nackenbereich wird die Halsfaszie auch als Fascia nuchae bezeichnet. Der Musculus sternocleidomastoideus wird von ihr komplett umschlossen, Musculus trapezius und Musculus levator scapulae werden von ihr hingegen nur bedeckt. Um das Platysma befindet sich keine Faszie.
4.2. Fascia cervicalis media
Die Fascia cervicalis media, oder mittlere Halsfaszie, liegt vor der Trachea und umgibt die infrahyale Muskulatur. Sie ist als starke Aponeurose angelegt, die vom Musculus omohyoideus gespannt wird, der gleichzeitig auch ihre laterale Begrenzung darstellt. Sie ist mit folgenden Strukturen verwachsen:
- Lamina superficialis in der Medianlinie
- Zungenbein
- Musculus sternothyroideus
- Musculus thyrohyoideus
- Dorsalseite von Schlüsselbein und Brustbein
4.3. Fascia buccopharyngea
Die Fascia buccopharyngea, auch Fascia visceralis genannt, überzieht die Rachenmuskulatur und bedeckt die Halseingeweide. Dazu zählen Larynx, Schilddrüse und Ösophagus. Sie setzt sich vom Musculus constrictor pharyngis superior nach ventral über den Musculus buccinator fort. Die Fascia buccopharyngea hängt über lockeres Bindegewebe mit der tiefen Halsfaszie (s.u.) zusammen.
4.4. Vagina carotica
Die Vagina carotica ist eine Faszienhülle um die Arteria carotis communis, die Vena jugularis interna und den Nervus vagus. Sie ist mit anderen Anteilen der Halsfaszie verbunden, so dass bei Bewegungen des Halses Zug auf den Gefäß-Nerven-Strang ausgeübt wird. Außerdem ist die Vagina carotica mit der Zwischensehne des Musculus omohyoideus verwachsen. Das Lumen der Vena jugularis interna wird so offen gehalten. Dies erleichtert den Rückfluss des venösen Blutes aus dem Kopf, erhöht jedoch bei der Anlage eines ZVK auch die Gefahr einer Luftaspiration.
4.5. Fascia cervicalis profunda
Die Fascia cervicalis profunda, oder tiefe Halsfaszie, besteht aus zwei Blättern, einer Lamina superficialis, die auch als Fascia intercarotica bezeichnet wird, und einer Lamina profunda, der Fascia praevertebralis.[2] Zwischen diesen beiden Faszien befindet sich ein Verschieberaum, der sich von der Schädelbasis bis in das hintere Mediastinum fortsetzt, das Spatium praevertebrale interfasciale.
4.5.1. Fascia intercarotica
Die Fascia intercarotica verbindet die beiden Vaginae caroticae. Sie ist ein dichtes Bindegewebsgeflecht, das dorsal des Pharynx in der Frontalebene verläuft. Sie kann mit der Fascia visceralis verwachsen sein.
4.5.2. Fascia praevertebralis
Die Fascia praevertebralis läuft um den ganzen Hals. Sie reicht von der Basis cranii bis zur Höhe des 3. Brustwirbels. Von ihr werden der Musculus longus colli und der Musculus longus capitis ventral, die Skalenusmuskulatur lateral und die autochthone Nackenmuskulatur dorsal umgeben. Ferner umscheidet sie Teile der Arteria subclavia, des Plexus brachialis, des Nervus phrenicus und den Truncus sympathicus. Sie setzt sich nach kaudal als Fascia endothoracica fort.
4.6. Fascia alaris
Die Fascia alaris ist eine derbe Verbindungsfaszie zwischen der Vagina carotica und der Fascia praevertebralis. Sie verläuft annähernd in der Sagittalebene. Kranial erstreckt sich sich bis zur Schädelbasis, kaudal bis in Höhe von C6 oder C7. In ihrem Verlauf wird die Fascia alaris durch die Radix inferior der Ansa cervicalis profunda begleitet.
Die Fascia alaris entspricht nicht der angelsächsischen "alar fascia". Mit diesem Begriff ist die Fascia intercarotica gemeint. Um Verwechslungen vorzubeugen, wurde die Bezeichnung "Septum sagittale cervicis" für die Fascia alaris vorgeschlagen.[2]
siehe auch: Halsverschieberäume
5. Vergleich
Die internationale und europäische Terminologie lassen sich wie folgt zuordnen:
Internationale Terminologie | Europäische Terminologie |
---|---|
Lamina superficialis
(engl: superfical layer) |
Fascia cervicalis superficialis |
Lamina pr(a)etrachealis
(engl: middle layer, pretracheal layer) |
Fascia cervicalis media |
Fascia buccopharyngea | |
Lamina pr(a)evertebralis
(engl: deep layer, prevertebral layer) |
Fascia intercarotica |
Fascia pr(a)evertebralis |
6. Quellen
- ↑ Stecco, C. (2015) Fasciae in head and neck In: Stecco C. (Ed.) Functional Atlas of the Human Fascial System. Edinburgh:Churchill Livingstone, ; pp. 130–139.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Feigl G, Hammer GP, Litz R, Kachlik D. The intercarotid or alar fascia, other cervical fascias, and their adjacent spaces - a plea for clarification of cervical fascia and spaces terminology. J Anat. 2020 Jul;237(1):197-207. doi: 10.1111/joa.13175. Epub 2020 Feb 20. PMID: 32080853; PMCID: PMC7309289.