Pollenallergie
Synonym: Polinosis
Definition
Die Pollenallergie ist eine Allergie vom Soforttyp, die durch feinstverteilte Pflanzenbestandteile in der Luft (Pollen) ausgelöst wird. Sie ist die am meisten verbreitete Form der Allergie und macht sich klinisch als saisonal auftretende allergische Rhinitis bzw. allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) bemerkbar.
Nomenklatur
Die Begriffe "Pollenallergie", "Heuschnupfen" und "allergische Rhinokonjunktivitis" werden in der medizinischen Alltagssprache weitgehend synonym verwendet. Pollenallergie ist jedoch die umfassendere Bezeichnung, da sie nicht eine bestimmte Symptomatik, sondern die Ursache der Erkrankung referenziert und eine Pollenallergie grundsätzlich auch schwerere Symptome (z.B. einen Asthmaanfall) auslösen kann.
Hintergrund
Pollen ist eine puderartige Substanz, die von Samenpflanzen zum Zweck der Fortpflanzung produziert wird. Sie gelangt während der Blütezeit dieser Pflanzen in großen Mengen in die Atmosphäre. Trockenes, sonniges Wetter mit leichtem Wind befördert die Verbreitung der Pollen in der Luft.
Die Größe von Pollen ist sehr unterschiedlich und reicht von 5 µm bis 200 µm. Die Mehrzahl der Pollen hat jedoch einen Durchmesser zwischen 20 und 50 µm.
Pollen enthalten potente Allergene. Dabei handelt es sich um Proteine und Glykoproteine mit einem Molekulargewicht zwischen 5 und 70 kDa, die wasserlöslich sind und bei Kontakt der Pollen mit der menschlichen Schleimhaut innerhalb von Sekunden freigesetzt werden. Sie wirken als Antigene und besitzen die Fähigkeit, eine IgE-vermittelte Immunreaktion zu induzieren.
Symptome
Die Symptome treten unmittelbar nach der Exposition gegenüber dem auslösenden Allergen auf, typischerweise im Frühjahr oder Frühsommer. Sie betreffen vor allem die Augen und die Nase.
Augen
Die Symptome an den Augen kommen durch Kontakt der auslösenden Antigene mit der Konjunktiva des Auges zustande. Sie umfassen:
- Rötung und Schwellung der Konjunktiva
- Tränenfluss
- Pruritus (Juckreiz)
- Lidödeme
Nase
- Rhinorrhoe ("laufende Nase")
- Niesen, oft in Form von Niesattacken
- Pruritus
- Schwellung der Nasenschleimhaut mit "verstopfter" Nase
- Behinderung der Nasenatmung
- Riechstörung (Hyposmie)
Sonstige Symptome
Begleitend können Missempfindungen im Nasenrachenraum ("Kratzen im Hals"), Kopfschmerzen und Schlafstörungen bestehen. Abhängig von der Schwere der Symptomatik sind das Allgemeinbefinden der Patienten und ihre Leistungsfähigkeit oft herabgesetzt.
Komplikationen
Eine Komplikation der Pollenallergie ist der sogenannte "Etagenwechsel" mit Beteiligung der unteren Atemwege. Dann treten zusätzlich die Symptome eines Asthma bronchiale mit Hustenreiz und Atemnot auf.
Diagnostik
Eine Pollenallergie kann mithilfe verschiedener Allergietests nachgewiesen werden. Der am häufigsten verwendete Test ist der Pricktest, bei dem Allergenextrakte verschiedener Pflanzenpollen auf die Haut aufgebracht werden.
Pricktest mit positiver Reaktion auf Frühblüher (F) und Gräsermischung (G). 1 = Negativkontrolle, 2 = Frühblüher, 3 = Gräser, 4 = Positivkontrolle (Histamin)
Therapie
Allergenkarenz
Die effektivste Behandlungsmethode ist die Allergenkarenz. Aufgrund weiten Verbreitung bestimmter Pflanzen erfordert diese Strategie jedoch meist einen zeitweisen Ortswechsel. Der Aufenthalt in Innenräumen bei geschlossenen Fenstern und gleichzeitigem Einsatz von Luftfiltern kann die Symptomatik jedoch ebenfalls beeinflussen.
Medikamentöse Therapie
Für die medikamentöse Therapie der Rhinitis allergica steht eine Vielzahl verschiedener Arzneistoffe zur Verfügung, welche die Symptome der Rhinitis allergica reduzieren. Sie werden teils topisch (Nasenspray, Augentropfen), teils systemisch (Tabletten) eingesetzt:
- Antihistaminika
- Cromone
- Glukokortikoide
- Sympathomimetika
- Ipratropiumbromid
- Leukotrien-Rezeptorantagonisten
Spezifische Immuntherapie (SIT)
Die spezifische Immuntherapie strebt die kausale Therapie der Rhinitis allergica durch schrittweise "Gewöhnung" (Toleranz) an das Antigen an. Ziel ist die Desensibilisierung des Patienten. Man unterscheidet:
- Subkutane Immuntherapie (SCIT)
- Sublinguale Immuntherapie (SLIT)
um diese Funktion zu nutzen.