AL-Amyloidose: Unterschied zwischen den Versionen

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==Klinik==
==Klinik==
Die Amyloidablagerungen können bei der AL-Amyloidose im Interstitium jedes Organs (außer im ZNS) auftreten. Unbehandelt verläuft sie rasch fortschreitend zum Tod. Häufig sind unspezifische Symptome wie Erschöpfung und Gewichtsverlust. In 70-80 % d.F. ist die Niere betroffen:
Die Amyloidablagerungen können bei der AL-Amyloidose im [[Interstitium]] jedes Organs (außer im [[ZNS]]) auftreten. Unbehandelt verläuft sie rasch fortschreitend zum Tod. Häufig sind unspezifische Symptome wie [[Erschöpfung]] und [[Gewichtsverlust]].  
* Proteinurie: meist im nephrotischen Bereich mit Hypalbuminämie, sekundärer Hypercholesterinämie, Ödemen und Anasarka
===Renale Symptome===
* Azotämie ohne Proteinurie: seltener, meist bei tubulärer Ablagerung von Amyloid
In 70-80 % d.F. ist die [[Niere]] betroffen:
Kardiale Symptome kommen in 50-60 % der Patienten vor und stellen die häufigste Todsursache dar:
* [[Proteinurie]]: meist im [[nephrotisches Syndrom|nephrotischen]] Bereich mit [[Hypalbuminämie]], sekundärer [[Hypercholesterinämie]], [[Ödem]]en und [[Anasarka]]
* EKG: Niedervoltage mit Pseudoinfarktmuster in Extremitätenabeitungen
* [[Azotämie]] ohne Proteinurie: seltener, meist bei tubulärer Ablagerung von Amyloid
* Echokardiographie: konzentrisch verdickte Ventrikel, diastolische Dysfunktion
* MRT: Wandverdickung, verzögerte subendokardiale Kontrastmittelaufnahme
* erhöhtes Risiko von Vorhofthromben (und Schlaganfälle)


===Kardiale Symptome===
[[Kardial]]e Symptome kommen in 50-60 % der Patienten vor und stellen die häufigste Todsursache dar:
* [[EKG]]: [[Niedervoltage]] mit Pseudoinfarktmuster in [[Extremitätenableitung]]en
* [[Echokardiographie]]: konzentrisch verdickte Ventrikel, [[diastolisch]]e Dysfunktion
* [[MRT]]: Wandverdickung, verzögerte [[subendokardial]]e [[Kontrastmittel]]aufnahme
* erhöhtes Risiko von [[Vorhofthrombus|Vorhofthromben]] (und [[Schlaganfall|Schlaganfälle]])
===Weitere Symptome===
Weitere Symptome sind:
Weitere Symptome sind:
* periphere sensorimotorische Neuropathie
* [[periphere Neuropathie|periphere]] [[sensomotorisch]]e [[Neuropathie]]
* autonome Dysfunktion (Völlegefühl, Diarrhö, Obstipation, Augen-, Mundtrockenheit, Impotenz, orthostatische Hypotonie, neurogene Blase)
* [[autonome Neuropathie]]: [[Völlegefühl]], [[Diarrhö]], [[Obstipation]], [[Augentrockenheit|Augen-]], [[Mundtrockenheit]], [[Impotenz]], [[orthostatische Hypotonie]], [[neurogene Blase]])
* Makroglossie: bei 10 % der Patienten
* [[Makroglossie]]: bei 10 % der Patienten
* Hepatomegalie, Cholestase
* [[Hepatomegalie]], [[Cholestase]]
* Funktioneller Hyposplenismus ohne Splenomegalie
* Funktioneller [[Hyposplenismus]] ohne [[Splenomegalie]]
* Hämatomneigung (Ablagerung in Kapillaren oder Mangel an Faktor X): z.B. Hautblutungen rund um die Augen ("raccoon eyes")
* [[Hämatom]]neigung (Ablagerung in [[Kapillare]]n oder Mangel an [[Faktor X]]): z.B. Hautblutungen rund um die Augen ("raccoon eyes")
* Nageldystrophie
* [[Nageldystrophie]]
* Alopezie
* [[Alopezie]]
* Amyloidarthropathie: Verdickung der Synovialmembranen in Hand- und Schultergelenken
* [[Amyloidarthropathie]]: Verdickung der [[Synovialmembran]]en in [[Handgelenk|Hand-]] und [[Schultergelenk]]en


==Diagnostik==
==Diagnostik==
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! '''Abklärung'''
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| Herz||[[Dyspnoe]] bei Belastung, [[Ödem]]e, [[Palpitation]]en, [[Hypotonie]], Ruhetachykardie<br>[[Pleuraerguss|Pleura]]- und [[Perikarderguss]]||[[EKG]], [[Echokardiografie]], [[Kardio-MRT]] [[Holter-Monitoring]], [[Röntgen]] oder [[Thorax-CT]]
| Herz||[[Dyspnoe]] bei Belastung, [[Ödem]]e, [[Palpitation]]en, [[Hypotonie]], Ruhetachykardie<br>[[Pleuraerguss|Pleura]]- und [[Perikarderguss]]||EKG, Echokardiografie, [[Kardio-MRT]] [[Holter-Monitoring]], [[Röntgen]] oder [[Thorax-CT]]
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| Niere||Ödeme (nephrotisches Syndrom)||[[Sammelurin]]
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| Magen-Darm-Kanal||[[Inappetenz]], [[Gewichtsverlust]], [[Diarrhoe]], [[GI-Blutung]]en||[[Endoskopie]]
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| Leber||Harte [[Hepatomegalie]], [[Aszites]]||[[Sonografie]], Messung von [[AP]] und [[gamma-GT]]
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| Peripheres Nervensystem||Sensomotorische [[Polyneuropathie]]||[[ENG]], [[EMG]]
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| Weichteile||Makroglossie, Hauteinblutungen (z.B. periorbitale Blutungen), [[Heiserkeit]], [[Gerinnungsstörung]]en, Gelenkschwellungen||Faktor-X-Messung<br>Sonografie Milz und [[Restharn]]
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Entscheidend ist die Identifikation einer zugrundeliegenden B-lymphoproliferativen Erkrankung. Jedoch sind bei der AL-Amyloidose im Gegensatz zum multiplen Myelom die [[Plasma]]- und [[Urin]]-[[Eiweißelektrophorese]] keine hilfreichen [[Screening]]tests, da monoklonale Leichtketten häufig nicht in ausreichender Quantität im Serum vorhanden sind, um eine M-Zacke hervorzurufen oder eine [[Bence-Jones-Proteinurie]] auszulösen. Mittels [[Immunfixationselektrophorese]] oder durch [[Nephelometrie|nephelometrische]] Messung können bei über 90 % der Patienten monoklonale Leichtketten im Serum oder Urin nachgewiesen werden. Zusätzlich kann bei ungefähr 90 % der Patienten ein erhöhter Prozentsatz von Plasmazellen (meist 5–30 % der kernhaltigen Zellen) im [[Knochenmark]] beobachtet werden. Die Kappa- bzw. Lambdaklonalität wird mittels [[Durchflusszytometrie]], [[Immunhistochemie]] oder [[In-situ]]-[[Hybridisierung]] von Leichtketten-[[mRNA]] nachgewiesen.
Ein monoklonales Serumprotein ist diagnostisch nicht beweisend für eine Amyloidose, da z.B. eine MGUS häufig bei älteren Patienten vorkommt. Eine exakte Amyloid-Typisierung (z.B. mittels [[Massenspektrometrie]]) ist wichtig.


==Quellen==
==Quellen==

Version vom 3. März 2021, 12:56 Uhr

Synonym: Leichtketten-Amyloidose

Definition

Die AL-Amyloidose, kurz AL, ist die häufigste Form der systemischen Amyloidosen, bei der die unlöslichen fibrillären Aggregate (Amyloid) aus den Leichtketten von Immunglobulinen stammen.

Epidemiologie

Die Inzidenz der AL-Amyoidose wird auf 4,5 pro 100.000 Einwohner geschätzt, wobei eine hohen Dunkelziffer vermutet wird. Sie tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf. Männer erkranken häufiger als Frauen.

Ätiologie

Die AL-Amyloidose wird i.d.R. durch eine klonale Ausdehnung von Plasmazellen im Knochenmark hervorgerufen, die monoklonale, fehlgefaltete Leichtketten sezernieren. Die Erkrankung kann mit Non-Hodgkin-Lymphomen (incl. multiplem Myelom und Morbus Waldenström) sowie mit einer MGUS assoziiert sein.

Die Fibrillen enthalten neben den intakten Leichtketten (v.a. Lambda-Subtyp) auch die Serumamyloid-P-Komponente, ApoA-IV, Glykosaminoglykane und Metallionen.

Klinik

Die Amyloidablagerungen können bei der AL-Amyloidose im Interstitium jedes Organs (außer im ZNS) auftreten. Unbehandelt verläuft sie rasch fortschreitend zum Tod. Häufig sind unspezifische Symptome wie Erschöpfung und Gewichtsverlust.

Renale Symptome

In 70-80 % d.F. ist die Niere betroffen:

Kardiale Symptome

Kardiale Symptome kommen in 50-60 % der Patienten vor und stellen die häufigste Todsursache dar:

Weitere Symptome

Weitere Symptome sind:

Diagnostik

Die folgende Tabelle listet die Symptome der AL-Amyloidose und deren Abklärung auf.[1]

Organ Symptome Abklärung
Herz Dyspnoe bei Belastung, Ödeme, Palpitationen, Hypotonie, Ruhetachykardie
Pleura- und Perikarderguss
EKG, Echokardiografie, Kardio-MRT Holter-Monitoring, Röntgen oder Thorax-CT
Niere Ödeme (nephrotisches Syndrom) Sammelurin
Magen-Darm-Kanal Inappetenz, Gewichtsverlust, Diarrhoe, GI-Blutungen Endoskopie
Leber Harte Hepatomegalie, Aszites Sonografie, Messung von AP und gamma-GT
Peripheres Nervensystem Sensomotorische Polyneuropathie ENG, EMG
Autonome Neuropathie Eingeschränkte Herzfrequenz-Variabilität, Orthostase, Diarrhoe oder Obstipation, Blasenentleerungsstörung Schellong-Test, Holter-EKG, Kipptischversuch, Sonografie
Weichteile Makroglossie, Hauteinblutungen (z.B. periorbitale Blutungen), Heiserkeit, Gerinnungsstörungen, Gelenkschwellungen Faktor-X-Messung
Sonografie Milz und Restharn
Lunge Dyspnoe, O2-Diffusionsstörung, Infiltrate Röntgen und Thorax-CT
Spirometrie mit Diffusionskapazität

Entscheidend ist die Identifikation einer zugrundeliegenden B-lymphoproliferativen Erkrankung. Jedoch sind bei der AL-Amyloidose im Gegensatz zum multiplen Myelom die Plasma- und Urin-Eiweißelektrophorese keine hilfreichen Screeningtests, da monoklonale Leichtketten häufig nicht in ausreichender Quantität im Serum vorhanden sind, um eine M-Zacke hervorzurufen oder eine Bence-Jones-Proteinurie auszulösen. Mittels Immunfixationselektrophorese oder durch nephelometrische Messung können bei über 90 % der Patienten monoklonale Leichtketten im Serum oder Urin nachgewiesen werden. Zusätzlich kann bei ungefähr 90 % der Patienten ein erhöhter Prozentsatz von Plasmazellen (meist 5–30 % der kernhaltigen Zellen) im Knochenmark beobachtet werden. Die Kappa- bzw. Lambdaklonalität wird mittels Durchflusszytometrie, Immunhistochemie oder In-situ-Hybridisierung von Leichtketten-mRNA nachgewiesen.

Ein monoklonales Serumprotein ist diagnostisch nicht beweisend für eine Amyloidose, da z.B. eine MGUS häufig bei älteren Patienten vorkommt. Eine exakte Amyloid-Typisierung (z.B. mittels Massenspektrometrie) ist wichtig.

Quellen