Halsverschieberäume
Synonym: Halsverschiebespalt, Bindegewebsräume des Halses
1. Definition
Halsverschieberäume sind mit Beteiligung der Halsfaszie am Hals ausgebildete Verschieberäume, in denen Blutgefäße, Nerven und Organe zu finden sind. Man unterscheidet zwischen dem präviszeralen, dem retroviszeralen und dem parapharyngealen Verschieberaum. Der retroviszerale und parapharyngeale Verschieberaum werden auch als Spatium peripharyngeum zusammengefasst.
2. Räume
2.1. Präviszeraler Verschieberaum
Der präviszerale Verschieberaum (Spatium praeviscerale) befindet sich zwischen der Lamina praetrachealis der Halsfaszie und der Luftröhre mit der ihr anliegenden Schilddrüse.
Da die Lamina praetrachealis mit dem Musculus sternothyroideus und dem Musculus thyrohyoideus in Teilen verwachsen ist, ist die Verschiebbarkeit dieses Raumes von den Mitbewegungen der Muskulatur abhängig.
2.2. Retroviszeraler Verschieberaum
Der retroviszerale Verschieberaum oder Retropharyngealraum (Spatium retropharyngeum) befindet sich zwischen der Rachenhinterwand und der tiefen Halsfaszie. Da es in diesem Bereich keine Verwachsungen mit anderen Strukturen gibt, sind Bewegungen ungehindert möglich. Zwischen den beiden Blättern der tiefen Halsfaszie liegt ein weiterer Verschieberaum, das Spatium praevertebrale interfasciale.
Der retroviszerale Verschieberaum setzt sich weiter kaudal in das hintere Mediastinum fort.
2.3. Parapharyngealer Verschieberaum
Dieser Verschieberaum wird auch Lateropharyngealraum (Spatium lateropharyngeum) genannt und befindet sich lateral des Rachens. Lateral wird der parapharyngeale Verschieberaum von der Glandula parotis, dorsal von der Lamina praevertebralis der Halsfaszie begrenzt.
Kranial setzt sich der parapharyngeale Verschieberaum bis zur Schädelbasis fort. Kaudal geht er in das Bindegewebe im Bereich des Karotisdreiecks über.
Der parapharyngeale Raum enthält Lymphknoten, die Vagina carotica und wird von Hirnnerven durchzogen (Nervus glossopharyngeus, Nervus vagus, Nervus hypoglossus).
Sie sind in lockeres Bindegewebe eingebettet und besitzen Reservelängen, sodass Bewegungen ungehindert möglich sind. Die Fossa infratemporalis stellt die Fortsetzung des parapharyngealen Verschieberaums im Kopfbereich dar.
3. Klinische Bedeutung
In den Halsverschieberäumen können sich Entzündungen bzw. Blutungen relativ ungehindert per continuitatem ausbreiten, beispielsweise im Rahmen einer Angina tonsillaris über den Parapharyngealraum in das Mediastinum.
Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer ausreichenden Drainage von Blutungen bzw. einer adäquaten antibiotischen Therapie von bakteriellen Infektionen im Halsbereich. Bei Ausbreitung in das Mediastinum entstehen schnell hoch lebensbedrohende Zustände.