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Campylobakteriose (Hund)

Synonym: Campylobacter-Enteritis
Englisch: campylobacteriosis

1. Definition

Die Campylobakteriose, auch Campylobacter-Enteritis genannt, ist eine durch Bakterien der Gattung Campylobacter hervorgerufene Infektionskrankheit beim Hund.

2. Ätiologie

Campylbacter spp. sind aerobe bzw. mikroaerophile, gramnegative, spiralförmige und bewegliche Stäbchenbakterien. Einige Campylobacter-Arten sind Kommensalen der Maulhöhle, des Genitaltrakts und des Darmes und kommen als Saprophyten auch in der Umwelt (ubiquitär) vor.

Wichtige Vertreter der Gattung Campylobacter sind beim Hund:

3. Epidemiologie

Junghunde, die noch keinen ausreichenden Antikörperschutz aufweisen und zusätzlich von anderen enteropathogenen Erregern (z.B. Toxocara spp., Giardia spp., Parvo- und/oder Coronaviren) betroffen sind, erkranken besonders häufig.

4. Pathogenese

Eine Infektion mit Campylobacter spp. erfolgt fäkal-oral. Mögliche Erregerquellen sind rohes Hühnerfleisch, rohe Leber, Kutteln oder milchhaltiges Futter sowie kontaminiertes Wasser. Gleichzeitig kann es auch durch die Aufnahme von mit Campylobacter-befallenen Wildtieren (z.B. Vögeln) oder Würmern sowie Arthropoden zu einer Erkrankung kommen.

Verschiedene von Campylobacter jejuni gebildete Virulenzfaktoren (Enterotoxine, Zytokine und Adhärenzfaktoren) tragen zur Pathogenität des Erregers bei.

5. Klinik

Die meisten Hunde sind asymptomatische Träger von Campylobacter spp.

Durchfall tritt besonders bei jungen Hunden (< 6 Monaten) auf. Prädisponierend für eine klinisch manifeste Campylobakteriose sind zusätzliche Krankheiten, Stress, Trächtigkeit oder Operationen. Bei einer Erkrankung kommt es zu unterschiedlich stark ausgeprägten Symptomen, wie z.B. akut einsetzendem, breiig-wässrigem Durchfall, der zum Teil mit Blut und Schleim vermengt ist. Zusätzlich zeigen die Tiere Anorexie, Erbrechen, Fieber und eine Leukozytose. Extraintestinale Symptome wie z.B. Cholezystitis oder Sepsis treten nur in Ausnahmefällen auf. In seltenen Fällen abortieren trächtige Hündinnen.

Ein Großteil der durch Campylobacter spp. hervorgerufenen Durchfälle heilt spontan innerhalb von 10 Tagen ab. Bei rezidivierenden Infektionen bildet sich eine Darmimmunität, die zu schwächeren Krankheitsverläufen führt.

6. Differenzialdiagnosen

Als Differenzialdiagnosen kommen andere Formen einer bakteriellen oder viralen Enteritis oder Enterokolitis in Frage. Zusätzlich sind diätische, toxische, medikamentöse und parasitäre Ursachen auszuschließen.

7. Diagnose

Die Diagnose wird mittels direktem Erregernachweis (PCR) gesichert. Alternativ können die Bakterien auch im Dunkelfeld- oder Phasenkontrastmikroskop im frisch angefertigten Kotausstrich oder mithilfe einer Bakterienkultur auf Spezialnährbodem (um das Wachstum der Fäkalflora zu unterdrücken) nachgewiesen werden.

8. Therapie

Eine antibiotische Therapie verkürzt den Krankheitsverlauf und reduziert gleichzeitig die Ausscheidung von Campylobacter spp., was das Ansteckungsrisiko von im gleichen Haushalt lebenden Tieren sowie Menschen verringert. Als Mittel der Wahl gilt Erythromycin (20 mg/kgKG BID p.o. über 5 bis 21 Tage). Alternativ wirken auch Cephalosporine (20 mg/kgKG TID über 21 Tage) und Enrofloxacin (5 mg/kgKG BID über 5 bis 7 Tage).

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Abhängig von der Klinik sind zusätzlich noch symptomatische Maßnahmen (z.B. Infusionen, Antiemetikagabe und Spezialdiäten) zu treffen.

9. Prognose

Die Prognose ist gut, Rezidive sind jedoch möglich.

10. Prophylaxe

Um einer Infektion mit Campylobacter spp. vorzubeugen, sollte die Aufnahme von unpasteurisierter Milch, kontaminiertem Wasser und rohem Fleisch eingeschränkt werden. Betroffene Tiere sind vorübergehend zu isolieren. Gleichzeitig ist auf eine strikte Hygiene zu achten. Sie umfasst u.a. die Reinigung und Desinfektion von Kotabsatzplätzen und das Tragen von Handschuhen.

11. Zoonotische Bedeutung

Campylobacter jejuni ist ein Zoonoseerreger, der weltweit Gastroenteritiden beim Menschen verursacht. Eine seltene, aber mögliche Komplikationen einer Campylobacter-Enteritis ist u.a. das Guillain-Barré-Syndrom. Es wird angenommen, dass etwa sechs Prozent aller Campylobacter-Infektionen beim Menschen vom Haustier übertragen wurden.

12. Quellen

  • Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
  • Karama M, Cenci-Goga BT, Prosperi A, Etter E, El-Ashram S, McCrindle C, Ombui JN, Kalake A. 2019. Prevalence and risk factors associated with Campylobacter spp. occurrence in healthy dogs visiting four rural community veterinary clinics in South Africa. Onderstepoort J Vet Res 28;86(1):e1-e6. DOI: 10.4102/ojvr.v86i1.1673.
  • Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2014. Zoonosen durch Hunde (abgerufen am 30.01.2021)

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