TNF-Hemmer
Synonyme: TNF-Blocker, TNF-Inhibitor, TNF-alpha-Inhibitor, TNF-α-Inhibitor
Englisch: TNF inhibitor
Definition
Als TNF-Hemmer werden Arzneistoffe bezeichnet, die durch Hemmung des Tumornekrosefaktors (TNF) eine antiphlogistische Wirkung besitzen und gegen eine Reihe entzündlicher Erkrankungen angewendet werden. TNF-Hemmer gehören zu den Disease-modifying anti-rheumatic drugs (DMARDs).
Hintergrund
Der Tumornekrosefaktor ist ein wichtiger Entzündungsmediator, der durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe zur Entstehung von Fieber und Entzündungsreaktionen beiträgt. TNF beeinflusst auch die Aktivität des Immunsystems, kann eine Apoptose induzieren und das Gewebewachstum anregen.
Obwohl der Signaltransduktionsweg von TNF in seiner Gesamtheit komplex ist und noch nicht vollständig aufgeklärt wurde, gilt als gesichert, dass die entzündungsfördernden Effekte von TNF-alpha primär auf der Aktivierung von NF-κB beruhen. In nahezu allen Zelltypen führt die Exposition gegenüber TNF-alpha zu einer Aktivierung von NF-κB und damit zur Expression zahlreicher entzündungsassoziierter Gene.[1]
Wirkmechanismus
Autoimmunerkrankungen sind durch die Wirkung proinflammatorischer Mediatoren geprägt. Diese sind Bestandteil eines komplexen Netzwerks, das durch den Tumornekrosefaktor gesteuert wird.[1]
TNF-Inhibitoren wirken, indem sie die Bindung von TNF an seine zellulären Oberflächenrezeptoren (TNFRs) blockieren. Dadurch wird die biologische Aktivität von TNF reduziert und die nachgeschaltete Aktivierung TNF-vermittelter zellulärer Signalwege gehemmt. In der Folge kommt es zu einer Abschwächung der durch TNF induzierten Entzündungsreaktionen und zu einer Modulation entzündungsassoziierter pathologischer Prozesse.
Vertreter
Die wichtigsten medizinisch genutzten Vertreter der TNF-Blocker sind monoklonale Antikörper. Hierzu zählen:
Ein weiterer Vertreter ist das gentechnologisch hergestellte Protein Etanercept.
Indikationen
TNF-Hemmer werden insbesondere gegen folgende Krankheitsbilder eingesetzt:
Nebenwirkungen
Unter Therapie mit TNF-Hemmern kann es zu schweren bakteriellen Infektionen und Pilzinfektionen kommen. TNF-Hemmer beeinträchtigen vor allem die Funktion der T-Lymphozyten. Daher wurde auch schwere, in Einzelfällen tödliche Reaktivierungen einer latenten Tuberkulose beobachtet.
Vor Beginn einer Therapie mit TNF-Hemmern müssen Patienten auf die Möglichkeit einer aktiven oder latenten Tuberkulose untersucht werden, zum Beispiel mittels Interferon-Gamma-Release Assay. Umgekehrt ist dieser Test unter Therapie mit TNF-Hemmern nicht aussagekräftig, da das Testprinzip auf der Reaktion der T-Lymphozyten beruht. Darüber hinaus ist vor Therapiebeginn ein Screening auf Hepatitis B obligat.
Bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen mit TNF-Hemmern ist das Risiko, an hellem Hautkrebs (NMSC) zu erkranken, leicht erhöht. Das relative Risiko liegt bei 1,28 (95 % KI 1,19–1,38; I² = 45,6 %).[2] Diese Risikoerhöhung ist für die Patientenaufklärung relevant.[3]
Im Vergleich zu konventionellen DMARDs (csDMARDs) zeigen einzelne Studien auch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Melanomen, allerdings ist dieser Zusammenhang in Metaanalysen nicht einheitlich belegt.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Holbrook J et al. Tumour necrosis factor signalling in health and disease. F1000Res. 2019;8: F1000 Faculty Rev-111.
- ↑ rheumatologyadvisor.com - Nonmelanoma Skin Cancer Risk Increased With Anti-TNF Use in Rheumatoid Arthritis, 2020
- ↑ Burkhard et al., Hautmalignome und immunmodulierende Antirheumatikatherapie, Z Rheumatol 2016