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Chronische Rhinosinusitis

(Weitergeleitet von Chronische Sinusitis)

Synonyme: Rhinosinusitis chronica, Sinusitis chronica, chronische Sinusitis
Englisch: chronic rhinosinusitis, chronic sinusitis

1. Definition

Die chronische Rhinosinusitis, kurz CRS, ist eine chronische Entzündung der Schleimhaut von Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und Nasenhöhle (Rhinitis), deren Symptome länger als 12 Wochen anhalten.[1]

2. Abgrenzung

Aufgrund von Besonderheiten wird die pädiatrische chronische Rhinosinusitis (PCRS) separat besprochen.

3. Nomenklatur

Der Begriff "chronische Rhinosinusitis" ersetzt nach aktuellem Verständnis (2025) die älteren Bezeichnungen "chronische Sinusitis" bzw. "chronische Nebenhöhlenentzündung", da nicht nur die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen, sondern auch die der Nasenhöhle betroffen ist.[1][2]

4. Epidemiologie

Die Prävalenz der symptomatischen CRS wird mit ca. 5 % angegeben.

5. Einteilung

5.1. ...nach Auftreten von Polypen

  • chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRScNP oder CRSwNP)
  • chronische Rhinosinusitis ohne Nasenpolypen (CRSsNP)

5.2. ...nach Verteilungsmuster

Bei der chronischen Rhinosinusitis unterscheidet man fünf Verteilungsmuster:

5.3. ...weitere Einteilung

Eine heutzutage gängige Einteilung unterscheidet zwischen:[3]

6. Ätiopathogenese

Die Ätiopathogenese der CRS ist weiterhin (2025) nicht vollständig geklärt. Die frühere Annahme, dass sich die CRS als Folge einer nicht abgeheilten akuten Rhinosinusitis und aufgrund einer behinderten Belüftung bzw. Drainage der Nasennebenhöhlen entwickelt, gilt als überholt.[4] Vermutlich entwickelt sich die CRS aufgrund einer dysfunktionalen Interaktion zwischen verschiedenen Umweltfaktoren und dem Immunsystem. Eine gestörte Schleimhautbarriere spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es entsteht eine chronische Entzündung mit Gewebeumbau, wobei verschiedene Entzündungsmuster unterschieden werden, die auch in Kombination auftreten können:

Dieser unterschiedlichen Endotypen beeinflussen die Schwere der Erkrankung, das Therapieansprechen und die Prognose.[5]

7. Prädisponierende Faktoren

Prädisponierende Faktoren sind:

8. Komorbiditäten

Es existiert eine Vielzahl an Erkrankungen mit signifikanter Assoziation zu einer CRS, z.B.:

Bei einer CRS besteht ein erhöhtes Risiko für Kopf-Hals-Tumore (incl. Nasopharynxkarzinome), maligne hämatologische Erkrankungen (bei CRScNP) und Schilddrüsenmalignome (bei CRSsNP).

8.1. Asthma bronchiale

CRS und Asthma treten häufig gemeinsam auf und beeinflussen sich wechselseitig. Die Kombination vom CRScNP, Asthma bronchiale und AERD wird auch Samter-Trias genannt.

Patienten mit CRS leiden in 20 - 45 % der Fälle auch an Asthma, bei CRScNP sogar 40 - 67 % der Patienten. Bei Erwachsenen mit schwerem Asthma liegt gleichzeitig in 11 - 51 % der Fälle eine CRS und in 5 - 23 % der Fälle eine CRScNP vor. Das gleichzeitige Vorliegen beider Erkrankungen geht wechselseitig mit einem erhöhten Risiko für die Schwere und für häufige Exazerbationen einher.

Asthma stellt weiterhin einen Risikofaktor für ein frühzeitiges Rezidiv der CRScNP nach Operation dar. Im Unterschied zum allergischem Asthma ist insbesondere das intrinsische, eosinophile Asthma, das meist Erwachsene um das 50. Lebensjahr betrifft, mit einer CRScNP assoziiert. Bei Patienten mit Asthma und CRScNP, die stark erhöhte Typ-2-Inflammationsmarker aufweisen, insbesondere Bluteosinophile > 1.500/μL, sollte auch an eine Systemerkrankung wie ein hypereosinophiles Syndrom (HES) oder eine eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) gedacht werden.

9. Klinik

Typische Symptome der CRS sind

Die Symptome bestehen über mehr als 12 Wochen, was die CRS von der akuten und subakuten Rhinosinusitis abgrenzt.

10. Diagnostik

Die Basisdiagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese und eine Nasenendoskopie. Endoskopische Zeichen der CRS sind Ödeme, Schleim oder Pus sowie Polypen im mittleren Nasengang oder der Nasenhaupthöhle.

Je nach individuellen Befunden und Ausprägung erfolgen ergänzende diagnostische Maßnahmen:

10.1. Bildgebung

Als bildgebendes Verfahren der Wahl wird eine NNH-CT in Low-Dose-Technik durchgeführt, alternativ ein digitales Volumentomogramm (DVT). Eine CT sollte bei eindeutig diagnostizierter CRS erst nach einem nicht erfolgreichen konservativen Therapieversuch erfolgen. Bei typischen Symptomen und unauffälliger Nasenendoskopie wird dagegen empfohlen, direkt eine CT durchzuführen, um die Diagnose zu sichern.

Typische Zeichen in der CT sind eine partielle oder komplette Verlegung der entsprechenden Nasennebenhöhlen, meist unter Einbezug des ostiomeatalen Komplexes. Je nach Ausprägung kann auch eine Polyposis nasi der Nasenhaupthöhle vorliegen. Die knöchernen Begrenzungen sind meist reaktiv verdickt. Bei unklaren und/oder einseitigen Befunden, zum Beispiel bei Verdacht auf Malignom oder invertiertes Papillom, sollte eine MRT ergänzt werden und gegebenenfalls eine Biopsie erfolgen. Eine konventionelle Röntgenaufnahme ist nicht mehr indiziert.

Die bildgebenden Befunde sollten immer mit der klinischen Symptomatik des Patienten korreliert werden, da die Rate an inzidentellen bzw. falsch-positiven Befunden hoch ist. Die CT dient außerdem der präoperativen Beurteilung der individuellen Anatomie.

11. Diagnosekriterien

Die Diagnosekriterien umfassen mindestens zwei der folgenden Symptome und mindestens ein objektives Zeichen:

  • Symptome:
    • Nasenatmungsbehinderung
    • anteriore oder posteriore Rhinorrhö
    • Gesichtsschmerz/-druck
    • Riechstörung (Hyposmie, Anosmie)
  • objektives Zeichen:
    • Entzündungszeichen in der Nasenendoskopie (Ödem, Polypen, Sekret im mittleren Nasengang)
    • Entzündungszeichen in der CT-NNH

12. Therapie

12.1. Stufe 1

Die Therapie der chronischen Rhinosinusitis ist abhängig von der genauen Ursache. Die Basistherapie besteht aus:

Bezüglich der Antibiotikagabe wird eine Kurzzeittherapie (< 3 Wochen) lediglich zur Behandlung akuter Exazerbationen empfohlen. Bei der Langzeittherapie (> 3 Wochen) steht die antiinflammatorische Wirkung im Vordergrund, wobei die Wirksamkeit niedrigdosierter Makrolide noch (2025) nicht abschließend geklärt ist.

12.2. Stufe 2

Bei unzureichender Kontrolle kommt als nächstes eine endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (ESS) oder eine (erweiterte) Revisionsoperation in Frage, wobei postoperativ die medikamentöse Therapie fortgesetzt wird. Ziele der ESS bestehen in der Entfernung einer Obstruktion mit Schaffen einer permanenten Drainage und gegebenenfalls weitergehender Entfernung ausgeprägter entzündlicher Veränderungen sowie Schaffung eines Zuganges für eine postoperative topische Therapie. Eine einfache Polypenentfernung bei CRScNP wird nicht empfohlen.

Bei Patienten mit CRS und Asthma lindert eine endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (ESS) kurzfristig die Symptome und Exazerbationen des Asthmas.

12.3. Stufe 3

Bei Therapieversagen werden zusätzlich Biologika (Dupilumab, Mepolizuab, Omalizumab) eingesetzt.

12.4. Weitere Therapien

Die Aspirindesaktivierung wird als wirksame Therapie zur Rezidivprophylaxe nach Nasennebenhöhlenoperation bei Patienten mit Samter-Trias angesehen.

Dentogene Prozesse, z.B. ausgehend von einer apikalen Parodontitis, erfordern entsprechende zahnärztliche Sanierungsmaßnahmen.

13. Literatur

14. Quellen

  1. 1,0 1,1 Rhinosinusitis S2k-Leitlinie AWMF-Register-Nr. 017/049 und 053-012
  2. Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps (EPOS) 2020, Rhinology, suppl. 29, p31
  3. Fokkens WJ, Lund VJ, Hopkins C, et al.: European position paper on rhinosinusitis and nasal polyps 2020. Rhinology 2020
  4. Snidvongs K et al. Eosinophilic rhinosinusitis is not a disease of ostiomeatal occlusion. Laryngoscope. 2013
  5. Bachert C et al. Adult chronic rhinosinusitis. Nat Rev Dis Primers. 2020
  6. Wise SK et al. International consensus statement on allergy and rhinology: Allergic rhinitis - 2023. Int Forum Allergy Rhinol. 2023
Bijan Fink
Peer reviewed am 18.01.2024 von Bijan Fink

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