Psoriasis vulgaris
von lateinisch: vulgaris - gewöhnlich, häufig
Synonym: Plaque-Psoriasis, stationäre Psoriasis
Englisch: plaque psoriasis, psoriasis vulgaris
Definition
Die Psoriasis vulgaris oder Plaque-Psoriasis ist die häufigste klinische Form der Schuppenflechte (Psoriasis). Sie ist eine chronische Hauterkrankung, die sich durch rötliche, erhabene und scharf begrenzte Plaques mit grob-silbriger Schuppung (erythematosquamöse Plaques) auf der Haut bemerkbar macht.
Epidemiologie
Die Prävalenz der Psoriasis in den USA und Europa liegt bei etwa 2 %. Die Psoriasis vulgaris ist dabei die häufigste Form. Hellhäutige Menschen sind häufiger betroffen.
Einteilung
...nach Krankheitsbeginn
Man unterscheidet zwei Formen der Psoriasis vulgaris.
Typ-I-Psoriasis
Die Psoriasis vulgaris Typ I liegt in etwa 60 bis 70 % der Fälle vor und manifestiert sich vor dem vierzigsten Lebensjahr. Es findet sich eine familiäre Häufung. In etwa 95 % der Fälle liegen Histokompatibilitätsantigene HLA-Cw 6 und HLA-Dr 7, sowie HLA-B 17 und HLA-B 57 vor, die auf dem kurzen Arm von Chromosom 6 lokalisiert sind. Der Verlauf ist meist schwer.
Typ-II-Psoriasis
Die Typ-II-Psoriasis repräsentiert die Spätmanifestation, die in etwa 30 bis 40 % der Fälle auftritt – häufig erst nach dem vierzigsten Lebensjahr. Sie verläuft meist milder als der Typ I. Eine familiäre Häufung und eine Kopplung an bestimmte Histokompatibilitätsantigene liegen hier nicht vor.
...nach klinischer Ausprägung
Die wichtigsten klinischen Ausprägungsformen der Psoriasis sind:
- chronische Plaque-Psoriasis: "klassische" Psoriasis vulgaris
- Psoriasis guttata: tropfenförmig, meist nur akut exanthematischer Verlauf
- Psoriasis inversa: intertriginöser Befall
- Psoriasis genitalis
- Psoriasis capitis
- Nagelpsoriasis
- lineare Psoriasis: seltene Variante, die Plaques sind entlang der Blaschko-Linien angeordnet
- Psoriasis erythrodermica
...nach Morphologie
Bei der Psoriasis vulgaris können die Krankheitsherde unterschiedliche Formen annehmen. Dazu gehören:
- Psoriasis punctata (punktförmig)
- Psoriasis nummularis (münzgroß)
- Psoriasis anularis (ringförmig)
- Psoriasis gyrata (girlandenartig)
- Psoriasis geographica (landkarten-ähnlich)
Die Unterscheidung der morphologischen Varianten hat in der klinischen Praxis kaum Relevanz, da sich daraus keine therapeutische Konsequenzen ableiten.
Symptome
Die typischen und namensgebenden Hautveränderungen der Plaque-Psoriasis sind die erythrosquamösen Plaques. Sie sind als leicht über das Hautniveau der Umgebung erhabene, gerötete und mit groben silbrig-weißen Schuppen bedeckte Hautareale erkennbar. Häufig sind sie an den Streckseiten der Extremitäten (Knie, Ellenbogen, Schienbein) sowie an der Kopfhaut, im Bereich der Rima ani, retroaurikulär, umbilikal und lumbosakral lokalisiert. Die meisten Patienten beklagen Juckreiz im Bereich der Hautveränderungen. Mechanische Reize auf der Haut (z.B. Kratzen) können die Entstehung von neuen Plaques triggern (Köbner-Phänomen).
Die Psoriasis ist mit weiteren Erkrankungen wie u.a. Adipositas, Depression, Morbus Crohn, Uveitis sowie dem metabolischen Syndrom assoziiert.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Die Diagnosestellung der Psoriasis vulgaris erfolgt üblicherweise anhand des klinischen Bildes.
Es werden drei Phänomene bei Ablösung einer Psoriasisschuppe beschrieben:
- Kerzenwachsphänomen: Die Schuppe lässt sich wie Wachs einer Kerze abschilfern.
- Letztes Häutchen: Weiteres Abkratzen der Schuppen lässt eine letzte intakte Epidermisschicht sichtbar werden.
- Auspitz-Phänomen (Phänomen des blutigen Taus): Beim Entfernen des letzten Häutchens kommt es zu punktförmigen Blutungen.
Histopathologie
Zusätzlich kann eine Probenentnahme mit histopathologischer Untersuchung zur definitiven Diagnosestellung bzw. zum Ausschluss von Differentialdiagnosen notwendig sein.
Das histologische Bild der Psoriasis zeichnet sich typischerweise durch eine Hyperparakeratose, Akanthose, einen Verlust des Stratum granulosum, Munro-Mikroabszesse (subkorneal eingewanderte neutrophile Granulozyten) sowie kolbenförmig aufgetriebene Papillarkörper aus.
Schweregrad
Es gibt unterschiedliche Scoringsysteme zur Schweregradeinteilung der Psoriasis:
Therapie
Je nach Schweregrad werden verschiedene Therapieansätze zur Verbesserung der Symptome und Lebensqualität angewendet. Als Basistherapie können keratolytisch wirksame Substanzen (Harnstoff und Salicylsäure) zur topischen Applikation eingesetzt werden.
Weiterhin kommen folgende topische Wirkstoffe in Frage:
- Calcineurininhibitoren (z.B. Pimecrolimus und Tacrolimus als Off-Label-Use)
- Glukokortikoide (z.B. Betamethason, Mometasonfuroat, Clobetasolpropionat )
- Vitamin-D-Analoga (z.B. Calcipotriol)
- Dithranol
Zusätzlich kann eine Phototherapie (Schmalspektrum-UVB- oder PUVA-Therapie) erwogen werden.
Bei mittelschwerer und schwerer Psoriasis (PASI > 0 und DLQI >10) und/oder Psoriasisarthritis wird eine systemische Therapie empfohlen. Folgende Medikamente werden hierfür verwendet:[1]
Leitlinie
- AWMF: S3-Leitlinie Therapie der Psoriasis vulgaris, Stand 2021
Literatur
- S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Update 2017, abgerufen am 20.01.2020
- Plewig et al., Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie, 7. Auflage, Springer, 2018
Quellen
- ↑ Sbidian E et al. Systemic pharmacological treatments for chronic plaque psoriasis: a network meta-analysis, Cochrane Database Syst Rev. 2017 Dec 22;12:CD011535, abgerufen am 20.01.2020
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