Rhinitis allergica
von altgriechisch: ῥίς ("rhis") - Nase; ἄλλος ("állos") - fremd; ἔργον ("érgon") - Reaktion
Synonyme: Allergische Rhinitis (AR), Rhinoconjunctivitis allergica, Heuschnupfen, Pollinose, Pollinosis, pollenbedingte allergische Rhinitis
Englisch: hayfever
Definition
Die Rhinitis allergica oder besser allergische Rhinokonjunktivitis ist eine allergisch bedingte Erkrankung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) und der Augen (Blepharokonjunktivitis), die nach Allergenexposition durch eine IgE-vermittelte Entzündungsreaktion entsteht.
Pathophysiologie
Es handelt sich um eine Allergie vom Soforttyp (Typ I). Ursache ist die Sensibilisierung gegenüber einem oder mehreren Allergenen wie etwa Pollen oder Hausstaubmilben. Beim Erstkontakt mit dem betreffenden Allergen nimmt eine dendritische Zelle bzw. ein Makrophage das Allergen durch Phagozytose auf und präsentiert es einem T-Lymphozyten. Aktivierte TH2-Zellen setzen dabei Interleukin-4 (IL-4) frei. IL-4 regt wiederum B-Lymphozyten zur Differenzierung und zum klonalen Wachstum an. Sie produzieren gegen das Allergen gerichtete IgE-Antikörper, die an Mastzellen gebunden werden (zellständige Antikörper).
Bei einem Zweitkontakt mit dem Allergen erkennen diese Antikörper das Allergen und führen zu einer Aktivierung und Degranulierung der Mastzelle, wobei Entzündungsmediatoren wie Histamin, Prostaglandine und Leukotriene freigesetzt werden. Sie lösen beim Patienten die eigentlichen Symptome aus.
Einteilung
Die allergische Rhinokonjunktivitis wird gemäß der WHO-Klassifikation (ARIA-Dokument) wie folgt eingeteilt:
...nach Dauer der Symptomatik
- intermittierend (weniger als 4 Tage pro Woche oder weniger als 4 Wochen)
- persistierend (mehr als 4 Tage pro Woche und mehr als 4 Wochen)
...nach Schwere der Symptomatik
- gering: Symptome vorhanden, aber keine Beeinträchtigung der Lebensqualität
- mäßig - schwer: Symptome belasten und reduzieren die Lebensqualität
Neben dieser neueren Einteilung wird häufig auch noch die ältere Klassifikation der Rhinitis allergica benutzt:
- Saisonale Rhinitis allergica (Pollinosis bzw. Heuschnupfen): allergische Rhinitis während der Pollensaison
- Perenniale Rhinitis allergica: ganzjährige allergische Rhinitis (z.B. Hausstauballergie)
Komorbidität
Aus der Rhinitis allergica kann sich eine Erkrankung der gesamten Atemwege, sowie der anhängenden Räume entwickeln. Patienten mit Rhinitis allergica erkranken überdurchschnittlich häufig auch an:
Symptome
Die Symptome der allergischen Rhinokonjunktivitis manifestieren sich vor allem an den Augen und der Nase.
Augen
- Tränenfluss
- Pruritus (Juckreiz)
- Rötung und Schwellung
Nase
- Rhinorrhoe ("laufende Nase")
- Pruritus (Juckreiz)
- Riechstörung
- Schwellung der Nasenschleimhaut
- "verstopfte" Nase,
- Behinderung der Nasenatmung
- Niesen, oft in Form von Niesattacken
Sonstige Symptome
Bei einer Beteiligung der unteren Atemwege können zusätzlich die Symptome eines Asthma bronchiale mit Hustenreiz und Atemnot auftreten. Anhängig von der Schwere der Symptomatik besteht bei den Patienten oft auch ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Diagnostik
Die Anamnese und das typische klinische Bild sind für die Diagnose richtungsweisend. Die weitere Diagnostik ist auf die Identifikation der auslösenden Allergene gerichtet. Diese spezielle Allergiediagnostik kann beim Patienten (in vivo) oder im Labor (in vitro) erfolgen.
In-vivo-Diagnostik
Bei der In-vivo-Allergiediagnostik werden mehrere Allergenextrakte an benachbarten Stellen auf bzw. in die Haut des Patienten eingebracht. Nach einem von der Methode anhängigen Zeitraum werden die Hautstellen inspiziert. Das Vorhandensein und die Ausprägung der Hautreaktion geben Hinweise auf das auslösende Allergen bzw. seine allergene Potenz.
- Prick-Test
- Prick-to-Prick-Test
- Scratch-Test (auch: Ritz-Test)
- Intrakutantest
- Reibtest
- Nasaler Provokationstest (NPT)
In-vitro-Diagnostik
Die beiden am häufigsten in der Allergiediagnostik eingesetzten Verfahren sind:
- Bestimmung des Gesamt-IgE
- Bestimmung des spezifischen IgE (sIgE) mit dem Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay (FEIA)
Als weitere Verfahren kommen in Frage:
- Bestimmung des allergenspezifischen IgG bzw. IgG4
- Zelluläre Allergenstimulationstests
Therapie
Medikamentöse Therapie
Für die medikamentöse Therapie der Rhinitis allergica steht eine Vielzahl verschiedener Arzneistoffe zur Verfügung, welche die Symptome der Rhinitis allergica reduzieren. Unter anderem werden eingesetzt:
- Antihistaminika
- Cromone
- Glukokortikoide
- Sympathomimetika
- Ipratropiumbromid
- Leukotrien-Rezeptorantagonisten
Spezifische Immuntherapie (SIT)
Die spezifische Immuntherapie strebt die kausale Therapie der Rhinitis allergica durch schrittweise "Gewöhnung" (Toleranz) an das Antigen an. Man unterscheidet:
- Subkutane Immuntherapie (SCIT)
- Sublinguale Immuntherapie (SLIT)