Cyproteronacetat
Handelsnamen: Diane®, Androcur®, Cyprostat®
Englisch: cyproterone actetate
Definition
Cyproteronacetat, kurz CPA, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antiandrogene. Chemisch gesehen handelt es sich um ein Progesteron-Derivat, das als kompetitiver Antagonist am Androgenrezeptor wirkt.
Chemie
Der Trivialname der Substanz ist Cyproteron, in der Pharmakologie wird meist der Essigsäureester des Cyproterons, das Cyproteronacetat, verwendet. Die chemische Bezeichnung lautet 6-Chlor-17-hydroxy-1α,2α-cyclopropa[1,2]pregna-4,6-dien-3,20-dion. Der IUPAC-Name ist 1R,3aS,3bR,7aR,8aS,8bS,8cS,10aS)-1-Acetyl-5-chloro-8b,10a-dimethyl-7-oxo-1,2,3,3a,3b,7,7a,8,8a,8b,8c,9,10,10a-tetradecahydrocyclopenta[a]cyclopropa[g]phenanthren-1-yl acetat. Für die antiandrogene Wirkung ist der cis-verknüpfte Cyclopropanring im Ring A des Steroid-Grundgerüstes verantwortlich.
Wirkmechanismus
Cyproteronacetat interagiert mit Steroidrezeptoren und tritt dabei - je nach Rezeptortyp - als Agonist und Antagonist auf:
- Androgenrezeptor: Antagonist
- Progesteronrezeptor: Agonist
- Glukokortikoidrezeptor: Antagonist
- Pregnan-X-Rezeptor: Agonist
Als kompetitiver Antagonist verhindert Cyproteronacetat die Bindung von Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) am Androgenrezeptor. Es hat aber auch eine sehr schwache partielle agonistische Wirkung, so dass keine vollständige Hemmung der Androgenaktivität erreichbar ist.
Cyproteronacetat bewirkt eine Hemmung der Gonadotropin-Ausschüttung - es senkt die Plasmaspiegel von LH und FSH. Darüber hinaus hemmt es die 21-Hydroxylase (CYP21) und die 3β-Hydroxysteroiddehydrogenase (3-beta-HSD) wodurch die endogene Synthese von Kortikosteroiden wie Cortisol und Aldosteron vermindert wird.
Pharmakokinetik
Cyproteronacetat ist lipophil und reichert sich in Fettzellen an. Die Eliminationshalbwertzeit beträgt etwa 38-40 Stunden. Maximale Plasmaspiegel werden nach 2–3 Tagen erreicht. Im Blut liegt CPA fast ausschliesslich an Plasmaalbumin gebunden vor.
Die Metabolisierung erfolgt über CYP3A4, wobei als aktiver Metabolit 15β-Hydroxycyproteronacetat gebildet wird. Dieser Metabolit ist weiterhin antiandrogen wirksam, die gestagene Wirkung ist jedoch vermindert. Der weitaus grösste Teil der Wirksubstanz wird in Form von freien oder konjugierten Metaboliten renal (ca. 35%) oder biliär (ca. 65%) eliminiert.
Indikationen
- Schwere Akne
- Hirsutismus
- Androgenetische Alopezie
- Hypersexualität
- Hormontherapie des metastasierten Prostatakarzinoms
- Wunsch nach Gender-Change bei Transsexualität
Cyproteronacetat wird in Kombination mit Ethinylestradiol auch zur Empfängnisverhütung eingesetzt, wenn eine Akne oder Hirsutismus vorliegen. Darüber hinaus wird der Wirkstoff beim Mann zur Senkung des Testosteronspiegels mit LHRH-Analoga sowie als Triebdämpfungsmittel bei Sexualdeviationen angewendet.
Aufgrund seiner potentiellen Hepatotoxizität ist Cyproteronacetat nicht in allen Ländern zugelassen.
Darreichungsformen
Das Arzneimittel wird in Form von Tabletten und Injektionslösungen appliziert.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Lebererkrankungen, Leberkarzinom
- Meningeome, Karzinome
- Sichelzellanämie, Gefäßverschluss
- Schwere Depressionen
- Schwangerschaft
- Kein Einsatz bei Kindern und Jugendlichen
Die Anwendung bei Diabetes mellitus-Patienten mit Gefäßveränderungen sowie bei Frauen mit Ikterus, Herpesinfektionen und ungeklärten vaginalen Blutungen ist kontraindiziert.
Dosierung
Die Dosierung ist abhängig von der Indikation und reicht von 2 mg/Tag (Kontrazeption) bis zu 100 mg und mehr. Nähere Informationen gibt die Packungsbeilage oder die Fachinformation des jeweiligen Herstellers.
Nebenwirkungen
Allgemein:
- Leberfunktionsstörungen: Aufgrund seiner hepatotoxischen Wirkung, sollten bei Patienten, die mehr als 50 mg Cyproteronacetat pro Tag einnehmen, regelmäßig die Leberwerte kontrolliert werden. Die Hepatotoxizität ist dosisabhängig.
- Überempfindlichkeit
- Allergische Hautreaktionen
- Depressionen, Unruhe
- Kurzatmigkeit
Als weitere Nebenwirkungen können erniedrigte Cortisol-Spiegel sowie erniedrigte Aldosteron-Spiegel mit Hyponatriämie und Hyperkaliämie auftreten.
Außerdem bei Frauen:
- Amenorrhoe
- Zyklusstörungen
- Ovulationshemmung
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit
- Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit
- Brustschmerzen, Brustvergrößerung
Bei Einnahme von Cyproteronacetat-haltigen Antikonzeptiva ist ein erhöhtes Thromboembolie-Risiko bekannt.
Bei Männern:
- Feminisierung
- Erektionsstörungen
- Hemmung von Samenbildung
- verminderte Libido
- Hitzewallungen
- Gynäkomastie
- Sexuelle Dysfunktion
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