Fumarsäure
Synonyme: Acidum fumaricum, trans-Butendisäure u.a.
Handelsnamen: Zitronensäurezyklus-Heel®, Tecfidera® u.a.
Englisch: fumaric acid
Definition
Fumarsäure ist eine ungesättigte, aliphatische Dicarbonsäure aus der Klasse der Fruchtsäuren und findet in der Dermatologie Anwendung. Der Wirkstoff kommt in verschiedenen Pflanzen, insbesondere in größeren Mengen in Erdrauch und in Pilzen vor.
Indikationen
Fumarsäure ist zur Therapie der Psoriasis indiziert. Außerdem ist Dimethylfumarat, ein Ester der Fumarsäure, seit 2014 unter dem Handelsnamen Tecfidera® zur Behandlung schubförmig remittierender multipler Sklerose (MS) zugelassen.
Applikationsformen
Das Arzneimittel wird topisch, oral oder als Injektion appliziert. Das neue orale MS-Mittel wird in Form von Kapseln eingenommen.
Wirkmechanismus
Fumarsäure wirkt immunsuppressiv und immunmodulierend. Es hemmt zum einen die T- sowie B-Lymphozyten, und zum anderen die Th1-Zellen des Immunsystems. Die Substanz moduliert eine entzündliche Th1-Immunantwort in eine antientzündliche Th2-Immunantwort.
Der schubreduzierende Effekt bei MS, einer weiteren Th1-abhängigen Erkrankung, beruht auf der Freisetzung des Zellschutzfaktors Nrf 2 und dem direkten Schutz vor oxidativem Schaden. Dadurch, dass der Zellkernfaktor stimuliert wird, kommt es zur Hemmung der Zytokinproduktion und zu einer kontinuierlichen Immunsupprimierung.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
- allergische Hautreaktionen: Pruritus, Flush
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Diarrhoe, Bauchschmerzen, Sodbrennen, Flatulenz
- Störungen des Blutbilds: Senkung der Lymphozyten
- erhöhte Leberwerte
- Kopfschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- schwere Lebererkrankungen
- schwere Nierenerkrankungen
- schwere gastrointestinale Erkrankungen: Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Kinder und Jugendliche
Studienlage
Durch zwei Phase-III-Studien DEFINE und CONFIRM wurde die Wirksamkeit der körpereigenen modifizierten Substanz aus dem Zitratzyklus auch bei Patienten mit schubförmig verlaufender multipler Sklerose nachgewiesen, wonach die Schubfrequenz durch den Wirkstoff um rund die Hälfte reduziert werden konnte. Aufgrund der guten Verträglichkeit, Wirksamkeit sowie der oralen Applikation wird Fumarsäure als Meilenstein in der Therapie der Multiplen Sklerose betrachtet. Nach einer positiven Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vom Frühjahr 2013 wurde Dimethylfumarat 2014 zur verlaufsmodifizierenden Therapie der schubförmig remittierenden MS zugelassen.