Progesteronrezeptor
Synonyme: PR, PGR, NR3C3
Englisch: progesterone receptor, nuclear receptor subfamily 3 group C member 3
Definition
Der Progesteronrezeptor, kurz PR, gehört zu den Steroidrezeptoren und zählt somit zu den nukleären Rezeptoren. Er wird durch Progesteron und andere Gestagene aktiviert und spielt eine wichtige Rolle für das Sexualhormonsystem. Man unterscheidet die Isoformen PR-A und PR-B.
Genetik
Der PR wird von dem PGR-Gen auf Chromosom 11 am Genlokus 11q22 kodiert. Durch Nutzung alternativer Promoter werden die beiden Isoformen PR-A und PR-B gebildet.
Biochemie
PR-A hat eine Länge von 769 Aminosäuren und ein Molekulargewicht von 82 kDa, PR-B eine Länge von 933 Aminosäuren und ein Gewicht von rund 99 kDa.
Der Progesteronrezeptor besteht aus einer N-terminalen regulatorischen Domäne, einer DNA-bindenden Domäne, einer C-terminalen Liganden-bindenden Domäne sowie einem Gelenkbereich. Darüber hinaus besitzt PR-B eine spezielle Transaktivierungsdomäne am N-Terminus, die sich bei PR-A nicht findet.
Vorkommen
Der Progesteronrezeptor ist in zahlreichen menschlichen Geweben nachweisbar. Im weiblichen Reproduktionssystem, insbesondere in Endometrium, Ovar, Eileiter und Brustdrüse findet sich überwiegend eine nukleäre Lokalisation. In Pankreas-Azinuszellen und in der Hypophyse tritt der Rezeptor sowohl nukleär als auch zytoplasmatisch auf. In Organen wie Hoden, Magen, Darm, Leber, Niere, Harnblase, Lunge, Nebenniere und Haut überwiegt dagegen eine zytoplasmatische Verteilung.[1][2]
Darüber hinaus wird den Isoformen eine unterschiedliche Grundlokalisation zugeschrieben, wobei PR-A überwiegend im Zellkern und PR-B sowohl im Kern als auch im Zytoplasma vorkommt.[1]
Funktion
In Abwesenheit eines Liganden liegt der Progesteronrezeptor als Monomer vor. Wenn Progesteron oder ein anderer Ligand bindet, kommt es zur Phosphorylierung und in weiterer Folge zur Dimerisierung des Rezeptors. Dabei entstehen PR-A-Homodimere oder Heterodimere aus beiden Isoformen. Die Dimere binden an die DNA und können die Transkription verschiedener Gene entweder aktivieren oder inhibieren.
Dabei ist PR-A vorwiegend für die transkriptionelle Hemmung der Expression anderer Steroidrezeptoren (z.B. Östrogenrezeptoren) sowie für die hemmende Wirkung auf die Proliferation des Endometriums verantwortlich. PR-B hingegen vermittelt viele stimulatorische Effekte des Progesterons wie z.B. die Proliferation der Brustdrüsen.
Liganden
Agonisten
- endogene Gestagene (z.B. Pregnandiol, Progesteron, Pregnenolon)
- synthetische Gestagene (z.B. Dienogest, Desogestrel, Levonorgestrel, Norethisteron, Drospirenon, Cyproteron)
Antagonisten
- Antigestagene (z.B. Mifepriston)
Gemischt
- selektive Progesteronrezeptormodulatoren (z.B. Ulipristal)
Klinik
Manche Mammakarzinome exprimieren Progesteronrezeptoren. Um dies zu ermitteln, wird ein spezielles Markierungsverfahren angewandt. Reagiert mehr als ein Prozent aller Tumorzellen darauf, wird der Tumor als PgR+ (Progesteronrezeptor-positiv) klassifiziert.
Quellen
- uniprot.org - PGR, abgerufen am 25.02.2022
Literatur
- ↑ 1,0 1,1 Asavasupreechar et al. Systemic distribution of progesterone receptor subtypes in human tissues. J Steroid Biochem Mol Biol. 199:105599. 2020
- ↑ Leslie et al. Progesterone receptor isoform identification and subcellular localization in endometrial cancer. 96(1):32-41. 2005