Ovarialtumor
Synonyme: Eierstocktumor, Eierstockgeschwulst
Englisch: tumor of the ovary, ovarian tumor
Definition
Als Ovarialtumoren bezeichnet man alle benignen oder malignen Neoplasien im Bereich des Ovars, die von den verschiedenen Geweben des Eierstocks ausgehen können.
Einteilung
Da das Ovar aus Oberflächenepithel, Stroma und Keimzellen aufgebaut ist, zeigen auch die Ovarialtumoren eine große Vielfalt hinsichtlich ihrer Ausgangsgewebe und Strukturen. Die von der WHO festgelegte Einteilung nach der Histogenese hat sich weltweit durchgesetzt und legt 9 Gruppen fest:
Epitheliale Tumoren
Epitheliale Tumoren machen etwa 60 bis 70% aller Ovarialtumoren aus. Man unterscheidet seröse, muzinöse, seromuzinöse, endometrioide und klarzellige Tumoren sowie Brennertumoren. Ferner grenzt man undifferenzierte Karzinome ab.
Dignität | Seröse Ovarialtumoren |
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Benigne | Seröses Zystadenom Seröses Adenofibrom Seröses Oberflächenpapillom |
Borderline | Seröser Borderlinetumor (atypischer proliferativer seröser Tumor, APST) Seröser Borderlinetumor-mikropapilläre Variante bzw. nicht-invasives low-grade seröses Karzinom |
Maligne | Low-grade seröses Karzinom (LGSC) High-grade seröses Karzinom (HGSC) |
Dignität | Muzinöse Ovarialtumoren |
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Benigne | Muzinöses Zystadenom Muzinöses Adenofibrom |
Borderline | Muzinöser Borderlinetumor (atypischer proliferativer muzinöser Tumor, APMT) |
Maligne | Muzinöses Ovarialkarzinom (MOC) |
Dignität | Endometrioide Ovarialtumoren |
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Benigne | Endometrioides Zystadenom Endometrioides Adenofibrom |
Borderline | Endometrioider Borderlinetumor (atypischer proliferativer endometrioider Tumor) |
Maligne | Endometrioides Ovarialkarzinom (EnOC) |
Dignität | Klarzellige Ovarialtumoren |
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Benigne | Klarzelliges Zystadenom Klarzelliges Adenofibrom |
Borderline | Klarzelliger Borderlinetumor (atypischer proliferativer klarzelliger Tumor) |
Maligne | Klarzelliges Ovarialkarzinom (CCOC) |
Dignität | Seromuzinöse Ovarialtumoren |
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Benigne | Seromuzinöses Zystadenom Seromuzinöses Adenofibrom |
Borderline | Seromuzinöser Borderlinetumor (atypischer proliferativer seromuzinöser Tumor) |
Maligne | Seromuzinöses Ovarialkarzinom |
Dignität | Brennertumoren |
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Benigne | Brennertumor |
Borderline | Borderline-Brennertumor (atypischer proliferativer Brennertumor) |
Maligne | Maligner Brennertumor |
Andere epitheliale Tumoren |
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Adenokarzinom vom mesonephrischen Typ |
undifferenziertes und entdifferenziertes Karzinom |
Karzinosarkom |
gemischte Karzinome |
Mesenchymale Tumoren
Gemischte epithelial-mesenchymale Tumoren
Stromatumoren des Keimstrangs
Stromatumoren des Keimstrangs machen etwa 8% der Neoplasien aus.
- Reine Stromatumoren: seltene, überwiegend benigne Tumoren
- Fibrom bzw. Ovarialfibrom (am häufigsten vorkommend)
- Thekom
- Sklerosierender Stromatumor
- Mikrozystischer Stromatumor
- Siegelring-Stromatumor
- Leydigzelltumor
- Steroidzelltumor
- Fibrosarkom
- Reine Keimstrangtumoren:
- Gemischte Keimstrangstromatumoren:
Keimzelltumoren
Keimzelltumoren sind innerhalb der Gruppe aller ovariellen Neoplasien selten. Es handelt sich um germinale Tumoren, die von den Keimzellen ausgehen:
- Teratome
- Unreifes (immatures) Teratom (maligne)
- Reifes (matures) Teratom (benigne)
- Dermoidzyste (reifes zystisches Teratom)
- Monodermale und hochspezialisierte Teratome
- Dysgerminom (häufigster maligner Keimzelltumor der Ovarien)
- Dottersacktumor
- Embryonales Karzinom
- Chorionkarzinom
- Gemischte Keimzelltumoren
- Gonadoblastom
Unklassifizierte Tumoren
Ein geringer Prozentsatz der Ovarialtumoren kann nicht klassifiziert werden.
Verschiedene Tumoren
- Rete-ovarii-Adenom
- Wolff-Adnextumor
- Nephroblastom
- Kleinzelliges Ovarialkarzinom vom hyperkalzämischen Typ (SCCOHT)
Sekundäre Tumoren
Etwa 5-10% aller Ovarialtumore stammen von andernorts angesiedelten Tumoren, die in das Ovar metastasieren:
- Krukenberg-Tumor
- Metastasen bei Primärtumoren in Uterus, Gastrointestinaltrakt, Mamma
Tumorähnliche Erkrankungen
Symptome
Ovarialtumoren bleiben lange Zeit asymptomatisch. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es aufgrund der zunehmenden Größe des Tumors zu unklaren Allgemeinsymptomen sowie abdominellen Beschwerden, die auf die Verdrängung bzw. Kompression benachbarter Darmteile zurückzuführen sind. Dazu zählen:
- Leistungsabfall
- Müdigkeit
- Fatigue
- Nausea
- Völlegefühl
- Meteorismus
- Blähungen
- Obstipation
- B-Symptome (Fieber, Nachtschweiß)
Im weiteren Verlauf kann ein Aszites auftreten. Den Patientinnen fällt dann eine Zunahme des Leibesumfangs bei konstantem oder abnehmendem Körpergewicht auf ("Hose passt nicht mehr").
Bei hormonbildenden Tumoren sind zusätzlich Zyklusstörungen mit Dysmenorrhoe oder Amenorrhoe möglich. In der Postmenopause können wieder Blutungen auftreten.
Im Endstadium der Erkrankung kommt es bei malignen Tumoren zur Tumorkachexie mit Facies ovarica. Das typische klinische Bild ist dann ein eingefallenes Gesicht bei durch Aszites vorgewölbtem Abdomen.
Komplikationen
Als akute Komplikation kann bei größeren Ovarialtumoren eine Ovarialtorsion mit akutem Abdomen auftreten.
Diagnostik
- Anamnese: Allgemeine Anamnese, Zyklusanamnese
- Klinische Untersuchung: Palpation des Bauchraums, Lymphknotenstationen
- Bildgebung: Abdomen-Sonographie, transvaginale Sonographie, CT, MRT, FDG-PET
- Tumormarker (z.B. CA 125, CA 19-9, CA 72-4, CEA)
- Laparoskopie
- Pathohistologie
Therapie
Die Therapie von Ovarialtumoren richtet sich nach ihrem Grading und Staging. Bei benignen Tumoren ist die Entfernung des betroffenen Ovars (Ovarektomie) in der Regel als alleinige Behandlungsmaßnahme ausreichend.
Maligne Tumoren erfordern ein differenzierteres Vorgehen, das meist mit umfangreicheren Gewebeentfernungen verbunden ist. Sie beziehen ggf. das kontralaterale Ovar, die Adnexe (Adnexektomie), den Uterus (Hysterektomie) und die Beckenlymphknoten (pelvine Lymphadenektomie) ein. Ergänzend kommen – abhängig vom Tumortyp – weitere Maßnahmen zur Anwendung, zum Beispiel eine Chemotherapie, eine Bestrahlung oder immunonkologische Verfahren.
Bei fortgeschrittenen malignen Ovarialtumoren, vor allem bei disseminiertem Befall des Bauchfells, ist in den meisten Fällen nur noch eine palliative Therapie möglich.
Quellen
um diese Funktion zu nutzen.