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Dimethylfumarat

Handelsnamen: Tecfidera®, Skilarence®
Synonym: Fumarsäuredimethylester
Englisch: dimethyl fumarate

1. Definition

Dimethylfumarat, kurz DMF, ist ein Arzneistoff, der aus Fumarsäure und 2 Molekülen Methanol entsteht. Er wird zur Immunmodulation bei Multipler Sklerose und Psoriasis eingesetzt.

2. Chemie

Dimethylfumarat hat die Summenformel C6H8O4. Die molekulare Masse beträgt 144,1 g/mol. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als weisses Pulver vor, das gut löslich in Aceton, wenig löslich in Ether und so gut wie unlöslich in Wasser ist.

3. Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus ist bisher (2024) noch nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, dass die immunmodulatorischen und antioxidativen Effekte von Dimethylfumarat durch die Interaktion mit dem intrazellulären Thiol-System zustande kommen.

Bei Multipler Sklerose (MS) soll Dimethylfumarat den Nrf2-Signalweg aktivieren, und so immunmodulatorisch und entzündungshemmend wirken. Nrf2 ist ein Transkriptionsfaktor, dessen Aktivierung die Transkription von Genen anstößt, die antiinflammatorische und antioxidative Proteine kodieren.

Tierversuche sowie Experimente an Zellkulturen lassen vermuten, dass Dimethylfumarat den HCA2-Rezeptor blockiert und so das Einwandern von neutrophilen Granulozyten in das ZNS verhindert.[1]

4. Indikationen

Zusammen mit anderen Estern der Fumarsäure wird der Wirkstoff aufgrund seiner immunmodulatorischen Eigenschaften zur Therapie der Psoriasis und der Multiplen Sklerose eingesetzt.

5. Nebenwirkungen

2013 wurden im New England Journal of Medicine vier Fallberichte publiziert, die über die Entwickung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) unter Einahme von Dimethylfumarat (Fumaderm®) zur Psoriasis-Behandlung berichten.[2]

Im Dezember 2014 veröffentlichte der Hersteller einen Rote-Hand-Brief zu Tecfidera®, nachdem eine MS-Patientin an den Folgen einer PML nach 4,5-jähriger Gabe des Arzneimittels (worunter 3,5 Jahre eine Lymphopenie bestand) verstorben war.[3]

6. Pharmakoökonomie

Mit 7,8 Millionen DDD zulasten der GKV war Dimethylfumarat im Jahr 2021 der am häufigsten verordnete Wirkstoff zur Behandlung der Multiplen Sklerose in Deutschland. Dies entsprach einem Anstieg von 7,2 % gegenüber dem Vorjahr. Die Jahrestherapiekosten betragen rund 11.000 Euro (Stand 2023).[4]

7. Nichtmedizinische Verwendung

Außerhalb der Medizin wird Dimethylfumarat als Biozid gegen Schimmelpilzbefall eingesetzt. Seit 2009 gilt in der EU allerdings ein Verwendungsverbot, da es gehäuft zur Auslösung allergischer Reaktionen kam.

8. Quellen

  1. Max-Planck-Gesellschaft – Wirkmechanismus von neuem Medikament gegen Multiple Sklerose entdeckt, abgerufen am 16.01.2024
  2. Bericht im Deutschen Ärzteblatt
  3. Rote-Hand-Brief zu Tecfidera®
  4. Wolf-Dieter Ludwig, Bernd Mühlbauer, Roland Seifert (2023): Arzneiverordnungs-Report 2022, Springer-Verlag GmbH, Berlin

9. Bildquellen

  • Strukturformel von Dimethylfumarat, Creative Commons - gemeinfrei
Stichworte: Arzneistoff, Ester
Fachgebiete: Biochemie

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21.03.2024, 09:10
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