Salmonellose (Hund)
Synonym: Salmonellen-Infektion
Englisch: salmonellosis
Definition
Die Salmonellose des Hundes ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Salmonella hervorgerufen wird.
Ätiologie
Salmonella spp. ist ein gramnegatives, fakultativ anaerobes und begeißteltes Stäbchenbakterium der Familie Enterobacteriaceae. Salmonellen kommen ubiquitär vor und besiedeln vor allem den Intestinaltrakt von Menschen und Tieren (Säugetiere, Vögel, Reptilien und sogar Insekten).
Die Gattung Salmonella umfasst sechs Subgruppen mit mehr als 2.400 Serovaren (z.B. Salmonella Enteritidis), die sich in verschiedenen Agglutinationsreaktionen mit dem O-Antigen und H-Antigen unterscheiden. Beim Hund dominieren bevorzugt folgende Serovare:
Salmonellen könner außerhalb des Körpers lange Zeit überleben und sich bereits bei Raumtemperatur schnell vermehren.
Epidemiologie
Klinisch manifeste Salmonellosen sind beim Hund selten, da sie im Vergleich zu Pflanzenfressern eine höhere Resistenz gegenüber Salmonellen-Infektionen haben. Verschiedene Faktoren beeinflussen letztendlich die Ansteckung und den Verlauf einer akuten Infektion. Welpen und Junghunde sind prädisponiert.
Pathogenese
Hunde infizieren sich meistens durch die orale Aufnahme von kontaminiertem Futter - insbesondere rohes oder ungenügend erhitztes Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch sowie Eier. Selten kommt es auch durch den Kontakt mit Abwässern sowie Koprophagie zu Erkrankungen. In der Literatur sind auch nosokomiale Infektionen oder Infektionen per inhalationem beschrieben.
Die meisten Infektionen verlaufen subklinisch bzw. asymptomatisch. Sie gehen mit einer 6 Wochen oder eventuell auch länger andauernden geringen Salmonellen-Ausscheidung (Keimzahlen von bis zu 1010 pro Gramm Kot) einher. Infektionen können durch Akutwerden subklinischer Infektionen klinisch manifest werden. Hierfür sind verschiedene prädisponierende Faktoren entscheidend, z.B. junges Alter, Stress, Obesitas, Anästhesie, Haltungsfehler und Immunsuppression unterschiedlicher Ursache (z.B. Glukokortikoide).
Damit sich ein Hund mit Salmonellen infiziert, muss er große Mengen an Bakterien aufnehmen, da durch den niedrigen pH-Wert im Magen bereits ein großer Anteil zerstört wird. Gelangen dennoch Salmonellen in den Darmtrakt, werden diese durch Endozytose in die Epithelzellen der Ileumzottenspitzen aufgenommen. Dort vermehren sie sich, worauf sie auch die regionären Lymphknoten besiedeln. Kommt es dann zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems, resultiert eine Salmonellen-Invasion mit hämatogener Verteilung im gesamten Körper. Die von den Salmonellen produzierten Enterotoxine bewirken einen sekretorischen Durchfall, Zelltod mit Organnekrosen sowie Thrombosen. In schweren Fällen verursacht die Endotoxämie eine Hypoglykämie, eine Komplementaktivierung und eine DIC.
Klinik
Sowohl die Art als auch der Schweregrad der Symptome hängen von verschiedenen Faktoren (z.B. Anzahl aufgenommener Bakterien, Immunstatus u.ä.) ab. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion subklinisch. Ein klinisch manifester Verlauf beginnt etwa 3 bis 5 Tage nach der Infektion. Betroffene Hunde zeigen Fieber, Anorexie, Erbrechen und Durchfall. Abhängig vom Schweregrad kommt es zu einer Dehydratation und eventuell auch zum hypovolämischen Schock. Zentralnervöse Symptome (z.B. Koordinationsstörungen, Parese und Konvulsionen) sind eher selten.
Bei einer akuten Salmonellen-Gastroenteritis kann es auch zur Entwicklung einer Pneumonie kommen. Bakteriämie und Endotoxämie, die zu Sepsis, Schock, Thrombosen und Organnekrosen (und/oder DIC und Tod) führen, werden meistens bei immunsupprimierten Tieren beobachtet. Bei trächtigen Hündinnen kann es auch zum Abort kommen.
Labormedizin
Laborwertveränderungen sind vom Schweregrad der Erkrankung und den damit einhergehenden Organschädigungen abhängig, z.B.:
- Leukopenie oder Leukozytose (mit toxisch veränderten neutrophilen Granulozyten)
- Thrombozytopenie und verlängerte Gerinnungszeiten
- Hypalbuminämie
- erhöhte Leberenzyme
- Hyperbilirubinämie u.ä.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen v.a. Gastroenteritiden anderer Genese in Frage, z.B.:
- Parvovirose
- Staupe
- Campylobakteriose
- Escherichia-coli-Infektion
- Endoparasitosen
- diätetische Fehler
- allergische Reaktionen
- toxisch bedingte Durchfälle
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der Anamnese, klinischen Untersuchung und mittels direktem Erregernachweis gestellt. Beim Nachweis von Salmonellen in der Kotprobe ist jedoch zu beachten, dass einerseits Spezialnährböden zur Anzucht der Bakterien benötigt werden, andererseits auch klinisch gesunde Hunde Salmonellen im Kot aufweisen können.
Der Nachweis von Salmonellen in Organproben oder Blut ist für eine systemische Erkrankung jedoch beweisend. Alternativ kann auch eine PCR durchgeführt werden. Der Antikörpernachweis ist bei Hunden nicht sensitiv, da nicht alle Hunde mit klinisch manifester Salmonellose Antikörper ausbilden.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach den Symptomen.
Eine akute und auf den Darm beschränkte Salmonellose wird mit Infusionen und Antiementika behandelt. In schweren Fällen (z.B. DIC) ist die Verabreichung von Plasmatransfusionen zur Substitution von Gerinnungsfaktoren und Albumin angezeigt. Nach erfolgter Rehydrierung kann Laktulose verabreicht werden, um den Darminhalt anzusäuern und die Magendarmtransitzeit zu verkürzen.
Der Einsatz von Antibiotika ist nur in gesonderten Fällen indiziert (z.B. Immunsuppression, schwere Allgemeinsymptome, Schock u.ä.).
Prophylaxe
Erkrankte Hunde sind sofort zu isolieren und unter strengen Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen zu behandeln. Um eine Infektion mit Salmonellen zu verhindern, sollten hausgemachte Futtermittel (z.B. Fleisch, Eier und Milchprodukte) vor der Verabreichung genügend erhitzt und unter hygienischen Bedingungen zubereitet werden.
Zoonotische Bedeutung
Die Salmonellose gehört zu den wichtigsten Zoonosen. Menschen infizieren sich vorwiegend durch die Aufnahme von Salmonella-haltigen, ungenügend erhitzten Nahrungsmitteln oder kontaminierten Milchprodukten. Obwohl nur ein geringer Prozentsatz (ca. 1 bis 2 %) der Salmonellen-Infektionen beim Menschen auf Hunde und Katzen zurückgeführt werden können, sollten stets notwendige Hygienemaßnahmen beim Halten von Haustieren eingehalten werden.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
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