Milzabszess
Synonym: intralienaler Abszess
Englisch: splenic abscess
Definition
Als Milzabszess bezeichnet man eine Eiteransammlung innerhalb des Gewebes der Milz im Rahmen einer Infektion.
- ICD10-Code: D73.3
Epidemiologie
Milzabszesse sind relativ selten, jedoch wurden in Autopsiestudien eine Prävalenz von ca. 0,2-0,7 % festgestellt.[1]
Ätiologie
Eine Abszedierung von Milzgewebe entsteht zumeist im Rahmen einer systemischen Infektion (Sepsis). Hierbei können verschiedenste Erreger eine Rolle spielen, überdurchschnittlich häufig gehen sekundäre Infektionen der Milz jedoch von einer Entzündung der Herzklappen (Endokarditis) aus. Die verursachenden Erreger sind hierbei sehr variabel und reichen von grampositiven und gramnegativen Bakterien über Mykoplasmen bis hin zu Pilzen.
Seltener können Milzabszesse auch nach Milzinfarkt oder (perforierenden) Traumata entstehen. Risikogruppen sind, analog zu anderen Infektionskrankheiten, immunsupprimierte Personen (z.B. Krebspatienten, HIV-Patienten).
Klinik
Neben der Symptomatik der zumeist vorherrschenden Sepsis (Fieber, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl) kommen bei einer Milzinfektion weitere Symptome hinzu. Hierzu zählen unter anderem Übelkeit und Erbrechen, Oberbauchschmerzen und Splenomegalie. Da die Milz ein umkapseltes Organ ist, kommt es infolge der Milzschwellung im Rahmen der Entzündung zum typischen Kapselschmerz im linken Oberbauch.[2]
Komplikationen
Bei einer zunehmenden Milzschwellung im Rahmen des Abszesses besteht die Gefahr der Milzruptur, in deren Folge ein massiver Blutverlust sowie eine Peritonitis mit akutem Abdomen auftreten kann.
Diagnostik
Neben Anamnese (Begleiterkrankungen, z.B. HIV-Infektion) und körperlicher Untersuchung (Splenomegalie, ggf. positives Kehr-Zeichen) steht die Identifizierung der auslösenden Erregers im Vordergrund. Sie kann mittels Blutkultur oder PCR erfolgen und bildet die Grundlage einer späteren Antibiotikatherapie.
Zur Objektivierung des Ausmaßes und des Verlaufs des Milzabszesses können die Sonographie oder radiologische Schnittbildverfahren (CT, MRT) eingesetzt werden.
Therapie
Unbehandelt hat ein Milzabszess eine Letalität von 60-100%. Daher ist ein rasches Vorgehen erforderlich. Therapeutisch versucht man zunächst, die zugrunde liegende Infektion durch hoch dosierte Antibiotika einzudämmen. Diese Maßnahme steht in ihrer Wirksamkeit über der immer noch oft durchgeführten chirurgischen Splenektomie.[3]
Alternativ bzw. zusätzlich zur antibiotischen Therapie kann auch eine CT-gesteuerte Einlage einer Drainage in das betroffene Areal erfolgen und somit eine Ausleitung des Eiters erfolgen.[4]
Quellen
- ↑ Loucas Thanos et al. Percutaneous CT-Guided Drainage of Splenic Abscess American Journal of Roentgenology, 2002
- ↑ Phillips GS et al. Splenic abscess: another look at an old disease, Arch Surg. 1997 PMID 9403539
- ↑ Chiang IS et al. Splenic abscesses: review of 29 cases. Kaohsiung J Med Sci. 2003, PMID 14620677
- ↑ Taşar M et al.: Computed tomography-guided percutaneous drainage of splenic abscesses. Clin Imaging. 2004, PMID 14996448
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