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Oesophagus (Veterinärmedizin)

Synonym: Speiseröhre, Esophagus, Ösophagus

1. Definition

Der Oesophagus ist ein Muskelschlauch mit geschichtetem Wandbau, der bei allen Haussäugetieren den Pharynx mit dem Magen verbindet.

2. Anatomie

Der Oesophagus nimmt seinen Ursprung als Fortsetzung des Schlundkopfes hinter dem kaudalen Schlundkopfschnürer. Sowohl beim Hund als auch bei der Katze kann das Limen pharyngooesophageum als kraniale Begrenzung der Speiseröhre angesehen werden. Je nach Lage, kann der Oesophagus in drei Abschnitte unterteilt werden:

  • Halsteil (Pars cervicalis oesophagi)
  • Brustteil (Pars thoracica oesophagi)
  • Bauchteil (Pars abdominalis oesophagi)

2.1. Halsteil

Der Halsteil (Pars cervicalis oesophagi) ist zwischen den Musculus longus colli eingeschoben und befindet sich somit im zentralen Halsbindegewebsraum. Anfangs befindet er sich in der Medianebene dorsal der Trachea, wendet sich jedoch im kaudalen Drittel auf die linke Seite. In diesem Abschnitt können magenwärts geleitete Bissen oder abgeschlucktes Wasser durch Vorwölbung ersichtlich werden. Gleichzeitig kann hier beim Legen einer Magensonde an dieser Stelle der korrekte Sitz kontrolliert werden.

Um den Oesophagus operativ zugänglich zu machen, eignet sich der nach links verlagerte Abschnitt besonders gut. Wichtige Nachbarsstrukturen in dieser Region sind:

2.2. Brustteil

Der Brustteil (Pars thoracica oesophagi) nimmt seinen Beginn auf Höhe der Apertura thoracica cranialis. Nachdem der Oesophagus im kaudalen Drittel des Halsteils auf der linken Seite der Trachea zum Liegen gekommen ist, schiebt er sich im kranialen Mittelfell wieder auf die Dorsalseite der Trachea. Dabei tritt die Pars thoracica oesophagi über die Luftröhrengabelung (Bifurcatio tracheae) hinweg und verläuft im mittleren Mediastinum rechtsseitig am Arcus aortae vorbei. Im weiteren Verlauf legt sich der Oesophagus unter die Aorta thoracica, die in diesem Abschnitt vom Truncus vagalis dorsalis und ventralis begleitet wird.

Auf der rechten Seite der Pars thoracica oesophagi ist bei Hund, Katze und Schwein das geräumige Cavum mediastini serosum ausgebildet, das beim Pferd und Wiederkäuer deutlich kleiner ist. Hier befinden sich in unmittelbarer Nähe die Lymphonodi mediastinales caudales.

Im letzten Abschnitt des Brustteils zieht der Oesophagus dem Hiatus oesophageus entgegen.

2.3. Bauchteil

Nach dem Passieren des Hiatus oesophageus zieht der Oesophagus als Bauchteil (Pars abdominalis oesophagi) weiter nach kaudal. Dieser Abschnitt ist variabel ausgebildet, weist jedoch in den meisten Fällen nur einen kurzen Verlauf über die Impressio oesphagea am Dorsalrand der Leber auf und findet sein Ende im Ostium cardiacum des Magens.

Dieser Abschnitt ist beim Hund und bei der Katze allenfalls 5 bis 10 mm lang, ist bei den meisten Tieren jedoch kaum ausgebildet.

2.4. Gefäßversorgung

2.4.1. Arterien und Venen

Da der Oesophagus mehrere Abschnitte besitzt, werden auch diese von unterschiedlichen Gefäßen gespeist:

2.4.2. Lymphdrainage

Die regionären Lymphknoten sind:

2.5. Innervation

Der Oesophagus wird durch den Nervus vagus innerviert, von dem zahlreiche Rami oesophagei abzweigen:

3. Histologie

Der Oesophagus weist einen fünfschichtigen histologischen Wandbau auf:

Folgende Tabelle bietet einen allgemeinen Überblick über die unterschiedlichen Speiseröhrenabschnitte der jeweiligen Haussäuger:

Tier Epithel Lamina muscularis mucosae Drüsen (Submukosa) Tunica muscularis Tunica adventitia
Pferd verhornt longitudinale Bündel nur am Übergang Pharynx-Oesophagus 2/3 quergestreift, 1/3 glatt lockeres Bindegewebe
Schwein verhornt kranial nein, kaudal ja kraniale Hälfte 1/3 quergestreift, 1/3 gemischt, 1/3 glatt lockeres Bindegewebe
Wiederkäuer verhornt longitudinale Bündel nur am Übergang Pharynx-Oesophagus durchgehend quergestreift lockeres Bindegewebe
Hund nicht verhornt kranial nein, einzelne Bündel durchgehend durchgehend quergestreift lockeres Bindegewebe
Katze nicht verhornt longitudinale Bündel nur am Übergang Pharynx-Oesophagus 2/3 quergestreift, 1/3 glatt lockeres Bindegewebe

4. Funktion

Der Oesophagus befördert die aufgenommene Nahrung in Form von einzelnen Bissen mittels peristaltischer Kontraktionswellen nach kaudal. Diese Wellen werden im Pharynx beim Abschlucken ausgelöst und schieben den Bolus vor sich her. Rund um den Bolus ist die Eigenmuskulatur erschlafft und die Schleimhaut entfaltet. Werden zu große Bissen abgeschluckt, werden Dehnungsreize ausgelöst, die zu sekundären Kontraktionswellen führen. Somit ergeben sich Störungen der Transportfunktion des Oesophagus u.a. durch festsitzende Fremdkörper oder eine eventuelle Dauerkontraktion der Eigenmuskulatur (Spasmus).

4.1. Wiederkäuer

Die Speiseröhre des Wiederkäuers befördert Nahrung nicht nur magenwärts, sondern saugt sie auch aus dem Magen an und presst sie mundwärts. Für diese Rejektion besitzen Wiederkäuer im Gegensatz zu den Monogastriern einen relativ dünnwandigen, ampullenartig erweiterten Brustteil der Speiseröhre. Während einer Inspiration wird der unter dem Magenmund angesammelte flüssige Futterbrei (Ingesta) bei geöffneter Kardia in den Brustteil der Speiseröhre angesaugt. Das Ansaugen dauert so lange, bis ein reflektorisches Schließen der Kardia erfolgt. Mittels anschließender Kontraktionen presst die Speiseröhre einen Teil der Ingesta zurück in den Hauben-Pansen-Raum (flüssiger Anteil), während der andere Teil in die Mundhöhle gelangt.

Gleichzeitig verlassen auch Gase, die im Zuge der Gärung im Pansen entstehen (Pansengase), über den Oesophagus den Körper. Diese Fluchtstoffe werden nicht einfach über den Pharynx aus dem Körper geleitet, sondern über einen weiteren tierartspezifischen Mechanismus in die Trachea umgeleitet, sodass diese Gase über die Ausatemluft entweichen können. Diesen Vorgang bezeichnet man als Ruktus.

5. Literatur

  • Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band II: Organsysteme. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
  • Egerbacher, Monika, Gabner, Simone et al., Gewebelehre und mikroskopische Anatomie. Skriptum für Übungen und Konversatorien der Histologie. Veterinärmedizinische Universität Wien. Stand: 01.10.2015

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