Pädiatrische chronische Rhinosinusitis
1. Definition
Die pädiatrische chronische Rhinosinusitis, kurz PCRS, ist eine Form der chronischen Rhinosinusitis bei Kindern. Sie weist gegenüber der Erwachsenenvariante pathogenetische, klinische und therapeutische Besonderheiten auf.
2. Epidemiologie
Die Prävalenz der PCRS ist mit 0,3 - 4 % geringer als bei Erwachsenen.
3. Pathogenese
Das Entzündungsmuster bei PCRS unterscheidet sich von den Entzündungsvorgängen bei Erwachsenen mit CRS. Eine Gewebeeosinophilie ist die Ausnahme. Pathogenetisch spielen Biofilme eine wichtige Rolle. Als ursächliche Faktoren kommen eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), Immundefizite und Umweltfaktoren in Frage , insbesondere die Exposition gegenüber Tabakrauch.
4. Symptomatik
Die Symptomatik der PCRS ist teilweise unspezifisch und überlappend mit anderen Erkrankungen der oberen Atemwege (z.B. mit allergischer Rhinitis oder Adenoiden). Bei jüngeren Kindern stehen Husten und nasale Sekretion, bei älteren Kindern eine verstopfte Nase und ein Druckgefühl oder Gesichtsschmerzen im Vordergrund.
Durch die Symptomdauer von mehr als 12 Wochen ist die PCRS von selbstlimitierenden oberen Atemwegsinfekten (Dauer 7 - 10 Tage) oder der akuten Rhinosinusitis (< 4 Wochen) abzugrenzen.
5. Diagnostik
Eine Rhinoskopie ist zielführend, bei jüngeren Patienten häufig jedoch nicht adäquat durchführbar. Eine zusätzliche Schnittbildgebung kommt meist nur im Anschluss an ein Versagen der konservativen Therapie in Frage, wobei aus Strahlenschutzgründen eine MRT bevorzugt wird.
6. Differentialdiagnose
Differenzialdiagnostisch muss an eine zystische Fibrose, eine primäre ziliäre Dyskinesie oder an Immundefizienzsyndrome gedacht werden. Die Abgrenzung der Entzündung hyperplastischer Adenoide (Adenoiditis) von der PCRS ist oft schwierig, allerdings therapeutisch weitgehend irrelevant.
7. Therapie
7.1. Konservative Therapie
Trotz fehlender Evidenz werden als Erstlinientherapie nasale Glukokortikoide empfohlen. Weiterhin kommen Nasenspülungen mit Kochsalzlösung zum Einsatz. Antibiotika werden nur bei komplizierten und schweren Krankheitsverläufen verabreicht. Systemische Glukokortikoide kommen nur in Einzelfällen zur Anwendung. Biologika sind bei Kindern derzeit (2025) nicht zugelassen.
7.2. Operative Therapie
Bei Versagen der konservativen Therapie stellt eine Adenotomie bis zum Alter von 6 Jahren eine effektive chirurgische Therapieoption dar. Sie hat eine Erfolgsrate von 50 - 71 %. Die Symptomatik der PCRS ist unabhängig von der Größe der Adenoide entscheidend für die Indikationsstellung. Ab einem Alter von 6 Jahren sinkt die Effektivität.
Wenn die konservative Therapie und Adenotomie nicht ausreichen, wird eine endonasale Nasennebenhöhlenchirurgie empfohlen. Die Erfolgsrate liegt bei Kindern bei 71 - 100 %.