Campylobacter jejuni
Definition
Campylobacter jejuni ist ein pathogenes, aerobes Proteobakterium der Gattung Campylobacter.
Genetik
Das Genom vieler Campylobacter-jejuni-Stämme ist vollständig sequenziert. Die DNA besteht aus mehr als 1,6 Mio. Basenpaaren, die über 1.600 verschiedene Proteine kodieren. Es enthält nur wenige Repeats und Phagen-assoziierte Sequenzen. Ein typisches Merkmal sind kurze hypervariable Sequenzen für Oberflächenproteine, die sehr wahrscheinlich der Immunevasion dienen.
Campylobacter jejuni kann durch DNA-Transfer von einem anderen Bakterium oder durch Aufnahme freier DNA aus Biofilmen sein Genom verändern. Das erleichtert dem Erreger die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen.
Infektionswege
Die Infektion erfolgt über die orale Aufnahme der Erreger mit Nahrungsmitteln oder durch fäkal-orale Schmierinfektion. Typische Infektionsquellen sind:
- kontaminierte Lebensmittel, insbesondere nicht ausreichend erhitztes Geflügelfleisch und nicht pasteurisierte Kuhmilch (Rohmilch)
- verunreinigtes Trink- und Oberflächenwasser
- Haus- und Nutztiere sowie deren Ausscheidungen
Der Erreger wird bis zu 4 Wochen nach Abklingen einer Campylobacter-Enteritis über den Stuhl ausgeschieden.
Erkrankungen
Durch seine spiralige Form und die sehr gute Beweglichkeit kann Camphylobacter jejuni das Darmepithel durchdringen und sich subepithelial verbreiten. Der Erreger bildet ein hitzestabiles Enterotoxin. Als Infektionsfolge steigt die Konzentration von Immunglobulin A. Typische Krankheitsbilder sind:
Komplikationen
Bei Immunsuppression, sehr jungen oder alten Patienten kann es zu generalisierten Verläufen mit Peritonitis, Meningitis und Sepsis kommen. Weitere mögliche Komplikationen sind:
Diagnostik
Direkter Erregernachweis
Die Diagnose einer akuten Infektion mit Campylobacter jejuni lässt sich durch die bakteriologische Untersuchung einer frischen Stuhlprobe sichern. Die Stuhlprobe sollte im Stadium der akuten Symptomatik gewonnen werden und zeitnah ins Labor gebracht werden, da die Erreger empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen sind.
Die Sicherung der Diagnose erfolgt in der Regel durch Anzucht auf einem Selektivnährmedium unter mikroaerophilen Bedingungen bei 37° bis 42° C für mindestens 48 Stunden (z.B. CCD-Agar). Zusätzlich erfolgt eine Antibiotika-Resistenzbestimmung.
Alternativ können ein Antigennachweis mittels ELISA oder ein Nachweis der bakteriellen DNA via PCR aus dem Stuhl erfolgen.
Indirekter Erregernachweis
Im Rahmen von Folgeerkrankungen, wie der reaktiven Arthritis, ist die serologische Diagnostik die Methode der Wahl. Hierbei werden spezifische Antikörper gegen Campylobacter jejuni mittels Komplementbindungsreaktion oder ELISA aus 1 ml Serum detektiert.
Der Normwert liegt bei einem Titer unterhalb von 1:10. Ab einem Titer von 1:80 ist der Test als positiv zu werten.
Bei einem erhöhten Titer besteht der Verdacht auf eine akute Infektion, es sollte eine Kontrolle nach 14 Tagen stattfinden. Ein signifikanter Titeranstieg bei der Kontrolluntersuchung zeigt eine sichere Infektion an. Die Antikörper persistieren bei durchgemachter Infektion oft nur kurz.
Therapie
In der Regel verlaufen Campylobacter jejuni-Infektionen selbstlimitierend. Eine antibiotische Therapie ist nur in Einzelfällen angezeigt, hier sind Makrolidantibiotika (z.B. Erythromycin) die erste Wahl.
Alternativ können Aminopenicilline, Tetrazyklin, Aminoglykoside oder Chinolone eingesetzt werden.
Prävention
Die beste Prävention von Campylobacter-jejuni-Infektionen ist der hygienische Umgang mit potentiell kontaminierten Lebensmitteln und deren richtige Zubereitung.
- Durchgaren von Gefügelfleisch vor dem Verzehr (Temperatur im Fleischinneren > 75 °C)
- Händewaschen vor und nach der Zubereitung des Lebensmittels
- Messer- und Schneidebrettwechsel bzw. gründliche Reinigung unter heißem Wasser
Meldepflicht
Infektionen mit Campylobacter jejuni unterliegen in Deutschland der Meldepflicht durch das nachweisende Laboratorium.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 16.02.2021
- Robert Koch Institut: Campylobacter-Enteritis (2018); abgerufen am 16.02.2021