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Tramadol

Handelsnamen: T-long®, Tramabene®, Tramabeta®, Tramabain®, Tramadolor®, Tramagit®, Tramal®, Travex®, Zaldiar®
Synonym: Tramadolum
Englisch: tramadol

1. Definition

Tramadol ist ein Arzneistoff mit analgetischer Wirkung, der zu den schwach wirksamen Opioiden gehört.

2. Geschichte

Tramadol wurde 1962 synthetisiert und 1977 als Tramal® vermarktet. Es entwickelte sich schnell zu einem der umsatzstärksten Analgetika.

3. Chemie

Tramadol ist ein Cyclohexanolamin-Derivat und strukturell eng mit Tapentadol und Venlafaxin verwandt. Die Summenformel ist C16H25NO2. Der chemische Name ist

  • (1R,2R)-2-[(dimethylamino)methyl]-1-(3-methoxyphenyl)cyclohexan-1-ol (IUPAC).

Die molare Masse beträgt 263,38 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 2,71. Die CAS-Nummer lautet 27203-92-5. Als Arzneistoff wird Tramadolhydrochlorid verwendet, das bei Raumtemperatur als weißes, kristallines, in Wasser leicht lösliches Pulver vorliegt.

Strukturformel von Tramadol

4. Wirkmechanismus

Tramadol ist ein partieller Agonist am µ-, δ- und ϰ-Opioidrezeptor. Tramadol ist ein Racemat. Beide Enantiomere und der aktive Metabolit O-Desmethyltramadol sind an der Wirkung beteiligt. Die relative analgetische Potenz wird mit einem Zehntel bis einem Sechstel der Wirkung von Morphin angegeben, d.h. Tramadol erreicht bei gleicher Dosierung nur 10 bis 17 % der Wirksamkeit von Morphin. Tramadol wirkt auch als Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Dieser Wirkmechanismus sorgt für einen zusätzlichen analgetischen und schmerzmodulierenden Effekt über deszendierende Bahnen im Rückenmark. Tramadol ist darüber hinaus antitussiv wirksam.

5. Pharmakokinetik

Tramadol wird nach oraler Aufnahme rasch zu über 90 % resorbiert. Die orale Bioverfügbarkeit beträgt 70 %, bei einem geringen First-Pass-Effekt. Maximale Plasmaspiegel werden nach Einnahme von schnell freisetzenden Tabletten nach 1,5 - 2,4 Stunden, nach retardierten Tabletten wesentlich später erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 20 %, das Verteilungsvolumen 2,5 bis 3 l/kgKG. Tramadol passiert die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta und geht in die Muttermilch über. Durch die Biotransformation in der Leber entsteht über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP2D6 der aktive Metabolit O-Desmethyltramadol. Die renale Elimination erfolgt zu 90 % in metabolisierter Form. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 6 Stunden (O-Desmethyltramadol 6 - 9 Stunden).

6. Indikation

Tramadol ist indiziert zur Behandlung mittelstarker bis starker Schmerzen z.B. bei orthopädischen Erkrankungen, Traumata, in der postoperativen Phase.

siehe auch: Schmerztherapie, WHO-Stufenschema

7. Darreichungsform

8. Dosierung

Die Dosierung von Tramadol richtet sich nach der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten. Die übliche Einzeldosis p.o. beträgt für unretardierte Arzneiformen 50 - 100 mg 3- bis 4-mal täglich bzw. alle 4 – 6 Stunden.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

9. Nebenwirkungen

Die opioidtypischen unerwünschten Wirkungen sind bei Tramadol etwas geringer ausgeprägt. Obstipation und Atemdepression sind geringer ausgeprägt, was sich bei Patienten mit bronchialen Erkrankungen wie Asthma oder COPD vorteilhaft auswirkt.

Besonders bei intravenöser Gabe kommt es zu heftiger Übelkeit, die durch Prämedikation mit Metoclopramid (MCP) abgeschwächt werden kann.

Darüber hinaus kann Tramadol unter anderem folgende Nebenwirkungen auslösen:

10. Wechselwirkungen

Tramadol darf nicht zusammen mit anderen serotonerg wirksamen Arzneimitteln eingenommen werden. Dazu zählen u.a.:

Bei einer Hemmung von CYP3A4 und/oder CYP2D6 kommt es zum Anstieg der Plasmakonzentration von Tramadol und seines aktiven Metaboliten.

Sedierend wirkende Arzneimittel und Alkohol können zur Atemdepression führen.

11. Kontraindikation

Die Anwendung von Tramadol ist kontraindiziert bei:

12. Missbrauch

Der aktive Metabolit von Tramadol O-Desmethyltramadol (O-DSMT, Desmetramadol) taucht seit 2010 als Research Chemical in Online-Foren auf. O-DSMT ist 2- bis 4-mal stärker analgetisch wirksam als Tramadol. Bei einer Überdosierung oder Vergiftung treten Krampfanfälle und Symptome einer Opiatvergiftung auf.[2] Naloxon ist als Antidot wirksam.

13. Schwangerschaft und Stillzeit

Tramadol kann bei entsprechender Indikation in der gesamten Schwangerschaft verwendet werden. Die Anwendung während der Schwangerschaft ist auf die Gabe von Einzeldosen zu beschränken. Bei chronischer Anwendung ist ein akuter Opiatentzug unbedingt zu vermeiden. Nach der Geburt kann ein neonatales Abstinenzsyndrom auftreten.[3]

Aufgrund der Passage in die Muttermilch sollte Tramadol während der Stillzeit nur kurzzeitig in Einzeldosen angewendet werden. Eine Einschränkung des Stillens ist dann nicht erforderlich.[3]

14. Toxizität

Bei einer Überdosierung oder Vergiftung mit Tramadol kommt es verstärkt zu den oben dargestellten gastrointestinalen und zentralen Nebenwirkungen. Vor allem ist mit Krampfanfällen[4], Atemdepression und Bewusstlosigkeit zu rechnen. Im weiteren Verlauf treten Symptome einer Opiatvergiftung auf, die mit Naloxon aufgehoben werden können. Bei gleichzeitiger Einnahme von serotonergen Antidepressiva kann ein Serotoninsyndrom ausgelöst werden.[5][6]

15. Verschreibungspflicht

Tramadol ist verschreibungspflichtig, unterliegt aber nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

16. ATC-Codes

  • N02AX02 - Tramadol
  • N02AJ13 - Tramadol und Paracetamol
  • N02AJ14 - Tramadol und Dexketoprofen
  • N02AJ15 - Tramadol und andere nichtopioide Analgetika
  • N02AJ16 - Tramadol und Celecoxib

17. Quellen

18. Weblinks

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