Samter-Trias
nach dem amerikanischen Arzt und Immunologen Max Samter (1908-1999)
Englisch: Samter's triad
Definition
Als Samter-Trias bezeichnet man eine Kombination aus:
- chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP)
- Analgetika-induziertem Asthma bronchiale (Analgetikaasthma) und
- nicht-allergischer Hypersensitivitätsreaktion auf Aspirin bzw. andere COX-1-Hemmer (ASS-Intoleranz-Syndrom)
siehe Hauptartikel: Analgetikaasthma
Hintergrund
Der Zusammenhang zwischen Aspirineinnahme, Nasenpolypen und Asthma bronchiale wurde erstmals 1922 durch Widal et al. beschrieben.[1] 1968 wurde diese klassische Symptomkonstellation als Samter-Trias bezeichnet.
Aktuell wird die Bezeichnung Aspirin-exacerbated airway disease (AERD) bevorzugt.
Pathophysiologie
Der Samter-Trias liegt ein ASS-Intoleranz-Syndrom, d.h. eine nicht-allergische Reaktion auf COX-1-Hemmer (z.B. Aspirin, Ibuprofen und andere NSAR) zu Grunde. Ob Salicylate auch zu einem AERD führen können, ist umstritten (Salicylatintoleranz).
Patienten mit Samter-Trias leiden aus aktuell (2019) noch ungeklärten Gründen an einem gestörten Metabolismus der Arachidonsäure. Die Betroffenen besitzen unter anderem eine verminderte Aktivität des Enzyms Cyclooxygenase 2 (COX-2). Bei Einnahme von COX-1-Hemmern kommt es dann zu einem Ungleichgewicht im Arachidonsäureabbau mit Überproduktion von proinflammatorischen Cysteinylleukotrienen (CysLT) und mit reduzierter Bildung antiinflammatorischer Prostaglandine (Leukotrien-Shift). Folgen sind eine erhöhte Vasodilatation und Gefäßpermeabilität mit Entstehung von mukosalen Ödemen und Entzündungen in den Atemwegen. Vermutlich spielen epitheliale Alarmine (z.B. TSLP), natürliche lymphoide Zellen (ILC2), Thrombozyten, Mastzellen und eosinophile Granulozyten eine entscheidene Rolle bei dieser Typ-2-Inflammation.
Diagnose
- Anamnese
- MRT der Nasennebenhöhlen
- ASS-Provokationstest (nur in einer erfahrenen Klinik durchzuführen)
Therapie
Die Behandlung erfolgt analog der Asthma-Stufentherapie. Insbesondere Glukokortikoide und Leukotrienantagonisten (z.B. Montelukast) sind effektiv. Bei schweren Verlaufsformen können Biologika verwendet werden, z.B.:
- Anti-IgE-Antikörper: Omalizumab
- Anti-IL-5-Antikörper: Mepolizumab, Reslizumab
- Anti-IL-5-Rezeptor-Antikörper: Benralizumab
- Anti-IL-4-Rezeptor-Antikörper: Dupilumab
Grundsätzlich sollten NSAR vermieden werden, jedoch besteht auch die Möglichkeit einer ASS-Desaktivierung in spezialisierten Zentren: ASS wird dauerhaft verabreicht und anfangs, sodass es zu einer adaptiven Enzyminduktion mit Modulation des Arachidonsäurestoffwechsels kommt. Hierbei macht man sich zunutze, dass auch bei bestehender ASS-Intoleranz zwischen 24 und 72 Stunden nach der Einnahme keine erneute Unverträglichkeitsreaktion bei zweiter Applikation auftritt. So kann der Organismus an immer höhere Dosen von ASS gewöhnt werden.[2]
Des Weiteren kommen bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen auch operative bzw. endoskopisch-interventionelle Maßnahmen in Frage.
Quellen
<references>
- ↑ Widal F et al. First complete description of the aspirin idiosyncrasy-asthma-nasal polyposis syndrome (plus urticaria)--1922 (with a note on aspirin desensitization), J Asthma. 1987;24(5):297-300.
- ↑ Kowalski ML et al. Hypersensitivity to nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) - classification, diagnosis and management: review of the EAACI/ENDA(#) and GA2LEN/HANNA*, Allergy. 2011 Jul;66(7):818-29, abgerufen am 03.09.2019
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