Caecum (Pferd)
von lateinisch: caecus - blind
Synonyme: Blinddarm, Cecum, Zäkum
Englisch: cecum
Definition
Das Caecum des Pferdes stellt sowohl anatomisch als auch funktionell ein wichtiges Organ bei der Verdauung des Nahrungsbreis dar.
Allgemein
Als Caecum bezeichnet man den blind endenden ersten Abschnitt des Dickdarms. Durch die Plica ileocaecalis ist es mit dem Ileum verbunden und zeigt sowohl in der Anatomie als auch in der Physiologie große tierartliche Unterschiede. Einen Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) findet man bei den Haussäugetieren nicht. Alleine Hasen und Kaninchen besitzen einen.
Der Blinddarm des Pferdes verdient aus mehreren Gründen eine genauere Betrachtung:
Anatomie
Das Caecum beim Pferd weist mit 16 bis 68 Litern (im Mittel mit 30 Litern angegeben) ein beträchtliches Fassungsvermögen auf. Man gliedert es in einen Kopf (Basis caeci), einen Körper (Corpus caeci) und in eine Spitze (Apex caeci). Die Länge misst in etwa 1 m. Betrachtet man das Caecum von der Seite, so weist es eine kommaförmige Gestalt auf. Hinzu kommen Bandstreifen (Tänien), die dem Blinddarm seine charakteristische Gestalt verleihen.
Basis caeci
Entwicklungsgeschichtlich stellt das Basis caeci der blasenförmig erweiterte Anfangsabschnitt des Kolons dar. Aufgrund dessen sind beim Pferd nur der Körper und die Spitze des Caecums den anderen Haussäugetieren homolog. Unter der Berücksichtigung der Entwicklungsgeschichte mündet auch beim Pferd das Ileum an der Grenze zwischen Caecum und Colon. So füllt das Basis caeci den größten Teil des rechten dorsalen Bauchhöhlenquadranten aus und reicht vom Beckeneingang bis in etwa Höhe des 14. Interkostalraums und somit in den intrathorakalen Abschnitt der Bauchhöhle hinein.
Die dorsale Krümmung (Curvatura caeci major) weist einen Verklebungsbezirk mit dem Dach der Bauchhöhle auf. Die rechte Niere ist somit in diese retroperitoneale Befestigung einbezogen. Die Verklebung erstreckt sich nach kaudal bis in etwa zum zweiten Lendenwirbel. Die linke Blinddarmseite findet ihre Befestigung an der Gekrösewurzel (Radix mesenterii). Die kleine Krümmung (Curvatura caeci minor) weist von medial kommend eine Öffnung für das Ileum auf. Die Öffnung für das Kolon (Ostium caecocolicum) liegt am Scheitelpunkt des eingerollten Blinddarmkopfes. Innerhalb der Öffnung wird durch zwei Schleimhautfalten eine Klappe geformt, die man Valva caecocolica nennt. Hinzu kommt noch ein kräftiger Musculus sphincter caeci, der das Ostium caecocolicum umgibt.
Corpus caeci
In der rechten Flankengegend weist das Corpus caeci nach ventral und zieht im weiteren Verlauf der ventralen Bauchwand anliegend nach kranial. Während des Verlaufs gelangt das Caecum nach medial und somit - nach dem Überqueren der ventralen Kolonlängslage - zwischen beide ventralen Längslagen des Colon ascendens.
Apex caeci
Aufgrund des Verlaufs des Corpus caeci kommt der Apex caeci in eine mediane Lage kaudal vom Schaufelknorpel (Cartilago xiphoidea) zum liegen. Die konvexe Curvatura caeci major weist demnach nach kaudoventral, die konkave Curvatura caeci minor nach kraniodorsal.
Tenia caeci
Am Blinddarm kann man vier so genannte Bandstreifen (Tänien, Tenia caeci) auffinden. Darunter versteht man durch elastische Fasergeflechte verstärkte Verdickungen des Stratum longitudinale der Tunica muscularis. Durch diese Tänien wird das Caecum in der Verlaufsrichtung des Darmes etwas zusammengerafft, sodass sich die Darmwand zwischen den im Abstand von 90° angeordneten Bandstreifen als Poschenreihen ausbuchtet. Diese Poschen sind durch die Plicae semilunares caeci in einzelne Aussackungen (Haustra caeci) unterteilt. Die in das Darminnere ragenden Plicae semilunares sind an der Außenfläche als Furchen erkennbar. Intra vitam ist diese haustrale Segmentierung inkonstant, da sie sich durch die peristaltische Kontraktion der Darmwand verändert.
Zwei der vier Bandstreifen, Tenia dorsalis und Tenia medialis, verlaufen bis an die Blinddarmspitze. So entspringt an der Tenia dorsalis die zum Ileum ziehende Plica ileocaecalis und an der Tenia lateralis die Plica caecocolica, die ihren Ansatz an der Tenia libera lateralis des Colon ventrale dextrum findet. Außerdem verlaufen entlang der medialen und lateralen Tänie die Blutgefäße des Blinddarms. An ihnen und an der Tenia dorsalis findet man die Lymphonodi caecales. Die Tenia ventralis besitzt weder Gefäße, noch enthält sie Lymphknoten.
Peristaltik
Die Richtung der Peristaltik des Blinddarms verläuft vom Apex caeci zum Basis caeci. Die Muskularis kontrahiert und schleudert dabei die Ingesta aus dem Corpus caeci gegen die große Kurvatur des Blinddarmkopfes, wobei die Nahrung dann in den kranioventral überhängenden Abschnitt fällt. Von hier aus kann sie dann über das Ostium caecocolicum in den Anfangsabschnitt des Colon ascendens gelangen. Die Ingesta verweilt im Schnitt ca. 24 Stunden im Caecum, wobei etliche Fermentationsprozesse stattfinden.
Klinik
Beim Pferd stellt die Basis caeci oftmals der Ort für Blinddarmobstipationen dar. Aufgrund dieser tierspezifischen Verstopfung staut sich immer mehr fester Darminhalt in der großen Kurvatur an, was zum weiteren Einrollen des Blinddarmkopfes zur Folge hat. Schlussendlich erfolgt ein Verschluss des Ostium caecocolicum.
Aufgrund dessen, dass der Blinddarmkopf keine zusätzliche Befestigung erfährt, kann es zu einer so genannten Blinddarmabknickung (Flexio caeci) kommen. Bei einer solchen Abknickung verlagert sich der Apex caeci über lateral nach kaudal, sodass im fortgeschrittenen Stadium eine Strangulationsnekrose des abgeknickten Darmteils erfolgen kann.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008.