Synonyme: Gaster, Ventriculus
Englisch: stomach
Der Magen der Haussäugetiere ist ein erweiterter Abschnitt des Darmrohrs und erfüllt die ersten Schritte der Verdauung, die tierartlich unterschiedlich ausfällt.
Der Magen speichert vorübergehend das über den Ösophagus zugeführte Futter und arbeitet es mechanisch und chemisch auf. Aufgrund seiner Motilität sorgt er dafür, dass der Mageninhalt schubweise in das Duodenum gelangt.
Sowohl die äußere Gestalt als auch der Wandbau des Magens weisen große tierartliche Unterschiede auf. Welche Form der Magen letztendlich einnimmt, entscheidet vor allem die Art der Ernährung der jeweiligen Spezies.
Da sich bei einigen Tieren mehrere Vormagenabteilungen ausbilden, andere wiederum nur einen einheitlichen Magen besitzen, unterscheidet man zwischen:
Neben der Magenarchitektur, besitzen die Tiere untereinander eine unterschiedliche Auskleidung der inneren Oberfläche des Magens. Hier wird v.a. die Schleimhautausstattung betrachtet, woraus sich folgende Unterteilungen ergeben:
Am Magen können folgende morphologische Strukturen unterschieden werden:
Die Gefäßversorgung des Magens erfolgt grundsätzlich aus den Stammgefäßen, sie kann jedoch tierartlich variieren.
In den meisten Fällen entstammen die einzelnen Gefäße aus der Arteria coeliaca, wobei sie jedoch für jede Tierart einzeln betrachtet werden sollten.
Die Venen verlaufen gleich den Arterien und tragen dementsprechend die selben Namen. Sie fließen großteils in die Vena portae ab. Auch hier gilt die tierartliche Variabilität zu beachten.
Die dem Magen entstammenden Lymphgefäße leiten die angesammelte Lymphe aus einem mukösen und submukösen Gefäßplexus, die tierartlich in unterschiedliche Lymphknoten abfließen. Da sich v.a. der Wiederkäuermagen von den den übrigen Haussäugetiermägen unterscheidet, gelten hier andere Verhältnisse.
Der Magen wird sowohl sympathisch als auch parasympathisch innerviert.
Die sympathischen Nervenfasern entstammen dem Plexus coeliacus und gleichen im Verlauf den Blutgefäßen des Magens. Die Perikaryen der präganglionären Fasern entspringen dem Cornu laterale der Brustsegmente des Rückenmarks, wobei die Fasern ohne Unterbrechung die Grenzstrangganglion durchziehen, sodass sie letztendlich über die Nervi splanchnici den Plexus coeliacus erreichen. Die Umschaltung zwischen prä- und postganglionäre Fasern erfolgt im Ganglion coeliacum, das nahe des Plexus aufzufinden ist. Efferenzen führen zur Hemmung peristolischer und peristaltischer Bewegung und gleichzeitiger Gefäßverengung. Afferenzen die über die Perikaryen in den Spinalganglien der Brustsegmente verlaufen, sind v.a. für die Schmerzempfindung verantwortlich.
Parasympathische Fasern für den Magen entstammen aus den beiden Trunci nervi vagi. Auch hier verlaufen die Fasern gemeinsam mit den Blutgefäßen zum Magen. Gleich dem Symphatikus besitzt auch der Parasympathikus viszeroefferente und viszeroafferente Fasern. Hierbei laufen die viszeroefferenten Nervenfasern an die intramuralen Plexus, wo sie zur Innervation der glatten Muskelzellen und Drüsen umgeschaltet werden, sodass sie zu einer Anregung der Magenbewegung und der Sekretion des Magensaftes sowie Verstärkung der Durchblutung der Magenwand dienen. Die viszeroafferenten Nervenfasern leiten im Allgemeinen Sensationen, wie z.B. das Völlegefühl.
Die Lage des Magens ist von vielen Faktoren abhängig. Hierbei führen Füllungszustand und Tierart zu unterschiedlichen topographischen Verhältnisse. Eine detaillierte Beschreibung der Magenlage sollte daher tierspezifisch nachgelesen werden.
Die Magenwand kann im Allgemeinen mit dem Wandaufbau des Rumpfdarmes verglichen werden. Folgende Schichten sind von innen nach außen vorhanden:
Da Fleischfresser einen einfachen Magen besitzen, ist dieser vollständig mit Drüsenschleimhaut (Pars glandularis) ausgekleidet, sodass keine Pars nonglandularis auffindbar ist.
Die Drüsenschleimhaut weist hohe Schleimhautfalten, Plicae gastricae, auf. Sie orientieren sich in Längsrichtung des Magens, wobei in diese Magenfalten die Lamina muscularis mucosae und die Tela submucosa einbezogen sind. Betrachtet man die Innenfläche genauer, so kann man eine beetartige Felderung der Schleimhaut erkennen, die als Areae gastricae bezeichnet werden. Diese Felder weisen einen Durchmesser von 1-5 mm auf und sind von den anderen durch sogenannte Sulci gastrici abgegrenzt. Die Areae gastricae bilden Felder, auf denen die Foveolae gastricae münden. Am Grund dieser Grübchen verlaufen die schlauchförmigen Drüsen in die Lamina propria mucosae.
Das Mukosaepithel (Epithelium mucosae) ist als einschichtig hochprismatisches Epithel ausgebildet. Hier sind die Zellen über tight junctions und Nexus fest miteinander verbunden, wobei die apikale Hälfte der Epithelzellen zahlreiche muzinhaltige Schleimgranula enthält. Mittels Exozytose dieser Granula entsteht ein Schleimfilm in tiefer Lage, der eine Schutzschicht der Magenschleimhaut gegen den stark sauren Magensaft und die proteolytischen Enzyme der Fundusdrüsen ist. Die darauf folgende oberflächliche Schleimschicht hat eine eher dünnflüssige Konsistenz. Diese Lage wird von den Neben- und Isthmuszellen der Fundusdrüsen gebildet. Gleichzeitig sezernieren die Epithelzellen Bikarbonationen, die dafür sorgen, dass die Epitheloberfläche einen annähernd pH-neutralen Wert aufweist.
In der Lamina propria mucosae sind die Magendrüsen enthalten. Diese verlaufen vom Grund der Foveolae gastricae bis in die Tiefe. Es handelt sich hierbei um tubuläre Drüsen, die je nach Magenregion unterschiedlich gebaut sind. Im Magen kann man folgende drei Drüsen unterscheiden:
Die genaue Verteilung der einzelnen Drüsen ist tierartlich unterschiedlich und sollte daher bei den jeweiligen Tieren betrachtet werden. Gleichzeitig sollten Informationen zu den einen Zellarten und ihre genaue physiologische Funktion in Histologie- und Physiologielehrbüchern entnommen werden.
Die Tunica muscularis des Magens weist einen komplexen Aufbau auf und bedarf daher einer genaueren Betrachtung. Aufgrund der entwicklungsbedingten Ausbuchtung der ursprünglichen schlauchförmigen Magenanlage, die letztendlich zur Ausbildung von Fundus und Corpus führt, sind die anatomischen Gegebenheiten für die Abweichung vom allgemeinen Anordnungsprinzip der Tunica muscularis im häutig-muskulösen Schlauch verantwortlich. Folglich besteht die Tunica muscularis des Magens aus drei Muskelschichten, die alle zur glatten Muskulatur gezählt werden. Von außen nach innen liegen folgende Schichten vor:
Die entlang der kleinen Kurvatur verlaufende Magenrinne (Sulcus ventriculi) wird von den Lippenwülsten begrenzt, wobei die Ansa cardiaca und das Stratum circulare gemeinsam um das Ostium cardiacum einen Musculus sphincter cardiae formen.
Füllt sich der Magen, führt dies zu einer leichten Längsdehnung und gleichzeitigen Erweiterung des Querschnittlumens. Bei dieser Erweiterung passen sich die Fasern der Ringmuskelschicht und die innerste Muskularisschicht (Fibrae obliquae internae) in ihrer Länge dem entsprechenden Füllungszustand des Magens an. Man nennt diese tonische Umschließung des Mageninhalts auch Peristole. Je höher der vorliegende Tonus der Muskelfasern ist, desto früher kontrahieren die querverlaufenden Fasern auf den Dehnungsreiz. Bei geringem Tonus ist die Dehnungsreizschwelle deshalb hoch und der Magen erweitert sich bei Füllung stark. Dabei erfolgt die Kontraktion verzögert oder gar nicht.
Die eben beschriebene peristolische Bewegung beschränkt sich nur auf den mit Fibrae obliquae inernae bestückten Bereich der Magenwand und somit nur auf Fundus und Corpus ventriculi. Dementsprechend ergibt sich die funktionelle Bezeichnung "Verdauungssack". Die Fibrae obliquae beginnen ihre Kontraktionen an den distal gelegenen Faserzügen in Höhe des Magenknies, worauf in Abständen von 15 bis 30 Sekunden weiter proximal gelegene Einschnürungen den Mageninhalt kneten.
Die Magenentleerung erfolgt durch peristaltische Bewegungen der Ringsmuskelschicht. Diese Schicht bildet tief einschneidende Ringe, die pyloruswärts wandern und den Mageninhalt vor sich herschieben. Diese peristaltischen Bewegungen sind jedoch auf den distalen Abschnitt des Magens beschränkt, weshalb dieser funktionell auch als "Austreibungskanal" betitelt wird. Damit eine solche Peristaltik stattfinden kann, müssen vom enterischen Nervensystem erregende und hemmende Impulse auf die glatte Muskulatur einwirken (Peristaltikreflex).
Der Musculus sphincter pylori unterliegt ebenso einer reflektorischen Steuerung, sodass er nach der Passage einer Portion Speisebrei aus dem Magen in das Duodenum solange fest verschlossen bleibt, bis der im Zwölffingerdarm angekommene, saure Mageninhalt neutralisiert wurde. Folglich bleibt der Pylorus auch bei praller Duodenumfüllung verschlossen.
Der Verschluss der Kardia ist im Gegensatz zum Pylorus weniger konstant. Hier kann saurer Mageninhalt über das Ostium cardiacum in den Oesophagus übertreten. Zum Erbrechen kommt es dann, wenn das Zwerchfell und die Bauchmuskulatur kontrahiert und gleichzeitig die Pars pylorica ebenso einer Kontraktion nachgeht.
Die Magenschleimhaut kann durch das Einwirken verschiedener Stoffe zerstört werden. Folgen solcher konzentrierten Einwirkungen sind lokale Erosionen des Schleimhautepitels, die als erosive Gastritis bezeichnet werden. Werden die Noxen beseitigt, kommt es zu einer raschen Regeneration der Schleimhaut. Diese spontante Reperatur des Epithels erfolgt durch spezielle Epithelzellen, die aus den Foveolae gastricae stammen. Diese sind in der Lage, sich amöboid über die Erosionsfläche hinweg zu bewegen und diese dabei innerhalb von etwa einer Stunde zu verschließen. Hinzu kommt, dass sich das Oberflächenepithel ohnehin kontinuierlich abstoßt. Dabei wird die abgestoßene Schicht im Verlaufe von 3 bis 6 Tagen aus pluripotenten Stammzellen aus dem Isthmusbereich der Magendrüsen nachbesetzt.
Liegt eine Hypotonie der Muskularis des Magens vor, so führt dies in den meisten Fällen zu einer chronischen Magendilatation.
Liegt eine Hypertrophie der Pylorusmuskulatur vor, kann ein Pylorusspasmus die Folge sein. Dies führt zu einer Einengung der Pylorusöffnung, die als Pylorusstenose bezeichnet wird. Diese Form der Stenose kann angeboren (v.a. bei Boxerhunden und Siamkatzen) oder erworben sein. Verenungen in der Pylorusgegend führen zum Erbrechen nach der Nahrungsaufnahme. Greift eine konservative Therapie nicht, kann eine Pylorusstenose durch Längsspaltung der Ringmuskulatur operativ beseitigt werden.
Tags: Magen, Tiermedizin, Verdauungssystem, Verdauungstrakt
Fachgebiete: Anatomie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 17. Dezember 2019 um 19:46 Uhr bearbeitet.
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